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Meister®-Nähmaschinen?

  • Hallo in die Runde,


    durch Zufall bin ich auf diese Meister®-Nähmaschine gestoßen.


    Ich kannte bisher die Marke "Meister®" eigentlich nur bei den historischen Maschinenmodellen und zu der genannten Maschine finde ich kaum etwas ...


    Kennt jemand diese Maschinen und kann dazu etwas berichten? In welcher Preisklasse bewegen sich die aktuellen Meister®-Maschinen?


    Dankeschön schon mal.

  • Ach, das ist wieder nur so ein "Handelsname". Manchmal findet man im Handel auch Maschinen der "Marke" Naumann oder anderer ehemaligen Nähmaschinenhersteller, die es längst nicht mehr gibt.
    Wer da tatsächlich dahinter steckt ..... da vermute ich mal, dass Stefan die identifizieren kann ;)

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  • ...das Modell "Meister® 1142" ist eine umgelabelte ZengHsing 8000-12 ;)


    ...die 8000-12 ist eine simple mechanische Maschine mit CB-Greifer aus der Vietnam-Produktion von ZengHsing...Qualität und Preisklasse "Discounter/Gemüsemarkt" :confused: ...da wird nur der ehemals gute Name "Meister" wiederverwertet...und hat mit der bekannten Qualität der damaligen deutschen Meister-Maschinen aus Schweinfurt GAR NICHTS MEHR zu tun...


    Gruss aus der Schweiz
    Stefan

    Gruss aus der Schweiz
    Stefan

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  • ...Friedrich Meister, der Konstrukteur und Firmengründer/Besitzer der "Meister-Werke" verstarb 1974...1973/74 kurz vor seinem Tod wollte er den Fortbestand seiner Unternehmung sicherstellen und suchte nach einem Nachfolger. Er meinte den in der Firma Husqvarna gefunden zu haben...Husqvarna griff sofort zu...nicht ganz uneigennützig wie sich später herausstellte...und so kamen die Meister-Werke in Schweinfurt unter das Dach von HUSQVARNA Schweden. Meisters Idee, Schweinfurt (mit Hilfe von Husqvarna) zu einer der wichtigsten Nähmaschinenhauptstädte Europas zu machen, war natürlich eine Utopie und scheiterte bereits vier Jahre nach Meisters Tod 1978...der Markenname Meister verschwand vollständig...und Husqvarna schloss die Produktion in Schweinfurt 1981 endgültig...Husqvarnas "Intention" war aber nicht so ehrenhaft wie sie vorgaben...man hat sich einen Konkurrenten "vom Markt weggekauft" und den Namen Meister gerade noch so lange leben lassen, bis die Lager- und Restbestände abverkauft waren...gegen Schluss z.B. als "VIKING-TURISSA 2781"...da verwendete Husqvarna soger den Namen des ehemaligen schweizerischen Qualitäts-Herstellers TURISSA, den sie auch "Zwecks Liquidierung" übernommen hatte...



    ...ist ein Kurzabriss/Zusammenschnitt...die Historie von Meister ist in echt viel länger/komplizierter!


