Nähen in der ehemaligen DDR

  • Gardinen genäht und zum Fasching dann Kostüme


    *vollzustimm*
    Vielleicht existiert hier im Keller-Faschings-Fundus noch ein Faschingskostüm aus dieser Zeit.... ich werde morgen mal gucken gehen...

    LG Anja


    "Die beste Zeit, einen Baum zu pflanzen, war vor zwanzig Jahren. Die nächstbeste Zeit ist jetzt." - Aus Uganda

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    Nähmaschine JUKI HZL-NX7 Kirei

    2018 war die Maschine erstmals auf der H+H zu sehen, im Sommer war die JUKI NX7 Kirei dann endlich erhältlich. Die große Schwester der DX7 punkten mit vielen Features aus der Industrie. Im Forum gibt es einen lesenswerten ausführlichen Test- und Erfahrungsbericht.
     

    technische Daten | Produktseite Hersteller | Händlersuche

  • Da will ich meine Geschichte auch noch erzählen: Ich habe mit ungefähr 12 Jahren angefangen, die erste Puppenkleidung mit der Hand zu nähen. Das war ein Brautkleid für die DDR-Barbie aus einem ausrangierten Spitzenunterrock. Irgendwann habe ich einem Nachbarn eine Mundlos-Tretmaschine abgekauft, aber mit dem Teil bin ich nicht sehr glücklich geworden, sie war einfach schon sehr alt und nicht besonders gut gepflegt. Anfang der 80er haben mir meine Eltern eine elektrische Maschine geschenkt, die konnte auch schon Zick-Zack. Dann ging es richtig los, Hosen und Jacken aus Bettlaken, verziert mit Wäscheband und Schlüsselringen. Mullwindeln wurden mit schwarzem Tee gefärbt und zu Sommerblusen verarbeitet, aus einem Postsack habe ich mal eine Tasche genäht. Ich hatte mal eine Jeans aus dem Westen, die war nachher so abgeliebt, dass sie mir fast vom Hintern gefallen wäre. Die habe ich dann an allen dünnen und durchgewetzten Stellen mit karierten Flicken benäht. Zum Fasching habe ich mir aus alten Gardinen ein Burgfräuleinkostüm genäht- ich weiß nicht, wieviele Stunden ich daran gesessen habe. Jedes Stück Stoff und viele alte Kleidungsstücke haben irgendwie ein zweites Leben bekommen. Aus alten Übergardinen wurden Kissenbezüge, aus alten Dederonkitteln konnte man immer noch Turnbeutel für den Kindergarten oder Einkaufstaschen machen; Bettwäsche und Tischdecken aus Baumwolle bekamen ein zweites Leben als Geschirrtuch. Die habe ich auch mit zur Arbeit in die Kaufhalle genommen, weil die Malimoteile sich so schnell aufgelöst haben. Ich muss mal nachdenken, ob mir nicht noch mehr einfällt...
    Ja klar, Gardinen für uns und die gesamte Familie nähen, Hosen kürzen, einen gekauften Rock habe ich mit einer sebst bestickten Borte gepimpt. Als Schlaghosen modern wurden habe ich in die schmalen Hosen Keile aus kariertem Stoff eingenäht. Wenn meinem Sohn die Strampler etwas zu kurz wurden habe ich die Füße abgeschnitten und selbstgemachte Strickbündchen angenäht, so konnte er sie noch eine Weile als Schlafanzug tragen. Zu kurz gewordene Hosen wurden schon mal mit einem Stück Kunstleder verlängert. Ich hatte mehrere Cousinen im Westen, die ihre abgelegte Kleidung geschickt haben. Aus vielen Sachen, die so nicht gepasst haben, wie sie waren, ist was anderes entstanden. Ich hatte das Glück, eine Nachbarin zu haben, die die schrecklichen Notzeiten nach dem Krieg mitmachen musste, die hat mir ganz viele Tipps gegeben und mich tatkräftig bei meinen Recyclingvorhaben unterstützt. Als sie dann immer mehr Schwierigkeiten mit dem Sehen hatte und nur noch selten selbst an der Maschine gesessen hat, hat sie öfter meinen Sohn gehütet, damit ich nähen konnte. Mein Gott, wie lange ist das her- der "Kleine" wird dieses Jahr 30.
    Gestrickt und gehäkelt habe ich auch. Aber angefangen hat das Ganze eigentlich mit Sticken, als meine Oma noch lebte. Ich war vielleicht 6 oder 7. Bei uns in der Nachbarschaft gab es einen Laden, die haben mit fast allem gehandelt, was man in einem Dorf der 60er Jahre brauchte. Jeder Kunde wurde persönich bedient und man ist mit der Ware nicht in Berührung gekommen, weil alles mit einem langen Ladentisch abgegrenzt war. Aber es gab einen Schrank mit Glastüren, der stand im Kundenraum. Darin waren so Herrlichkeiten wie vorgedruckte Deckchen zum Aussticken, Stickgarn, Taschentücher zum Umhäkeln, Häkel- und Stricknadeln. Auf der gegenüberliegenden Seite standen die Gläser mit den losen Bonbons und Zuckerstangen, aber die haben mich nicht wirklich interessiert. Ich habe nur immer vor dem Glasschrank gestanden mit wehem Blick einen Kinderstickkasten angehimmelt. Ich weiß genau, er war aus dunkelblauer Pappe und der Deckel war aus durchsichtiger Plastikfolie. Aber das Ding sollte 4,95 Mark kosten... Undenkbar, dass sowas einfach mal zwischendurch gekauft wurde und heute weiß ich auch, dass das damals finanziell gar nicht machbar war. Als ich eines Tages mal wieder in den Laden kam und mein Blick als erstes wieder zur Vitrine rüberging ist mir fast das Herz stehen geblieben - der Stickkasten war weg! Ich weiß gar nicht, ob ich noch was gekauft habe oder ob ich vor Enttäuschung gleich wieder rausgegangen bin. Was soll ich euch sagen: Er stand irgendwann bei meiner Oma im Wohnzimmer und hat auf mich "gewartet". Meine Mutti hatte bis vor ein paar Jahren noch ein kleines Deckchen, das ich aus diesem Kasten gestickt hatte, auf dem Nachtschränkchen liegen.
    LG Heike

