Johana danke für diesen sehr schönen Bericht
Nähen in der ehemaligen DDR
- Ulme50
- Erledigt
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2018 war die Maschine erstmals auf der H+H zu sehen, im Sommer war die JUKI NX7 Kirei dann endlich erhältlich. Die große Schwester der DX7 punkten mit vielen Features aus der Industrie. Im Forum gibt es einen lesenswerten ausführlichen Test- und Erfahrungsbericht.
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Hallo Ihr Lieben,
ist schon komisch, wie sehr sich unsere "Näh"-Geschichten ähneln. Da wird einem ganz wehmütig ...
Wie Johana habe ich bereits als Kind angefangen zunächst mit Hand, dann mit der Tretmaschine meiner Oma bzw. Mutter Puppenkleider zu nähen. War garnicht so einfach, hat aber riesen Spaß gemacht. Ja, ja, die DDR-Barbie-Puppe hatte ich auch, für die nähte ich besonders gern.
Ich kann mich auch noch gut errinnern, dass ich schon als 10-jährige bewundernd vor dem Laden stand, der die tollen "elektrischen" Nähmaschinen im Angebot hatte - so eine wollte ich auch - unbedingt! Mein Jugendweihegeld und diverse in Ferienarbeit verdiente Mark machten dann diesen Traum war: eine Veritas 8014/4443E ich glaube, das "E" stand schon damals für Elektronik (?) und war auch so richtig teuer, auf jeden Fall über tausend Mark.
Ich habe darauf in Ermangelung schöner und mir gefallender Kleidung für mich genäht, von zwei Stücken konnte ich mich bis heute nicht trennen: Einem Mantel und einem Kleid, welches ich für eine Feier genäht habe ... das ist jetzt locker so dreißig Jahre her.
Beigebracht habe ich mir das Nähen selbst, bin da eher der Autodidakt, außerdem hatten wir schon damals recht gute Nähbücher (die ich auch noch habe und immer mal wieder reinschaue). Die Stoffe habe ich entweder gekauft, da gab es eine rechte gute Abteilung bei uns im Konsument-Warenhaus oder auch alte Bettlaken benutzt, die entstprechend eingefärbt wurden - auch schon mit Naturfarben (Ligusterbeeren habe ich mal für eine Lilabluse benutzt) ...
Die Veritas existiert immer noch, hat mir lange Zeit sehr gute Dienste geleistet, ging leider kaputt als ich für meine Tochter (sie ist heute 14) angefangen habe zu nähen. Ich habe sie zwischenzeitlich wieder reparieren lassen, es gab tatsächlich noch jemand, der viele Jahre nach der Wende die Maschine wieder zum laufen brachte. Sie sollte auch heute noch laufen, aber leider dann doch nicht mehr so, wie ich es gern hätte ... Und so nähe ich mittlerweile "fremd", aber mein Schatz bleibt die Veritas trotzdem (man kann das garnicht in Worte fassen, was diese Maschine einem bedeutet) ...
Ich glaube sogar, das ich auf jeden Fall auch noch Schnmittmuster haben sollte und viele Handarbeitsbücher aus dem Verlag für die Frau - davon kann ich mich einfach nicht trennen. Wie oft stand ich als junges Mädchen in dem Schnittmusterladen und hab nach neuen Schnittmustern gesucht.
Die Liebe fürs Nähen ist bis heute geblieben, die Möglichkeiten riesig. Besonders freue ich mich heute, wenn ich sehe, mit welcher Begeisterung gerade meine jungen Kolleginnen anfangen, ihre ersten Sachen auf der Nähma zu nähen.
Liebe Grüße
Annett -
Tolle Geschichten von früher. Ich kannte das nicht, da ich nicht im Osten groß geworden bin. Aber irgendwie wollte ich schon als junges Mädchen mal hin. Und auch heute noch ziehen mich Filme aus dieser Zeit magisch an.
Der Einfallsreichtum ist schon beeindruckend. Gibt es jetzt wohl nicht mehr so...
LG Heike
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Ich habe auch noch einige Bücher fürs Nähen und andere Handarbeiten. Sie waren zwar nicht so bunt aber die Grundbegriffe wurden gut erläutert.
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Hey, das sind ja viele interessante Geschichten, ich hab hier noch nie ein Thema angefangen und freue mich umsomehr, das das Thema gut ankommt!
ulme50
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Hier nun die versprochenen Fotos
Die Anleitungen waren aus dem "Westen", hat wahrscheinlich meine Ömi eine Strickzeitschrift in den Osten geschmuggelt.
Die Wolle war von "Alwo", schließlich hatte meine Mutter dort eine Schulfreundin. Der andere Pullover ist aus BW Schlgarn gestickt.... so retro, dass es schon fast wieder schick ist, oder?
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"Meine" Veritas hatte sich meine Mutter von ihrem ersten Geld gekauft... 2002 habe ich mich dann endgültig von ihr getrennt, denn die Fadenspannung war Dauerthema beim Nämamechaniker.