    Gruss aus der Schweiz
    Stefan

    Gruss aus der Schweiz
    Stefan

  • Ich hab mir zum Spass eine alte Phoenix Nähmaschine mit Super-Stretch Funktionalität gekauft. Bei der Suche nach einer Bedienungsanleitung für diese Maschine wurde ich vewirrt und bin auch auf diesen Thread gestossen. Die Maschine hat Ähnlichkeiten mir dieser hier. Auf einem der Bilder da ist eine Bedienungsanleitung der Meister Werke, Schweinfurt, zu sehen, die scheinbar mit Phoenix überklebt wurde. Wie kam der Markenname "Phoenix" zu den Meister Werken nach Schweinfurt? Herausgefunden habe ich nur folgendes. Die Phoenix Nähmaschinen AG, Bielefeld, wurde 1959 mit den Anker-Werken AG, Bielefeld, zur Anker-Phonix Nähmaschinen AG verschmolzen. 1967 wurde die Nähmaschinenproduktion in Bielefeld aufgegeben. Es gab Anker Phoenix Maschinen mit einem Riccar Motor. Es gab einen Zusammenschluss mit Namen Apha (= Anker, Phönix, Adler). Es gab Adler Riccar Nähmaschinen. Meine Phoenix Nähmaschinen hat eine Funktionalität, die der mancher alten Riccar Nähmaschinen ähnelt. Ich habe Ähnlichkeiten mit der Anker 225 super stretch, der Riccar super strech, der Meister 4700 und der riccar 404 festgestellt. Was ich nicht begreife ist, wie es sein kann, dass die Meister Werke in Schweinfurt scheinbar auch Phoenix Nähmaschinen, die vermutlich von Riccar hergestellt wurden, verkauft haben. Weiß das jemand?


    1974 wurden die Meister Werke GmbH, Schweinfurt, von Husqvarna übernommen. Die Firma wurde in Husqvarna Meister Werke GmbH umbenannt. 1984 wurde die Produktion in Schweinfurt aufgegeben. Husqvarna Viking (VSM Group AB - Viking Sewing Machines), Singer und Pfaff waren zwischenzeitlich unter dem Dach der SVP Worldwide mit Sitz in Hamilton, Bermuda, vereinigt. Scheinbar wurde aber Pfaff an die die SGSB-Group Co. Ltd. verkauft. Die deutsche Holding der SGSB-Group Co. Ltd. ist die ShangGong (Europe) Holding Corp. GmbH, die auch die absolute Mehrheit an der Dürrkopp Adler AG hält.


    Ein interesanter Aspekt ist, dass auch der Motor meiner Phoenix Maschine in Taiwan ("R.O.C") hergestellt wurde. Vermutlich ebenfalls von der ZENG HSING INDUSTRIAL CO., LTD., die scheinbar auch die Markenrechte an Riccar hält.

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  • Es gab Anker Phoenix Maschinen mit einem Riccar Motor. Es gab einen Zusammenschluss mit Namen Apha (= Anker, Phönix, Adler). Es gab Adler Riccar Nähmaschinen. Meine Phoenix Nähmaschinen hat eine Funktionalität, die der mancher alten Riccar Nähmaschinen ähnelt. Ich habe Ähnlichkeiten mit der Anker 225 super stretch, der Riccar super strech, der Meister 4700 und der riccar 404 festgestellt. Was ich nicht begreife ist, wie es sein kann, dass die Meister Werke in Schweinfurt scheinbar auch Phoenix Nähmaschinen, die vermutlich von Riccar hergestellt wurden, verkauft haben. Weiß das jemand?


    ...es gab da in Deutschland montierte Maschinen beider Marken deren Innenleben komplett von Riccar geliefert wurde...es gab aber auch Riccar-Maschinen die einfach "umgelabelt" wurden und unter beiden deutschen Marken liefen...da findet man jede nur erdenkliche Kombination :confused:



    Zitat


    Husqvarna Viking (VSM Group AB - Viking Sewing Machines), Singer und Pfaff waren zwischenzeitlich unter dem Dach der SVP Worldwide mit Sitz in Hamilton, Bermuda, vereinigt.


    ...zur Präzisierung:


    Die Aktienmehrheit der G.M. Pfaff AG wurde 1993 durch Semi-Tech (Global) Co. Ltd. HongKong übernommen...diese verkaufte die Aktienmehrheit 1997 an ihre damalige Tochtergesellschaft Singer, wodurch der Singer/Pfaff-Konzern entstand. 1999 geriet der Singer/Pfaff-Konzern in eine bedrohliche Wirtschaftslage und musste Insolvenz anmelden. Das hatte die Trennung von Pfaff und Singer zur Folge. Deshalb erfolgte im selben Jahr die Weiterveräußerung der Sparte Haushaltsnähmaschinen mitsamt den Rechten an der Marke „Pfaff“ an Husqvarna Viking aus Schweden...also der VSM Group...die VSM Group Holding AB wurde am 13.02.2006 von Kohlberg & Co., L.L.C. Investments übernommen und daraus wurde die VSP Holding/VSP Worldwide gebildet...und die sind heute in Luxemburg angesiedelt...