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  • Das Verwerten von Bettlaken udg. war bei mir nicht so üblich.
    Ich habe nach der Lehrzeit sehr viel im Schichtdienst gearbeitet und es war dadurch finanziell nicht so eng. Sparen fürs Auto oder Haus gab es nicht also habe ich in Kleidung für meine Familie "investiert". Habe schon immer Stoffe gekauft auch ziemlich teure. Natürlich hatte ich nicht so ein Stofflager wie heute. Einen mittelblauen Anzug/Kostümstoff habe ich davon noch jetzt.

  • Das Verwerten von Bettlaken ist eigentlich auch nicht meine Idee gewesen, sondern die meiner Nachbarin. Das war auch nicht aus der Not heraus, sondern eher der Spaß daran, aus gut erhaltenen Stoffstücken noch was Brauchbares zu machen. Ich finde sowieso, dass heute viel zu schnell alles weggeworfen wird, was nicht mehr der aktuellen Mode entspricht. Oftmals sind es so schöne Stoffe, die regelrecht danach rufen, nochmal einem anderen Verwendungszweck zugeführt zu werden. Vor einer Weile gab es mal irgendwo einen Bericht von einer Kleiderkammer, die haben aus den Sachen, die keiner haben wollte, Taschen genäht. Die haben richtig tolle Wollstoffe verarbeitet und die Ergebnisse konnten sich sehen lassen.

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  • Hier hab' ich ein witziges Fundstückchen: ein Sommeranzug aus Geschirrtüchern


    Sommeranzug aus Geschirrtüchern.jpg


    (Quelle: Modell 17, Seite 342, Das große Buch der Handarbeiten, Band IX)

    Kreativität ist ... eine Allround-Fähigkeit für alle :na: Lebenslagen.

    Die Eile ist der größte Feind der Qualität. (Irena Paukshte)
    Keine Frau ist perfekt, aber die aus dem Süden :biggrin: sind verdammt nah dran.

