Hallo,
ich vermute, dass viele fleißige Näherinnen und Näher ebenso wie ich das Problem haben, dass sie es nich über's Herz bringen, all die vielen Stoffreste die beim Schneidern anfallen, einfach so in die Tonne zu stecken. Restchen von Webstoffen können ja noch ein zweites Leben in Patchworkdecken, Täschchen u.ä. erwarten und etwas größere Stoffstücke finden vielleicht ein Baby als Abnehmer aber was tun, wenn man wie ich gern Jersey verarbeitet? Dieser ist für viele Resterverwertungen nicht geeignet und dann sind da auch noch diese langen Streifen, die beim Zuschneiden anfallen...
Ich möchte Euch zeigen, welchen Weg ich gefunden habe, Herz und überquellende Stoffrestekiste zu besänftigen:
Für das "Häkelgarn" habe ich die Stoffreste - auch Jersey und Strickstoffe (falls sie nicht zu sehr aufribbeln) lassen sich gut verwenden - in 4 bis 6 cm breite Streifen geschnitten und an den Enden überlappend zusammengenäht. Das muss nicht übermäßig exakt geschehen, Hauptsache die Streifen sind verbunden. Vernäht müssen diese Nähte nicht werden. Auch für das Zuschneiden genügt Augenmaß. Es empfiehlt sich, dünnere Stoffe in etwas breitere und dickere Stoffe in etwas schmalere Streifen zu schneiden, so dass das "Häkelgarn" am Ende eine einigermaßen gleichmäßige Stärke hat. Die unterschiedliche Streifenbreite an den Zusammensetzstellen stört nicht weiter, einfach ungefähr mittig zusammennähen und den Absatz am Rand ignorieren.
Ich habe mit einer 9 mm Häkelnadel gearbeitet, dickere oder dünnere Nadeln können auch verwendet werden, man muss dann die Streifenbreite entsprechend anpassen. Das Häkeln selbst geschieht ganz normal - also Fadenring bilden und da hinein die erste Runde feste Maschen häkeln. Anschließend in Runden weiterhäkeln. Es empiehlt sich dabei, das Werkstück flach auf den Tisch oder Boden zu legen. So sieht man besser, wo zugenommen werden muss und ob nichts beult oder wellt. Eine feste Regel für das Zunehmen lässt sich nicht aufstellen, da unser zusammengestückeltes "Häkelgarn" in seiner Stärke immer etwas variieren wird. Aber nur Mut mit ein wenig Probieren hat man den Bogen schnell raus.
Wer das Problem mit dem Zunehmen umgehen oder eine andere Form haben will, kann natürlich auch in hin und her gehenden Reihen arbeiten. Allerdings wird man auch hier ab und an eine Masche übergehen oder doppelt häkeln müssen um die schwankende Fadenstärke auszugleichen.
So sieht mein fertiger Teppich aus. Er hat 70 cm Durchmesser, die letzte Runde habe ich am Ende mit zwei Kettmaschen auslaufen lassen und anschließend das letzte Stoffstreifenende mit Nadel und Faden vernäht.
Natürlich lassen sich auf diese Weise die verschiedensten Formate von Untersetzer bis zimmergroß herstellen und ebenso vielfältig sind die möglichen Verwendungen: Topflappen, Sitzpolster, Bettvorleger, Fußmatte, Liegeplatz für Hund und Katz, Teppich ... An die Wand gehängt könnte so ein Häkelstück zusammen mit Stecknadeln sogar eine Pinnwand abgeben.
Ich habe mir angewöhnt, beim Schneidern anfallende Reste immer gleich zu Streifen zu schneiden und zu verhäkeln. So bildet sich gar nicht erst ein zu großer Resteberg. Dabei habe ich mehrere Stücke gleichzeitig in Arbeit, so dass ich die Streifen an das farblich am bessten passende anhäkeln kann um einen zu kunterbuntes Ergebnis zu vermeiden. Hier noch ein Beispiel:
Neben "Schneiderabfällen" können natürlich auch ausgediente Textilien, Probestücke oder sonstwie überflüssige Stoffe auf diese Weise in Nützliches und Schönes verwandelt werden.
Viel Spaß und Erfolg!