    Zitat


    Scheinbar wurde aber Pfaff an die die SGSB-Group Co. Ltd. verkauft. Die deutsche Holding der SGSB-Group Co. Ltd. ist die ShangGong (Europe) Holding Corp. GmbH, die auch die absolute Mehrheit an der Dürrkopp Adler AG hält.


    ...das gilt nur für den Teil Pfaff Industriemaschinen AG...der Bereich Industriemaschinen firmierte seit 1999 als Pfaff Industriemaschinen AG und ging 2001 an Rimoldi aus Italien und 2002 zu 95 % an Bianchi Marè mit Sitz in der Nähe von Mailand...die restlichen 5 % hielt die Merchant Bank Efibanca aus Mailand. Die Marke „Pfaff“ durfte unter einer Lizenz von Husqvarna Viking weiter genutzt werden...


    Die Vereinigung mit dem chinesischen Nähmaschinenhersteller Zoje Sewing Machine Co. Ltd. zum Joint-Venture-Unternehmen Shanghai Pfaff-Zoje Machinery Industry LTD. erfolgte 2003/2004...


    Am 11. September 2008 ging die Pfaff Industriemaschinen AG in Insolvenz...und wurde am 26. März 2009 von dem mittelständischen Maschinenbauunternehmer Joachim Richter aus Konken übernommen...am 12. Mai 2012 kündigte Richter aufgrund von Verlusten im Geschäftsjahr 2011 eine Umstrukturierung des Unternehmens an. Seit Mai 2011 kooperiert man mit dem taiwanesischen Unternehmen Chee Siang Industrial Co. LTD. Ein weiterer Partner im asiatischen Raum wurde angekündigt. Am 23. August 2012 übertrug Richter seine Anteile an Pfaff an eine Treuhand und verzichtete damit auf Mitsprache bei der weiteren Entwicklung des Unternehmens...
    Am 6. März 2013 wurde das Unternehmen an die chinesische SGSB Group Co. Ltd. verkauft, die auch Eigentümerin des bisherigen Pfaff-Konkurrenten Dürkopp ist...



    Zitat


    Ein interesanter Aspekt ist, dass auch der Motor meiner Phoenix Maschine in Taiwan ("R.O.C") hergestellt wurde. Vermutlich ebenfalls von der ZENG HSING INDUSTRIAL CO., LTD., die scheinbar auch die Markenrechte an Riccar hält.


    ...ich vermute, dass diese PHÖNIX incl. Motor von RICCAR hergestellt wurde...und das wohl vor 1975...das würde man an den Konstruktionsmerkmalen im Inneren der Maschine relativ leicht verifizieren können...


    ...ZENGHSING hatte von 1980 bis zur Insolvenz von RICCAR 1985 ein JointVenture mit Riccar...man kann Maschinen aus dieser JointVenture-Zeit meist nicht spezifisch dem Hersteller Riccar oder ZengHsing zuordnen, da sie absolut identisch sind...alle von ZengHsing von 1975 bis 1985 hergestellten Maschinen waren von Riccar entwickelt und an ZengHsing lizenziert...1985 wurden die Werke und die Marke der insolventen Riccar in Taiwan komplett von ZengHsing übernommen...inklusive der Entwicklungsabteilung...darum sahen die Maschinen von ZengHsing bis Ende 90er auch "so nach Riccar" aus...

