Hallo,
wie wichtig ist bei einer Nähmaschine die Wattzahl des Motors? Je mehr desto besser?
Ich habe eine Juki-HZL F600, die hat "nur" 65 Watt. Es gibt aber auch wetaus preiswertere Nähmaschinen, die haben 90 Watt.
Nähen die vielleicht besser Leder, weil der Motor mehr Kraft hat?
Ich freue mich über Aufklärung,
LG
Andrea
Wieviel Watt hat eure Nähmaschine?
- andrea 64
- Erledigt
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Die Angabe Watt und der damit oft verbundene Rückschluß, viel Watt gleich Kraft, sind per se Unsinn.
Wesentliche Größe wäre, wenn überhaupt, die Angabe der Kraft in Drehmoment, also in Newton oder Kilonewton.Die Leistungsabgabe oder Kraft, die ein Motor aufbringt, hängt von einigen Faktoren ab. Neben den elektrischen Werten, spielen auch die Art der Wicklung und die angelegten Magnete etc eine Rolle, die Drehzahl uvm.
Der direkteste Zusammenhang lässt sich oft an dem Verhältnis Drehzahl zu Drehmoment wahrnehmen. Motoren mit sehr hoher Drehzahl haben ein geringes Drehmoment. Die Aufgabe des Konstrukteurs ist es einen Motor mit einer guten Leistungsbilanz einzusetzen, die Aufgabe des Einkäufers ist es einen billigen Motor zu finden, der gerade noch so den Anforderungen des Konstrukteurs entspricht und die Aufgabe des Verkäufers/Marketingspezialisten ist es den gefundenen Kompromiss so gut als möglich zu verkaufen.
Somit findet man in billigen Nähmaschinen oft Motore mit 100/150/180Watt während in guten Maschinen oftmals nur 70-90Watt Motore verbaut sind. Der Verkäufer suggeriert dem Kunden mit der hohen Wattzahl so einen scheinbaren Vorteil.Um das jetzt einmal illustriert zu beschreiben. Ich habe hier eine etwa 120Jahre alte Schusternähmaschine, die irgendwann einmal mit einem 25Watt Getriebemotor nachgerüstet wurde. Diese Maschine schafft 16mm Kernleder mit 300-400 Stichen pro Minute.
Eine viel neuere Sattlermaschine von 1998 verzweifelt bei 8mm Kernleder, obwohl sie einen 400Watt Motor hat.
(Das Kernleder in jeweils 4mm Lagen untergelegt)
Du siehst, obwohl die neuere Maschine die 16fache elektrische Leistung aufnimmt, kann sie mit der alten Schustermaschine bei dieser Aufgabe nicht konkurrieren. Wie Marion schon sagt, hängt die Leistung beim Leder nähen, von der Maschine, der Nadel, dem Garn, dem Transportsystem, der Konstruktion und nicht zuletzt von der Geschwindigkeit ab. -
Ich denke mal, das ist wie beim Auto....die Durchchzugskraft ist nicht nur von der PS-Stärke, sondern auch von vom Drehmoment abhängig.
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Hallo Andrea,
was Du auch bedenken musst: die Leistungsangabe auf dem Typenschild gilt für die gesamte Leistungsaufnahme der Maschine, d.h. außer dem Motor auch noch das Display, die Beleuchtung etc. Wenn Du also eine einfache Maschine mit Glühlampe hast, dann gehen 15W (oder was auch immer die haben) von der angegebenen Leistung schon mal dafür drauf... Die LEDs von der Juki werden deutlich weniger verbauchen.
LG Silvia
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Hallo Andrea,
was Du auch bedenken musst: die Leistungsangabe auf dem Typenschild gilt für die gesamte Leistungsaufnahme der Maschine, d.h. außer dem Motor auch noch das Display, die Beleuchtung etc. Wenn Du also eine einfache Maschine mit Glühlampe hast, dann gehen 15W (oder was auch immer die haben) von der angegebenen Leistung schon mal dafür drauf... Die LEDs von der Juki werden deutlich weniger verbauchen.
LG Silvia
Hallo Silvia, da muss ich Dich leider korrigieren. Selbst bei den ältesten Nähmaschinen wurde Licht schon vom Motor getrennt.
Das dürfte eher die Ausnahme sein, wenn es so wäre wie Du es oben beschreibst. Ich gebe Dir allerdings recht, bei einigen Highendmaschinen wird die Wattangabe für das ganze Nähmaschinensystem angegeben.;) -
Hallo Martin,
soweit ich weiß, muss auf dem Typenschild eines Gerätes (egal ob NäMa oder Kühlschrank oder sonstwas) die Gesamtleistungsaufnahme angegeben sein, da ich als Verbraucher ja wissen muss, mit wieviel Ampere ich meinen Stromkreis da belaste.