  • Öööhm... Das war aber Westen. Das gildet nicht.:D
    Nee, Spaß beiseite. Ich habe die Bücher nach der Wende mal bei Ebay gekauft, weil ich als Kind eines bei der Mutter einer Schulfreundin gesehen hatte. Wie es jemand angestellt hat, es in die DDR zu schleusen, ist mir allerdings ein Rätsel. Ich blättere immer mal wieder gern darin und wundere mich, wie mühsam das Handarbeiten in den Siebzigern war ohne Kopierer, Downloads und all die ganzen Hilfsmittel, die man heute zur Verfügung hat.
    LG Heike

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  • Öööhm... Das war aber Westen. Das gildet nicht.:D


    Es ist aber zumindest ein gutes Beispiel, das uns zeigt, dass auch im Westen "nur mit Wasser gekocht wurde"
    Ich weiß, dass ich auch jedem Stofffetzen hinterher rennen musste und von alten Herrenhemden über Bettwäsche bishin zu Stoffsäcken (da waren größere Mengen Grassamen drin) alles verwertet habe. Grundsätzlich hätte es schon auch Stoffgeschäfte gegeben, aber dafür hätte mein Taschengeld nie und nimmer gereicht. Reißverschlüsse, Knöpfe und sonstiges Zubehör gab es nur in "gebraucht" und ich hatte bei Nähgarn die Auswahl zwischen Schwarz, Weiß und Grau. Eine "Burda Moden" war mal ein Geburtstagsgeschenk, das ich mit 15 von einer Freundin bekam.

  • Liebe Marion,
    das kann ich gut nachvollziehen. Ich habe schon immer auf dem Dorf gelebt, ein Auto hatten wir nicht, der nächste Bahnhof war nur mit einer längeren Fahrradfahrt zu erreichen. Kurzwaren gab es in einem winzigen Lädchen im Nachbarort, aber Stoffe hatten die nicht. Also hätte ich mit dem Zug in die nächste größere Stadt fahren müssen wo es ein großes Stoffgeschäft gab. Neue Stoffe waren aber teuer, dazu noch die Kosten für die Fahrkarte, das habe ich mir zwar einige Male gegönnt, aber eigentlich konnte ich mir das nicht wirklich leisten. Aber, wie oben schon geschrieben, ich habe auch heute noch einen irren Spaß daran aus vorhandenen Materialien etwas neues zu machen.
    LG

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  • Aber, wie oben schon geschrieben, ich habe auch heute noch einen irren Spaß daran aus vorhandenen Materialien etwas neues zu machen.
    LG


    Och, das geht mir auch noch immer so. ein Teil für das ich so gar nichts neu kaufen muss, ist mir auch noch immer am liebsten ;)

  • Ich finde, dass sich die Nähhistorien Ost/West gar nicht so arg unterscheiden. Zumindest in meinem Fall kann ich das so sagen.


    Aber das ist sicher auch eine Generationenfrage und eine des familiären Backgrounds. Aus "nichts" etwas machen, improvisieren ... das mussten ja auch die Nachkriegsmenschen im Westen, die, aus welchem Grund auch immer, nicht am Wirtschaftswunder partizipierten. So wurden aus den Kriegstugenden auch Nachkriegstugenden. Und mit der Muttermilch aufgesogen auch die Tugenden meiner Generation.


    Für mich war das Nähen jedenfalls auch eine Möglichkeit, mich trotz geringer Mittel bekleidungstechnisch auszutoben, mir Stücke zu schaffen, die sonst niemand hatte.


    Genäht wurde allerdings nicht auf einer Veritas, sondern einer Quelle Privileg. ;)

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  • war vielleicht auch eine im Wittenberg (DDR) hergestellte?:D


    Ist nicht unwahrscheinlich.


    Ich hatte übrigens eine von Neckermann. Die war ja von meinem Onkel und der kaufte außer den Lebensmitteln ALLES bei Neckermann. Deswegen weiß ich das auch noch. Leider gibt es diese Maschine nicht mehr

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  • Liebe Marion,
    das kann ich gut nachvollziehen. Ich habe schon immer auf dem Dorf gelebt, ein Auto hatten wir nicht, der nächste Bahnhof war nur mit einer längeren Fahrradfahrt zu erreichen. Kurzwaren gab es in einem winzigen Lädchen im Nachbarort, aber Stoffe hatten die nicht. Also hätte ich mit dem Zug in die nächste größere Stadt fahren müssen wo es ein großes Stoffgeschäft gab. Neue Stoffe waren aber teuer, dazu noch die Kosten für die Fahrkarte, das habe ich mir zwar einige Male gegönnt, aber eigentlich konnte ich mir das nicht wirklich leisten. Aber, wie oben schon geschrieben, ich habe auch heute noch einen irren Spaß daran aus vorhandenen Materialien etwas neues zu machen.
    LG


    Gewisse Dinge ändern sich nicht wirklich. :D Ich sitze hier in der Stoff-Diaspora: Eine Stunde nach Süden oder eine Stunde gen Nord-Osten, dann gibt es Stoff. Nadeln, Kurzwaren, etc. bekomme ich wenigstens vor Ort. Also immer noch viel Upcycling und viel Récup: Bettlaken, Kissenbezüge, abgenutzte Papajacken etc. Und das im goldenen Westen (also noch westlicher als der deutsche Westen...)! Ist doch arm, oder?
    Die Welt braucht mehr Stoff!!!

