Nähmaschinengebraucht- oder -neukauf ist nicht einfach, denn es gibt ein unüberschaubares Angebot von so vielen Herstellern, Modellen und Anbietern, daß "frau" das alleine gar nicht bewerkstelligen kann, vor allem dann nicht, wenn sie noch nie mit einer Maschine genäht hat. Also auch gar keine Vorstellung davon hat, was eine Maschine außer gerdeaus nähen noch so alles kann. ... und so meine heutige Erkenntnis: In einem Tag ist so ein Kauf auch nicht erledigt.
Eine Freundin hat mich um Hilfe beim Ersterwerb einer gebrauchten Nähmaschine gebeten. Ich hatte da so meine Zweifel , denn vom Profi sein, bin ich noch meilenweit entfernt und ich kenne nur meine eigene Nähmaschine. Da sie nun schon zwei günstige Angebote rausgesucht hatte, zogen wir gestern los und ich hatte ordentlich Grummel im Bauch, denn sie vertraut meinem Urteil .
Wir begutachteten zuerst eine Singer 708 in einem Gebrauchtwarenkaufhaus. Sie stand da im Regal zwischen Toastern und Küchenmaschinen. Sie sah sauber aus, wenige kleine Kratzerchen am Gehäuse. Alle Rädchen waren leicht bedienbar und auch das Handrad ließ sich leicht drehen. Es war keine Unterspulenkapsel in der Maschine drin und kein Nähfüßchen mehr vorhanden, ebenso kein Fußanlasser mit dabei, weshalb wir bei einer Verkäuferin nachfragten, die uns mitteilte, daß es keine weiteren Teile für die Maschine gäbe. Aha... dann haben wir sie mal stehen lassen.
Die zweite Maschine, die anschauen gingen, stand bei einer älteren Dame. Zuvor hatte ich mich hier im Forum wegen den Tücken von Singer 708 und 728 erkundigt und bekam gut Hinweise, worauf zu achten sei. Hierfür recht herzlichen Dank.
Die Nähmaschine stand abgedeckt in einem Schrank und sah oberflächlich betrachtet sehr sauber aus. Kabel und Bedienungsanleitung waren auch vorhanden, sowie etwas Zubehör - nun durfte ich die Maschine ausprobieren. Das Handrad ließ sich drehen, doch ich hatte den Eindruck, daß es immer an einer bestimmten Stelle etwas schwerer ging. Die Einstellscheiben waren auch etwas schwergängig - na ja, vielleicht nur ungewohnt. Bevor ich die Maschine probierte, guckte ich in die Unterwelt und machte erst mal große Augen - hier war wohl schon lange nicht mehr gewedelt worden. Fuselchen, Fädchen und sehr, sehr viel Staub. Ich entfernte dies kurz und fädelte ein - problemlos. Der Unterfaden machte auch das, was er sollte und kam brav hoch, dann legte ich ein Stück Baumwollstoff ein, was ich zwecks Nahtvergleich mit verschiedenen Stichen mit meiner eigenen Maschine vorab benäht hatte. Ich trat vorsichtig auf das Pedal und der Motor surrte, sonst tat sich gar nichts. Ich runzelte die Stirn und trat vorsichtig etwas weiter durch, es surrte lauter, doch bewegt hat sich gar nichts. Plötzlich legte die Maschine los und nähte mit Volldampf geradeaus, nicht so toll, wenn das nicht dosierbar ist. Die Besitzerin sagte uns, daß sie das schon immer so macht - die Maschine. Rückwärts nähen war leider nicht möglich, das hat die Maschine verweigert. Ich sah den fragenden Blick meiner Freundin und probierte verschiedene Stichlängen und Nadelpositionen, versuchte nun den Zick-Zack einzustellen - nichts. Die Maschine gab nur Geräusche von sich und tat gar nichts. Einige Male hat es die Besitzerin versucht Zick-Zack einzustellen, doch der Maschine war außer einem Geradeausstich mit Schlingen auf der Unterseite nichts anderes zu entlocken. Tja, auch diese Maschine haben wir nicht gekauft.
Meine Freundin war sichtlich betrübt und ich kam auf die Idee, daß wir am Freitag und ggfs. auch Samstag "Nähmaschinengucktage" machen. Zusammen mit zwei weiteren Freundinnen (mit viel mehr Erfahrung als ich aufzuweisen habe) haben wir am Mittwoch Abend recherchiert. Bis spät in die Nacht hinein, wälzten wir verschiedene Anbieterseiten durch, lasen einfrig in verschiedenen Foren und auch Blog-Seiten. Unsere Fachdiskussion schweifte manchmal in Blödeleien ab - das war recht witzig, denn wir kommunizierten via Telefon und Mail, da wir alle nicht am selben Ort wohnen. Es kamen folgende Anforderungen dabei heraus: sollte mechanisch sein, leicht zu bedienen, günstig in der Anschaffung, Freiarm, leicht transportabel und wir alle müssen sofort damit zurecht kommen. Nähmaschine wir kommen.....:D
Morgen gehen wir zu viert (eine absolute Anfängerin, eine fortgeschrittene Einsteigerin, eine Uralt-Hobbyschneiderin und eine gelernte Industrienäherin) los und suchen eine passende Nähmaschine, sowie eine Grundausstattung für unsere Anfängerin. Auf dem Programm stehen Nähmaschinenhändler in Nürnberg, Fürth, Erlangen und ggfs. Ansbach, sowie die Besichtigung von insgesamt 10 Maschinen, die von privat verkauft werden. Es wird zwar etwas stressig, doch bestimmt auch lustig , wenn wir vier (alle Mitte/Ende 40) die Nähwelt unsicher machen.
Bei den Händlern wollen wir uns folgende anschauen:
Brother J 17, XN 1700, XN 2500, XQ 3700 (Danke an Anne für die Vorstellung dieser Maschinen im Forum)
Brother DS 130, DS 140
Husqvarna Viking H-Class E 20
Elna 1000 Sew Fun, Explore 220, Explore 240
Janome 920, 412
Pfaff Hobby 1122, Hobby 1132
Erste Ernüchterung unserer gemeinsamen Recherche: die Brother J 17 und XN 1700, sowie die Pfaff Hobby 1122 stehen in keinem Laden.
und die gebrauchten Maschinen:
Pfaff 209 von 1977, 230, 260
Privileg 485 von 1976, 5004
Brother DS 2430, VX 950
Victoria Fashion 2001
Elna Lotus ZZ
Na, ich bin mal gespannt, welche Maschine es dann wird und freu' mich schon tierisch auf gemeinsame Frühstück morgen früh. Um sieben Uhr sind wir verabredet und es wird ein langer, langer Tag :)8, der hoffentlich in einer fröhlichen, langen Nähnacht endet.