LG Silvia
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...von der vom Motor aufgenommenen Leistung auf die "Durchstichkraft" einer Maschine zu schliessen...führt nicht zur Antwort... ...denn es gibt 2 Kriterien zu beachten: den Motor/die Motorsteuerung und die mechanische Untersetzung mittels Zahn- oder Keilriemen...teilweise sogar mit Untersetzungsgetrieben (z.B. einige Husqvarna-Modelle)...
...um den "elektrischen" Teil etwas genauer zu erklären:
In Nähmaschinen werden sogenannte "Universal-Kollektormotoren" oder bei vielen neueren/neuen Modellen "Gleichstrom-Motoren" eingebaut...sogar in der "Günstig-Klasse"...in den technischen Beschreibungen heisst es dann jeweils in Neudeutsch entweder "AC-Motor" oder "DC-Motor"...
"Universal-Motoren / AC-Motor":
... können an Wechsel- und an Gleichstrom betrieben werden...meist mit der Netzspannung von 230Volt...sind aber von der Konstruktion her (speziell für Nähmaschinen) auf den Betrieb mit Wechselstrom 50/60 Hertz optimiert und erzeugen das nötige Magnetfeld mittels einer "Feldwicklung"...die Geschwindigkeit wird entweder über einen Widerstands-Fussanlasser oder einen Fussanlasser mit "Triac-Phasenanschnitt-Steuerung" geregelt...
Um die "Anlass-Drehmomentschwäche" etwas zu mindern, haben Universal-Motoren in Nähmaschinen mit Widerstands-Fussanlasser ein relativ grosses Statoreisenpaket und eine entsprechend grosse Statorwicklung die das nötige Magnetfeld erzeugt...Motoren die für Phasenanschnitt-Steuerung optimiert sind haben bedeutend kleinere Statorpakete und Wicklungen...z.B. YDK-Motoren in Maschinen heutiger Bauart...und erzeugen zusammen mit einem elektronischen Fussanlasser sogar ein einigermassen brauchbares Anlassdrehmoment..."Gleichstrom-Motoren / DC-Motor":
...werden wie der Name sagt mit Gleichstrom betrieben...meist im Bereich von 12-36V...und erzeugen das Stator-Magnetfeld mit einem sehr kräftigen Permanent-Magneten...haben/brauchen also keine Feldwicklung...müssen aber mit einigem Aufwand elektronisch angesteuert werden...Gleichstrom-Motoren haben auf Grund der physikalischen Bauart ein höheres Anlaufdrehmoment als Universal-Motoren...DC-Motoren sind in heutigen Computer-Maschinen fast ausschliesslich im Einsatz......warum denn nun diese Differenzen bei der Leistungsaufnahme:
Die Motoren müssen "billig sein"...Focault hat das oben richtig festegestellt...daher sind die Hersteller...die Motoren kommen mehr oder weniger ALLE aus Asien...dazu übergegangen bei den Universal-Motoren "am Kupfer der Wicklungen zu sparen"...und verwenden immer häufiger Kupfer/Aluminium-Legierungen oder teilweise nur noch Aluminium als Wickeldraht...das ist zwar Murks...aber billiger...da die elektrische Leitfähigkeit des Wicklungs-Drahtes je nach Aluminium-Gehalt immer schlechter wird...der zur Verfügung stehende Platz für die Statorwicklung aber von der mechanischen Konstruktion vorgegeben...wird die Statorwicklung kleiner und es muss ein höherer Strom fliessen um das benötigte Magnetfeld zu erhalten...so wird das Verhältnis Leistungsaufnahme/Leistungsabgabe...also der Wirkungsgrad...eigentlich immer schlechter...das merkt man gut an der massiv grösseren Wärmeentwicklung gegenüber älteren Motoren die noch mit "echtem Kupfer" gebaut wurden...darum brauchen "China-Billig-Motoren" auch eine kräftige (leistungvernichtende) Lüftung...und sind bei längerem Gebrauch doch nicht "vollgasfest"...
...Gleichstrom-Motoren sind vom Funktionsprinzip her viel günstiger herzustellen als AC-Motoren...und haben trotzdem einen viel höheren Wirkungsgrad...durch eine geschickte Steuerung mittels PWM (PulsWeitenModulation) und einer Drehzahlstabilisierung kann das abgegebene Drehmoment über einen grossen Drehzahlbereich konstant gehalten werden...was man an heutigen mit DC-Motoren ausgerüsteten Maschinen gut beobachten kann...von ultralangsam bis maximale Stichzahl immer mit voller Durchstichkraft...und die PWM-Steuerung ist in Computer-Maschinen ohne viel zusätzlichen Aufwand realisiert/realisierbar...der Micro-Controller ist ja eh schon da...und übernimmt diese Aufgabe...ist nur eine Frage der Firmware/Software...