    Gruss aus der Schweiz
    Stefan

    5 Mal editiert, zuletzt von stefan ()

  • stefan,


    herzlichen Dank. Die Geschichte wird eigentlich immer spannender. Ich erzähle mal lieber nicht, was ich mittlerweile noch alles herausgefunden habe, so nichts ahnend wie ich an diese Sache herangegangen bin. Ich sag nur Neckermann machts möglich und gewisse Ähnlichkeiten zu Bernette Maschinen oder auch Veritas Maschinen gibts auch noch. Gemeinsamer Nenner ist vermutlich ein bestimmtes Kunststoff Zahnrad, das man auf Ebay kaufen kann. Das werde ich wohl schnell herausfinden, wenn ich die Maschine öffne (habe sie derzeit noch nicht im Besitz). In UK und USA wird man entsprechend fündig. Das habe ich mir eigentlich ein wenig anders vorgestellt. Aber schlechter als ein Rad, das man in neuen Maschinen findet, muss es ja nicht sein.


    Das beste Äquivalent meiner Maschine sieht so aus:
    http://www.quiltingboard.com/v…ccar-rz-208b-t229454.html


    Es gibt noch ein paar andere gute Beispiele, aber das lasse ich hier besser. Ich denke ich gebe die Handbuch Suche erst mal auf und verbuche das als Lehrgeld. Ein Handbuch werde ich vermutlich nicht brauchen und wie man das Schätzchen richtig ölt werde ich wohl schnell herausfinden.


    Wenn sie gut läuft, werde ich sie vermutlich behalten und wenn nicht will ich mir mit den Erfahrungen, die ich inzwischen gewonnen habe, ein noch wesentlich älteres Schätzchen zuzulegen. Ich bin bei Oldtimern auf den Geschmack gekommen.


    ----------------
    Der Vollständigkeit halber verlinke ich hier noch ist ein anderes Beispiel einer Maschine mit der Bezeichnung "National" Model 2500 (stretch series)
    http://www.quiltingboard.com/m…ewing-machine-t56689.html


    National war ein amerikanischer Nähmaschinenhersteller mit langer Tradition, der bereits 1957 in Konkurs gegangen ist. Ich glaube nicht, dass die gezeigte Maschine vor 1957 gebaut wurde. Die Markennamen wurde einige Jahre später möglicherweise sogar illegal benutzt, um Nähmaschinen zu verscherbeln. Das ist jedenfalls meine Vermutung. Ähnlich verhält es sich vermutlich bei meiner Nähmaschine. Ich glaube nicht, dass die Meister Werke in Schweinfurt Phoenix Maschinen verkauft haben. Ich glaube auch nicht mehr daran, dass meine Maschine vor 1967 oder vom Konkursverwalter der Anker-Phoenix Nähmaschinen AG verkauft wurde.

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  • ...hier die englische Anleitung RICCAR RZ-208b und die englische Anleitung RICCAR 404...


    ...eine der beiden Anleitungen müsste Deiner Maschine relativ nahe kommen...nimmst einfach die welche besser passt ;)


    Zitat

    ...gewisse Ähnlichkeiten zu Bernette Maschinen...


    ...ja klar...die alten BERNETTEs (3xx/4xx/7xx-Modelle) kamen vom JointVenture Riccar/ZengHsing...heute kommen alle von ZengHsing!

    Gruss aus der Schweiz
    Stefan

    3 Mal editiert, zuletzt von stefan ()

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  • ...dann könnte auch die englische Anleitung RICCAR-8500 helfen ;)


    Zitat

    Ich glaube auch nicht mehr daran, dass meine Maschine vor 1967 oder vom Konkursverwalter der Anker-Phoenix Nähmaschinen AG verkauft wurde.


    ...ist eher unwahrscheinlich...diese Riccar-Maschine wurde Anfangs 70er-Jahre produziert...


    Zitat

    Gemeinsamer Nenner ist vermutlich ein bestimmtes Kunststoff Zahnrad...


