Grüß euch!
Kurz zu mir, ich heiß Martin, 87er Baujahr und komme aus Österreich. Meine Großmutter war professionelle Schneiderin und hat meiner Freundin und mir ihre alte Singer 20u professional vererbt. Ich komme zwar eigentlich aus der Metallbranche (Feinwerktechniker) aber ich dachte mir das Nähen wäre eine sehr interessante und praktische Fertigkeit. Mich interessiert vor allem die Verarbeitung von sehr robusten Kunstfasergeweben wie cordura u Gurtbänder, aber auch baumwoll-kunstfaser mischgewebe, neopren etc.
Bei meinem Testprojekt (wird eine Schutzhülle aus 500er Cordura und 3mm Neopren) bin ich allerdings an meine Grenzen bzw die der Maschine gestoßen. Bei dem Versuch 4lagen Cordura und 2 lagen neopren zu nähen ist mir der Faden ständig gerissen. Jedoch nicht plötzlich sondern er scheint durch reibung langsam verschlissen worden zu sein, an der Vorderseite des Nadelöhrs haben sich Fadenabreibungen gesammelt bis er letztendlich zu schwach wurde, oder der Knäuel an Ablagerungen nicht mehr durchs Nadelöhr gepasst hat.
Außerdem fand ich einige Dellen und Kratzer an der Stichplatte die von einer nicht mit dem Schlitz fluchtenden Nadel zeugen.
Beim vorsichtigen und lagsamen Handbetrieb ist mir aufgefallen, dass die Transportzähne noch ein paar 1/10mm aus den Schlitzen in der Stichplatte stehen und das Werkstück noch ganz leicht bewegen in dem Moment in dem die Nadel eigentlich schon "zusticht".
Ich schätze also die nadel wird dadurch etwas schräg beim durchstechen des werkstücks und reibt dann mit der Seite am Schlitz bis der Faden durch ist oder stößt überhaupt auf der Strichplatte auf.
Bei dünneren Werkstücken ist das ganze wohl nicht passiert weil die Nadel erst später auf das Werkstück trifft, zu einem Zeitpunkt an dem es sich vermutlich nicht mehr bewegt.
Andererseits scheinen mir 4lagen 500er Cordura und 2Lagen 3mm Neopren schon ziemlich am Limit des machbaren zu sein... zumindest geht es sich gerade noch so mit Ach und Krach unter dem Fuß aus.
Ich habe die Stichplatte ausgebaut und die durch die Nadel enstandenen Kratzer und microdellen wegpoliert und einen ganz leichten radius an die Kanten des Schlitzes für die Nadel geschliffen. Trotzdem wurde der Faden selbst nach ca 20cm Naht im Handbetrieb kaputt gescheuert. Die Nadel selbst hat keine sicht- oder fühlbaren Beschädigungen. Bei dieser Handbetriebaktion ist mir dann wie gesagt das timing etwas suspekt geworden... Beim reversieren ists glaub ich sogar noch schlimmer....
Meine Fragen dazu:
1) klingt das Ganze plausibel? Oder gibt es noch weitere naheliegenden Erklärungen für mein Problem?
2) Gibt es sowas wie eine Einstellanweisung/ ein Servicehandbuch / etc für die Maschine in welchem komplexere Servicearbeiten beschrieben sind? Die normale Bedienungsankeitung habe ich, aber die umfasst keine Servicearbeiten.
3) Wie in etwa sollte das Timing normalerweise sein? Wie hoch sollte die Nadel über der Strichplatte in etwa stehen zu dem Zeitpunkt an dem die Transportzähne auf einer Höhe mit der Stichplatte sind?
...ich würd mich ja selbst hinsetzen und tüfteln, aber ich hab Angst das ich fürs erste noch mehr Verstelle (sofern überhaupt ein timing problem vorliegt...)... Ich glaube ich habe zwar eine Möglichkeit gefunden den Nadelhub im Verhältnis zur Transportbewegung zu Verzögern (exzenter/kurbelwelle auf der antriebwelle des nadelhubs aufmachen und etwas verdrehen), aber dann passt das Timing für die Fadenübergabe beim spulengehäuse wohl nicht mehr und ich handle mir ganz neue Probleme ein....
Der vollständigkeit halber noch die Eckdaten:
Stoff: 500er Cordura u 3mm open cell neopren, einseitig jersey
Nadel: 100er Jeans von Schmetz
Faden: 040er Nylbond
Stichlänge: ~3mm
Fadenspannung: max mögliche ( es sei denn ich tausche die feder gegen eine stärkere)
Fußanpressdruck: ~70% vom max
Stichart: gerade
Danke schonmal im Voraus für jede Form der Hilfestellung!
....und danke für alle die sich die Zeit genommen haben meinen kleinen Roman zu lesen