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Ich bin auch in der ehemaligen DDR aufgewachsen in Sachsen heute Chemnitz und gerade Sachsen war ja Ballungsgebiet der Textilindustrie und nähe nun schon seit gut 40 Jahren.
Mein Lehrlingsgeld lies ich mehr oder weniger immer in "K.-M.-Stadt", so hieß ja Chemnitz zu DDR Zeiten im Kaufhaus "Glück Auf",in der Stoffabteilung.Im "Glück auf" gab es Stoffe? Daran kann ich mich gar nicht mehr erinnern Bald wird dort der neue Campus der Uni entstehen... huch wie sich doch alles verändert.
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HeikeJessi, mein Freund wünscht sich auch, mal vor der Wende in der DDR gewesen zu sein.
Die Gegensätze waren so groß.
Einerseits die Kontrolle und Gängelei des Staates, andererseits die Unbeschwertheit, mit der wir versucht haben, unsere Freizeit zu genießen.Bei mir fing es auch mit Puppensachen an.
Meine Oma lies viel nähen, es gab Stoffreste, auf dem Dachboden lagen die Tanzstundenkleider meiner Urgroßmutter, im Nähkasten die wundervollste Knopfsammlung. Das lud zum träumen ein.
Ich durfte die Knöpfe natürlich nicht verwenden und die Kleider blieben unter Verschluss Aber Stoffreste fielen ab.
Grundkenntnisse bekam ich in Nadelarbeit, so hieß der Handarbeitsunterricht in der Grundschule.
Aber das gabs hier wie da.Später lies ich auch nähen. Hosen aus gefärbtem Bettlaken, Stufenrock mit selbst gehäkelter Kante.
Eine Freundin beschwatze mich dann, eine Maschine zu besorgen und mein Mann brachte eine alte elektrische Veritas an. Schade, nach der Wende war sie kaputt und die ganzen Reparaturwerkstätten waren geschlossen und so wurde sie als Ersatzteilspender verschenkt.
Rückblickend hätte ich nur 20 Jahre Geduld gebraucht, heute gibts wieder Werkstätten.
Jedenfalls zeigte mir meine Freundin wie eine Nähmaschine funktioniert und nähte ich erst mal Gardinen für die ganze Wohnung, Gardinen für Freunde....aus Futterseide und Spitze wurden Wolkenstores.
Gefolgt von Kindersachen und Hosen für mich und meine Schwester.Stoffe gab es auch bei uns in mehreren Geschäften, die lagen preislich ähnlich wie heute.
Ich habe gestrickt als wenn es um mein Leben geht und gehäkelt, den Garten bewirtschaftet und eingekocht.
Ob Ketchup, rote Beete, Sellerie oder Gurken, Apfelmus und Birnen, alles was ich selber im Garten hatte und von meinen Eltern bekam kam in Gläser.
Selbst Zwiebeln und Sauerkraut. Fürs Geschäft.
Fuhren wir campen wurden Schnitzel und Rouladen eingekocht.Dann kam die Wende und das war das Aus. Keine Zeit mehr.
Plötzlich was Alles anders.
Es gab Alles.
Was wir im Osten hatten, war plötzlich nichts mehr wert.
Die Kunden kamen jede Woche mit neuen Wünschen, die man versuchte zu erfüllen.
Wir machten neue Erfahrungen. Mit Menschen die wir kannten, mit Menschen die von der anderen Seite kamen.
Wir lernten die schöne, bunte Welt des Westens kennen. Obstsorten, die wir noch nie gesehen hatten, Joghurtsorten ohne Ende, Werbung, Plastik, fette Kataloge die die Erfüllung aller Wünsche versprachen.
Nette Menschen, aber auch Betrüger.
Pyramidenspiele, Glücksritter, die Treuhand.
Vielleicht habe ich jetzt zu viel geschrieben. Es wollte raus -
Letztes Jahr schenkte mir meine Tochter „ Das große DDR Mode Buch“. Es ist randvoll mit interessanten Geschichten und tollen Bildern aus dem DDR-Modealltag und genau das Richtige für eine wehmütige Zeitreise. Ich bin zwar im Westen aufgewachsen, aber es gibt viele Parallelen.
(Eulenspiegel Verlag, ISBN 978 3 359 02261 9) -
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Im "Glück auf" gab es Stoffe? Daran kann ich mich gar nicht mehr erinnern Bald wird dort der neue Campus der Uni entstehen... huch wie sich doch alles verändert.
Ja, ich glaube mich zu erinnern, es hieß "Glück auf",oben in der 1. Etage, da gab es auch soweit ich mich erinnern kann Bekleidung, Wolle, Gardinen und unten war Lebensmittel. Das war in der Strasse der Nationen, glaube ich, kurz vorm Busbahnhof, Pionierhaus. Stimmt es ?