    ...das Greifer-Zahnrad für Riccar-Maschinen und Modelle die technisch auf Riccar basieren gibt es auch in Deutschland...kostet gerade mal 19.99...ist aber aus meiner Erfahrung relativ selten defekt ;)

    Gruss aus der Schweiz
    Stefan

    4 Mal editiert, zuletzt von stefan ()

  • Es könnte auch eine Riccar 500 sein. Und wenn ich Pech habe sieht es innen wie bei Neckermann aus (was auch nichts schlechtes bedeuten muss). Einige Maschinen, die Neckermann oder auch Quelle verkauft haben, würde ich vermutlich gerne haben wollen. Ich mache Bilder, wenn die Maschine auf ist und wenn es sich aus meiner Sicht lohnt, da Arbeit und weitere Überlegung rein zu stecken.


    Ich lese englisch wie deutsch. Deshalb kann ich alle deine englischen Bedienungsanleitungen sehr gut gebrauchen. Meistens bin ich bei amerikanischen Outdoor-Nähspezialisten unterwegs und dort habe ich auch fast alle Tricks beim Nähen gelernt, aber auch den Spin für alte Nähmaschinen ("fancy old sewing machines"). Leider ist es aber so, dass viele Maschinen, die meine amerikanischen Freunde bevorzugen in Deutschland oder Europa nicht verfügbar sind. Deshalb musste ich ein wenig umdenken und eigentlich sprach aus meiner Sicht überhaupt nichts dagegen, eine alte "Made in Germany" Maschine zu kaufen. Auf Riccar bin ich erst mal nicht gekommen. Das musste ich erst begreifen. Aber natürlich würde ich vermutlich auch mit einer Riccar 528 oder einer vergleichbaren Maschine gerne nähen, solange die Umstellkosten (Nähfüße, Spulen etc.) von neu auf alt nicht zu hoch sind. Meine amerikanischen Freund nutzen oft alte Singer-Maschinen oder Maschinen, die von Maruzen (heute Jaguar, Japan) für Sears Kenmore hergestellt wurden. Da gibst ein paar Modelle, die auch Quelle (Privileg) verkauft hat. Gelegentlich sehe ich auch alte Brother oder Toyota Maschinen, die mir sehr gut gefallen. Bevorzugt sind heavy duty Machinen ohne nylon gear (all-in metal), möglichst ohne Kunststoffbedienungselemente. Die Maschine, die ich bekomme, hat einen 105W Motor. Ich denke sie ist als semi-industrielle Nähmaschine zu begreifen, mit der ich hoffentlich auch mehrere Lagen Gurtband gut zusammennähen kann.


    Das kann auch meine Toyota Jeans Maschine bereits, die ich mir vor etwa 3 Jahren allein für normale Haushalts-Reparaturzwecke neu gekauft habe (damals dachte ich noch nicht an outdoor-gear Nähen, hatte aber Glück, weil auch die Toyota Jeans bereits eine heavy duty Maschine ist, die man mit ein paar zusätzlichen Tricks für sehr fortgeschrittene Anwendungen sehr gut gebrauchen kann). Hab z.B. überhaupt keine Probleme, damit Gütermann Tera 40 Polyesterfaden mit einer 110er Nadel zu vernähen und ich denke sie würde auch mit noch etwas dickerem Polyesterfaden und einer 120er Nadel klar kommen). Nur leider kann ich die Stichlänge nicht beliebig einstellen (eine einfache lange basting stitch line = einfache Steppnaht mit einer Stichlänge, die möglichst lang sein soll, weil sie wieder aufgetrennt werden soll, ist z.B. kaum möglich. Ich kann bestenfalls für diesen Zweck die Fadenspannung um einiges reduzieren.). Ansonsten näht aber auch meine Toyota Jeans perfekt, drei verschiedene Stichlägen, die man einstellen kann, reichen normalerweise für fast alle Anwendungen, und ich bin hochgradig damit zufrieden. (btw: Der Trick, den du in diesem "olle Victoria 270 E - Hilfe gesucht" Thread verraten hast, half auch bei meiner neuen Toyota Jeans, weil ich noch den gleichen Anlasser mit meiner Maschine bekommen habe).


