Nachdem das Lebenslicht meines Zuschneide-Schätzchens, einer uralten Kommode, die einst ein jämmerlich vermacktes, grausames rotbraun trug, und von mir liebevoll mit einer schönen Lasur zur Diva aufgehübscht, statt der maroden Rückwand mit einer Werkzeugwand versehen, und mit Stützfüßen auf eine für mich Giraffantin angenehme Arbeitshöhe bugsiert worden war, nun leider irreparabel, irreversibel, quasi endgültig erloschen ist, stand ich da mit meinem Kram, den meine brave Gefährtin mit dem überaus aufnahmefähigen Bauch stets so klaglos für mich verwahrte.
Wie weitermachen ohne ihre marmorne Stütze, famoser Untergrund meiner grünen Schneidematte, und meiner bisweilen jämmerlichen Zeichen-, und Schneideversuche? Es war eine bewegende Trennung, als ich die Gute auseinander schraubte und ihrer endgültigen, ziemlich unglamourösen Ruhestätte zuführte, aber was nützte es? Mir blieb nur noch, lebe wohl, meine Tapfere! zu hauchen, und eine Neubesetzung für die schmerzliche Vakanz zu suchen. Nur: WAS? WIE? WO??? Eine Fahndung nach gebrauchten alten, möglicherweise gar ungeliebten Kommoden-Schätzchen mit passender Statur in halbwegs erträglicher Abhol-Distanz verlief äusserst unergiebig. Schwedische Leichtgewichte in Foliengewändern liegen mir nicht, zudem passte meist die Höhe nicht, und eine neue Kommode gleich wieder umbauen? Auch eher unsexy.
Robust sollte die Neue sein, ausreichend hoch, und dennoch ansehnlich - das kann doch nicht so schwer sein?!
Eine Kücheninsel vielleicht? In meiner Zauberküche steht so eine Madame, sie beherbergt meinen Herd, und rundherum können liebe Gäste an ihr Platz nehmen, und mir beim Kochen zugucken, oder auch mal in einem unbeobachteten Moment in die Suppe spucken :D, wer weiss das schon so genau. Die Insel schweigt dazu jederzeit fürnehm, sie steht quasi über den Dingen, und ist zu diesem Zweck so hochgewachsen, dass sie mir Kochvergnügen ohne Rückenverrenkung beschert, die Gute, da muss man ihr ihre Verschwiegenheit schon einmal nachsehen.
So teuer kann so eine Grand Dame doch ohne E-Geräte nicht sein?, dachte ich mir sehr blond und noch blauäugiger, jedoch gefehlt - sie kann! Die Zahl, die mir der befragte Küchenbauer für zwei 60er, zwei 40er Schubladenschränke mit Arbeitsplatte in_klu_sive Montage nannte, war jedenfalls vierstellig. Und vorne stand KEINE 1. Karl, mei Droppe!!
Aber es half ja nix, also: weiter suchen.
Nach endlosen Recherchen mit zahlreichen Daskanndochnichtwahrseins wurde ich letztlich im Werkstattbereich fündig. Hier hatte man vollstes Verständnis dafür, dass ein langbeiniger Mensch angesichts einer Arbeitstischhöhe von 84 Zentimetern nur müde lächelnd abwinken kann, will er nicht Unsummen zum Osteopathen oder ins Feldenkrais tragen. Auf Jahre, versteht sich!
Robust, klar, strukturiert, variabel - die Heimwerker wissen offensichtlich, wie man es sich gut gehen lassen kann .Und so ist es seit eben amtlich. In spätestens zwei Wochen ziehen zwei Handwerksburschen bei mir ein, und werden Rücken an Rücken stehend den meinen entlasten.
Hoffe ich jedenfalls .
Es ist doch immer wieder verblüffend, wie irritierend gerade die scheinbar kleinen Dinge des Lebens, die man oft so selbstverständlich hin-, und manchmal nicht einmal wirklich wahrnimmt, sich auswirken können, wenn sie dann mal nicht mehr da sind.
In diesem Sinne: ein Hoch auf gute Arbeitstische, und Menschen, die sie bauen, ohne mich oder sich in den Ruin zu stürzen!