    Ich habe keine Wespentaille. - Ich habe eine Hummelhüfte.

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  • Gewisse Dinge ändern sich nicht wirklich. :D Ich sitze hier in der Stoff-Diaspora: Eine Stunde nach Süden oder eine Stunde gen Nord-Osten, dann gibt es Stoff.


    War das nicht so, dass du in der Nähe von Landau wohnst? Da gibt es immerhin das "Stoff-Centrum" und Karlsruhe dürfte dann ja ähnlich weit weg sein. Straßburg scheint von dir aus weiter weg zu sein, wenn ich das so recht interpretiere. Da kenne ich aber jetzt auch nicht wirklich viele Stoffläden, weiß aber, dass es sie gibt. Aber wenn Holländischer Stoffmarkt in Karlsruhe ist, dann lohnt sich das doch für dich bestimmt.
    à propos Stoffmarkt ..... ich weiß, dass es zumindest vor einigen Jahren noch auf französischen Wochenmärkten immer auch mal wieder Stoffhändler gab, so ähnlich wie in den Niederlanden. Gibt es das nicht mehr?

  • Naja, es gibt inzwischen eher Dederon-Kittel und Mutanten-Unterwäsche auf den Wochenmärkten der Region. :D Ich sitze ziemlich dicht bei Wissembourg. Das bedeutet Fahrt nach Landau (gerne mit Besuch bei Frau Bantz, aber so oft klappt das nicht.) Bad Bergzabern ist leider völlig Stoffgeschäft-frei, soweit ich das bisher beurteilen kann. Ich bin also so oder so mit Parkplatzsuche immer eine gute Stunde unterwegs. Haguenau bietet auch Stoffläden, aber das sind sehr kleine Geschäfte, die dann eben auch wesentlich teurer sind.
    Nächster Hamstergang ist dann am 5. April, wo ich hoffe die Puces des couturières in Wissembourg mit dem Holländischen Stoffmarkt in Karlsruhe zu verbinden und dann lasse ich mich gehen. Ganz bestimmt! *freu*

    Ich habe keine Wespentaille. - Ich habe eine Hummelhüfte.

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  • Ich habe 1970, mit 14 Jahren bei einer älteren Dame in einer Damenmaßschneiderei nähen gelernt. Es waren in dem halben Jahr Unterricht, eine Hose, ein Rock, eine Weste, eine Jacke und ein Wintermantel. Bei meiner Oma durfte ich später auf deren Tretmaschine nähen. Vorher durfte ich das Teil nicht mal angucken, wurde sehr gehütet. Kann ich jetzt nachvollziehen warum, denn ab und zu kommen mir noch ältere Maschinen unter die Finger und man stellt fest, überall woman drehen kann wird geschraubt und alles verstellt.
    Mit meiner Lehre 1972 zog ich nach Leipzig, das war schon etwas tolles, da gab es das Schnittzentrum, da gab es den feinen Stoffladen von Inge Fix, den kannte jeder, auch heute noch, wenn man in den Erinnerungen schwelgt. Ich selbst wusste immer schon vorher was es neues an Schnitten in der Pramo gab, ich hatte meine Lehre in der Firma als Schriftsetzer. Im 2. Jahr der Lehre hatte ich mir die erste Veritas gekauft, ein paar Jahre später die andere mit mehr Programmen. Ich hatte das Glück das mir meine Cousine damals immer Pakete schickte mit Stoffen, das Wort Jersey kannte ich noch nicht, es waren dehnbare Stoffe wie die Poloshirts. Ich habe immer genäht, mal weniger, mal mehr, immer für die Familie und auch Freunde. Jacken sehr viel, aus eingefärbten Bettlaken, Windeln wurden eingefärbt und daraus Stufenröcke genäht. Im Stoffladen von Inge Fix gab es immeer tolle Stoffe bis unter die Decke des Ladens, wo diese Stoffer her waren, keine Ahnung. So etwas gab es nicht bei HO oder Konsum oder im Centrumwarenhaus usw.