    Den Splin es mit einer sehr alten Maschine zu versuchen, kann ich selbst nicht erklären. Er sitzt bei mir ganz tief drin. Könnte auch so etwas wie ein Sammlertrieb sein, der mir keine Ruhe lässt, nachdem ich das Anfängerstadium etwas überschritten habe und sehe, was ich mit meiner (Toyota Jeans) Nähmaschine alles anstellen kann.

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  • Ich glaube ich habe jetzt alles aufgeklärt und auch das richtige Handbuch gefunden. Es handelt sich um eine um-gelabelte Riccar R-1850. Nur eine Frontblende kommt möglicherweise aus einer anderen Modellreihe. Möglicherweise hat man für den Phoenix Label auch einen etwas stärkeren Motor verbaut und die Modellnummer deshalb etwa hochgeschraubt. Ich schätze den Herstellungszeitpunkt auf die Jahre 1979 bis 1984, made in Taiwan. Initiator dieser Machenschaften war vermutlich Husqvarna, die sich scheinbar auch die Markenrechte "Anker" und "Phönix" einverleibt haben. Die Maschine wurde vermutlich über die Husqvarna-Meister Werke GmbH, Schweinfurt auf den europäischen Markt gebracht, möglicherweise auch noch etwas später von Schweden aus und über Umwege in die damalige DDR. (Ich könnte es herausfinden, die Telefonnummer eines ehemaligen Husqvarna-Meister-Werke Betriebsrats ist im Internet zu finden). In USA war sie als Riccar Maschine relativ gut verbreitet und man findet dort noch viele Ersatzteile. In Europa kaum.


    Das Gehäuse ist aus Metall. Die Erweiterung um den Freiarm und alle Drehknöpfe sind aus Kunststoff. Das Innenleben kann ich noch nicht beurteilen. Das "bestimmte" Kunststoff-Greiferzahnrad wird für diese Maschine nicht angeboten. Es gibt ein Hook Drive Gear Ersatzteil und das ist aus Metall. Im Manual sind als stärkste Nadeln #16=100er (bei meiner Toyota Jeans #19=120er) angegeben. Das wäre für mich nicht weiter schlimm, wenn die Maschine auch sehr dickes Material (wie 4 Lagen robustes Ripsband) mit einer 100er Nadel und einem Tex 75 Faden noch nähen kann, was man aufgrund ihres vergleichsweise starken 105W Motors eigentlich annehmen sollte. Mit dieser Einschränkung sehe ich die Maschine insgesamt relativ gut ausgestattet. Der Transporteur ist einfach versenkbar. Stichlänge und Nähfußdruck sind einstellbar. Die Maschine hat einige Stichvarianten mehr als meine Toyota und es gibt auch ein Einstellrad für die Stichweite. Spulengehäuse, Spulen und Anlasser sind Standard und in Deutschland einfach zu bekommen. Meine Nähfüße kann ich wohl alle benutzen.


    Insgesamt finde ich die Maschine auf der Basis der Beschreibung im Manual nicht schlecht - könnte solides Mittelmaß und angemessen für meine Bedürfnisse sein. Das englischsprachige Manual ist gut verständlich. Es verbleibt aber ein übler Beigeschmack. Wenn sich herausstellt, dass der verbaute Motor nur Overkill ist, der faktisch nichts bringt, dann bin ich richtig sauer ... auf Husqvarna! Die Geschichte setzte sich noch einige Jahre fort, nachdem der Betrieb in Schweinfurt bereits geschlossen war. Soweit ich es begreife hat sich Husqvarna zunächst auch die Markenrechte "Riccar" einverleibt, nachdem Riccar 1984 in Japan in Konkurs gehen musste und man hat quasi nur den Riccar-Lagerbestände billig abgeräumt und die Maschinen dann unter Label wie Anker, Phoenix, Bernette und auch Meister verkauft. Das war vermutlich legal, aber ist in meiner Begriffswelt verwerfliche Kundentäuschung ... but business must go on anyway!