Habe auch noch viele kleine A5 Hefte über Handarbeiten, die gab es ja zu Hauf. Klöppeln, Sticken, Sonnenspitze, Paläst.Spitze, Nadelspitze, Weben, Makramee usw. man konnte sich ja alles selbst aneignen. Da brauchte man keinen Kurs oder Lehrgang, so schön wurde alles beschrieben und erklärt in diesen Heften.Och ich glaube ich könnte noch viel mehr scheiben, aber das wurde zu weit führen.
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Och ich glaube ich könnte noch viel mehr scheiben, aber das wurde zu weit führen.
Nö, ich kann da stundenlang zuhören/lesen.
LG Heike
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Ich liebe dieses Thema Danke Ulme50....
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Tolles Thema ... ich komme zwar nicht aus der DDR aber es macht Spaß hier zu lesen
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Ja, es waren auch schöne Zeiten.
Ich glaube gerade das wude gefördert, selbst kreativ zu sein. Denn alles was Handarbeiten bedraf, war ja relativ preiswert zu haben. Habe auch noch jede Menge Patentdruckknöpfe, Garn, Knöpfe, Reißverschlüsse, Nadeln u.d.g. in meinem Nähvorrat, Sticknadeln, Schiffchen, Gabeln u.s.w. ebenfalls. Muß jedesmal schmunzeln, wenn ich die Dinge in der Hand habe und mir fallen dann meine Erlebnisse von damals wieder ein.
Jeans z.B.wurde bei uns als Nietenhosen bezeichnet. Wer solch eine besaß, war wirklich oben auf. Der Stoff war zwar steif und hart, doch es sah eben aus wie Jeans und hatte auch die dunkelblaue Färbung. Behandelt haben wir ihn mit Sand und Bimsstein, ähnlich wie es heute gemacht wird, da entstanden dann auch schon mal Löscher (meine Mutter hasste es, wenn ich die getragen hatte, ich fand es toll), heute wären es Designerjeans gewesen. Da wurde solange gerubbelt und geschrubbt, auch mit Sandpapier, bis die Finger blutig waren. Das Ergebnis war natürlich nicht so wie wir es heute kennen, aber wir waren zufrieden.
Auch habe ich mir aus Übergardinenstoff, ich glaube es war Malimo, ein Minikleid genäht, oben mit Puffärmeln, runder Ausschnitt und kurz mit breitem Gürtel, so wie es eben damals modern war, heute wäre es ein Dirndl. Meine Freundinnen haben es bewundert und keiner wusste, das es Übergardinen waren. Sommerhosen entstanden bei mir aus Bettlaken, hat der Stoff nicht im ganzen gereicht, kamen eben einfach dort wo es fehlte Steppnähte hin, quasi gestückelt .Die Frage kann man das so machen oder nicht, stellte sich nicht, es wurde so gemacht und das Ergebnis war:" coole Hosen " hast du da, wo sind die her- aus dem Westen ? Nee ich hatte nicht das Verknügen "drüben" jemanden zu haben. -
Mein Schwiegersohn und seine Mutter sind aus Ostberlin.
Und wenn sie so erzählt, bzw. wie sie heute noch aus nichts etwas nähen kann ist faszinierend.
Sie hatte gerne getöpfert. Viele wirklich tolle Arbeiten sind in ihrer Wohnung.
Das Brennen war gratis. Sie erzählte das sie sich nach der Wende das Töpfern nicht mehr leisten konnte und kann. Den ab da kostete das Brennen viel Geld. -
Auch ich bin in der DDR aufgewachsen. Meine Oma hatte eine Tretnähmaschine und hat hauptsächlich Gardinen genäht und zum Fasching dann Kostüme. Ich durfte beim Nähen immer zuschauen und es hat mich fasziniert. Leider hat mich Oma nicht an die Maschine ran gelassen, war ihr Heiligtum. Also habe ich mir dann heimlich das Nähen beigebracht, autodidaktisch. Dann durfte ich die Gardinen nähen. Später gaben mir meine Eltern Geld für den Kauf einer Veritas. Da war ich glücklich, endlich eine Zickzacknähmaschine zu haben.Somit war ich dann die Familienschneiderin für Großeltern, Eltern und meinen eigenen Haushalt. Ich kann mich noch erinnern, daß früher Schürzen und einfache Kleider auch selbst genäht wurden. In meinem Wohnort gab es zwei privat geführte Stoffläden, Familienbetriebe, die heute nicht mehr exsistieren, was ich sehr schade finde.
LG Michaela -
Ja, ich glaube mich zu erinnern, es hieß "Glück auf",oben in der 1. Etage, da gab es auch soweit ich mich erinnern kann Bekleidung, Wolle, Gardinen und unten war Lebensmittel. Das war in der Strasse der Nationen, glaube ich, kurz vorm Busbahnhof, Pionierhaus. Stimmt es ?
Ja, das Kaufhaus "Glück auf" war am Busbahnhof. Die Lebensmittelabteilung war unten und oben gab es Kleidung. ich erinner mich, dass ich mir dort für viiiiiiiel geld ein unterhemd mit Spagettiträgern von meinem Lehrlingsgeld gekauft habe.
Das Pionierhaus war woanders
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