  • Ich glaube ich war zehn oder elf Jahre, als ich das erste Mal an einer Nähmaschine saß. Vorher hatte ich schon oft mit der Hand Kleinigkeiten fürmeine Puppen genäht und dsann kam meine Mutter eines Tages nach Hause und erzählte mir, dass in der Schule um die Ecke in der Ferien ein Nähkurs stattfindet und ob ich da mitmachen will. Klar wollte ich ;) und dort entstand dann mein erstes Werk - eine Hose aus weinrotem Stoff den meine Mutter mal aus dem Westen bekommen hatte. Nur getragen habe ich sie nie, weil die Nähte furchtbar kratzten. Aber ich hatte Blut geleckt und begann aus Laken Sachen zu nähen. Genäht habe ich bei einem Bekannten meiner Mutter, der hatte einen Wäschereiverleih und meinte an seiner Maschine kann auch ein Anfänger nichts kaputt kriegen. Also hat er mich einfach drangelassen. Die Maschine konnte zwar nur Geradeausstiche, aber für den Anfang wars okay. Vor allem hatte er einen Riesentisch, der war fürs Zuschneiden natürlich wie gemacht. Eins meiner ersten Werke war eine Sommerjacke mit schrägem Reißverschluss - ohne Schnitt einfach "frei Schnauze" zugeschnitten und genäht. War nicht perfekt, aber ich war trotzdem stolz wie Bolle.
    1981 starb dann mein Onkel und hinterließ und ein bisschen Geld. Auch ich mit meinen 12 Jahren bekam einen Anteil zur eigenen Verfügung und der Wunsch nach einer eigenen Nähmaschine war natürlich groß. Also habe ich mein Anliegen mit meiner Muttre besprochen und wir sind in den Nähmaschinenladen in der Schönhauser Allee. Die Auswahl war natürlich nicht gerade riesig und ich habe am Ende mehr ausgegeben als ursprünglich geplant (ich glaube es waren an die 1400 Mark), denn ich wollte ja eine gute Maschine, von der ich lange was habe. So richtig gern verkauft haben die mir die Maschine nicht, die Verkäufer wollten meine Mutter und Oma davonüberzeugen, dass ein Kind doch keine solche teure Nähmaschine braucht. Wenn die wüssten, dass das gute Stück noch immer existiert ;)
    Tja und dann habe ich losgelegt. Im Westen kamen zu der Zeit gerade die Kellerfaltenhosen auf, also was lag näher als sowas nachzunähen. Die erste Hose und Jacke waren aus einem hellblauen Bettlaken, die Kellerfalte selbst aus rosa Futterseide. Meine Mitschüler waren hellauf begeistert, so dass ich dann einige Jacken in der Art genäht und so mein Taschengeld aufgebessert habe. Sogar die Jungs fanden sie cool.
    Nachdem ich einige Sachen so ganz ohne Schnitt gezaubert hatte, habe ich dann begonnen die Pramo und die Sybille zu kaufen und habe einiges daraus nachgenäht, u.a. eine Jacke mit ganz vielen Schnallen. Und was meint ihr woraus - ja aus rotem Fahnenstoff, gefüttert mit Babydecken.
    Während des Studiums habe ich dann nicht mehr ganz soviel genäht, sondern eher gestrickt (hat die Zeit in der Bahn hervorragend verkürzt) und nach der Wende habe ich es dann für eine lange Zeit fast ganz aufgegeben. Kurzwaren wie Reißverschlüsse und Knöpfe waren plötzlich so teuer, dass selber machen in keinem Verhältnis mehr stand zu der Möglichkeit überall modische Klamotten günstig kaufen zu können.


    Und hier ist das gute Stück, eine Veritas 8014/4143 E1
    Sie tut noch immer ihren Dient, kommt aber fast nur noch bei dicken Stoffen zum Einsatz, wenn die brother streikt.
    IMG_3877 (Copy).JPG

    Viele Grüße,
    Ines

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  • genau diese Maschine habe ich auch noch und Du hast mich jetzt angesteckt und ich werde diese wiedere aktivieren

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