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  • Zitat

    Das Innenleben kann ich noch nicht beurteilen. Das "bestimmte" Kunststoff-Greiferzahnrad wird für diese Maschine nicht angeboten. Es gibt ein Hook Drive Gear Ersatzteil und das ist aus Metall.


    ...das ist eines der wenigen Riccar-Modelle mit CB-Greifer...darum auch nicht das unverkennbare Riccar-Greiferzahnrad...Riccar-Maschinen hatten normalerweise einen Doppelumlufgreifer wie Pfaff...und brauchten eben dieses Zahnrad...


    ...übrigens....Riccar war in den 70er- und 80er-Jahren schon der grösste OEM-Hersteller...Riccar-Maschinen liefen unter nahezu jeder auf dem Markt bekannten Marke...eben auch Husqvarna...


    ...anhand des Typenschildes und/oder auch der Gussmarken solltest Du das Baujahr Deiner Maschine feststellen können...wenn die nach 1975 hergestellt wurde, kann es durchaus auch eine von ZengHsing gefertigte Maschine sein...das kann man jeweils nicht so sicher zuordnen...ZengHsing-Maschinen hatten vor 1985 auch mit RICCAR gelabelte Motoren...dies waren original aber eigentlich YDK-Motoren...Riccar hat nie elektrisch Bauteile wie Motoren gefertigt, das waren immer Zulieferteile...

    Gruss aus der Schweiz
    Stefan

    2 Mal editiert, zuletzt von stefan ()

  • Gibt es eine Chance für diese Riccar Maschine irgendwo ein service manual aufzutreiben?


    Ich hab an dieses Problem nicht gedacht. Ich denke es könnte passieren, daß ich mir eine weitere alte Machine zulege, aber dann gezielt nur nach einer Maschine Ausschau halte, wo ich auch sicher bin, daß ich auch ein technisches Handbuch dazu bekomme.
    Bei bestimmten Pfaff Maschinen ist das relativ einfach und bei allen Maschinen die hier gelistet sind vermutlich auch.

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  • ...für Riccar-Maschinen gibt es keine Service-Manuals...da die Maschinen ja eben meist OEM unter anderen Marken liefen...


    ...manchmal hat man Glück und findet ein Service-Manual unter dem Modelltyp der "Marke" unter der die Maschine verkauft wurde...aber Riccars sind ja mechanische Maschinen...da braucht man nicht unbedingt ein Rep.-Handbuch...etwas Talent in kinematischer Logik, feinmechanisches Verständnis und einige Erfahrung reicht im Normalfall...denn das Timing, der Schlingenhub und die Nadelstangenhöhe sind konzeptbedingt...je nach Greifertyp...bei allen Maschinen ähnlich einzustellen...einzig die Stichautomatik ist komplexer...da muss man die Automatik-Funktionen mechanisch nachvollziehen, dann geht eine Revision meist schon...

    Gruss aus der Schweiz
    Stefan

    3 Mal editiert, zuletzt von stefan ()

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  • ...und sonst fragst Du halt...mein Archiv ist unergründlich...da findet sich immer ein Service-Manual das irgendwie passt ;) ...und ansonsten habe ich ja auch noch einen kleinen Erfahrungs-Fundus :cool:

    Gruss aus der Schweiz
    Stefan

    Einmal editiert, zuletzt von stefan ()

  • Könnte noch passieren, dass ich deine Hilfe brauche. Aber dann würde ich ein richtiges Schätzchen vorziehen.
    Vielleicht auch ein Schweizer Fabrikat. So ne alte Bernina könnte mir auch gut gefallen. Ich muss mich da noch informieren. Den nächsten Schuss werde ich besser überlegen und gezielter angehen. Meine amerikanischen Freunde zaubern eine schöne alte Maschine nach der anderen aus dem Ärmel, da kann ich bislang nicht mithalten und nur staunen, was es bereits alles gab und ich nie gesehen habe. :eek:

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