...Fazit:
Watt ist nicht gleich Durchstichkraft!...eine Maschine mit "weniger Watt" kann durchaus "besser laufen"...moderne elektronische Antriebs-System haben einen höheren Wirkungsgrad...also bei weniger Leistungsaufnahme höhere Leistungsabgabe...Gruss aus der Schweiz
Stefan -
Marion, ich habe schon Leder genäht, hatte aber das Gefühl, dass die Maschine bei doppelter Lage an ihrer Grenze war. Hab der Sache eigentlich auch nicht wirklich getraut und sehr langsam und vorsichtig genäht. Das Leder ist knapp 2mm dick.
Und als ich jetzt eben mitbekam, dass andere Maschinen mehr Watt haben dachte ich, dass es daran liegt es und warum hat meine Maschine nicht auch eine höhere Motorleistung? Ich wähnte einen scheinbaren Nachteil.
Danke Foucault und stefan für eure tief gehenden Erläuterungen. Ich weiß zumindest jetzt, dass die Wattzahl allein nicht entscheidend ist und auf keinen Fall als schnelles Kaufkriterium taugt.
LG
Andrea -
Wenn ich die Frage so lese, denke ich ja, dass ein Nähmaschinen-Quartett (wie schon einmal angedacht) doch eine gute Sache wäre.
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Aficionada: Du meinst diese Karten, die es mit Autos und sowas gibt mit Eckdaten zum Fahrzeug drauf (Geschwindigkeit, Gewicht, Hubraum...), bei denen 2+x (x>=0) Spieler einen Stapel von haben, derjenige, der dran ist, sich einen Wert aussucht und der besste Wert bekommt alle Karten?
Gewinnt dann der mit der höheren Wattzahl?
LG
neko -
Hm .... also wenn eine Lage bereits 2 mm dick ist, dann ist das schon ganz schön heftig, finde ich. Nichts was ich auf Dauer so vernähen wollte.
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Gewinnt dann der mit der höheren Wattzahl?
Das wäre jetzt die Frage ... besser ist das ja nun nicht zwangsläufig, wie wir nun gehört haben
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Genau. Zum Kartenbilder knippsen fahren wir dann zu Martin - oder?
Nachtrag an Stefan aus der Schweiz: das war jetzt einmal Motorkunde kompakt. *rotier*. Ich muss das, denke ich, noch ein paar mal lesen, bevor ich mir das ansatzweise alles merken kann. Verstehen? Kommt meist später. Tage, Wochen, Monate, Jahre... je nachdem. Ist aber bisher in den meisten Fällen eingetreten. (Sobald man sich vom Schrecken der fremden Fachworte gelöst hat und Entspannung eintritt.)
LG
neko -
Hm .... also wenn eine Lage bereits 2 mm dick ist, dann ist das schon ganz schön heftig, finde ich. Nichts was ich auf Dauer so vernähen wollte.
Nein, das will ich auch nicht auf Dauer vernähen. Und wenn ich das wollte, dann müsste ich mir eine andere Maschine zulegen, das weiß ich jetzt.
Nähmaschinenquartett wäre toll, Gewicht und Anzahl der Zierstiche wären da noch Dinge, mit denen man punkten könnte.
Umin stand früher auch drauf, ich hatte keine Ahnung, was das war, aber je mehr desto besser!
LG
Andrea -
Umin stand früher auch drauf, ich hatte keine Ahnung, was das war, aber je mehr desto besser!
LG
Andrea
U/min -> Umdrehung / Minute
oder rpm -> round per minute -
aber Drehzahl ist nicht alles.....ohne Drehmoment (Nm) hilft das nix
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Nun beim Leder nähen geht doch nichts über eine alte Pfaff oder Singer mit Tretantrieb, der ungeübte Näher bringt eine Dauerleistung von ungefähr 0,25 PS (etwa 186,4 Watt auf) bei rund 800-900 Umdrehungen pro Minute.
Kurzzeitig knapp das Doppelte, damit lässt sich jedes Lederpaket, das unter den Nähfuß passt, locker nähen. -
Nachtrag an Stefan aus der Schweiz: das war jetzt einmal Motorkunde kompakt. *rotier*. Ich muss das, denke ich, noch ein paar mal lesen, bevor ich mir das ansatzweise alles merken kann.
Viell reicht es auch einfach, im Hinterkopf zu behalten, dass es da Unterschiede gibt und Wattzahl nicht gleich Wattzahl ist. Und die Durchschlagskraft beispielsweise hängt vom Drehmoment ab, nicht von der Wattzahl.
U/min -> Umdrehung / Minute
oder rpm -> round per minuteNeneee... rpm. 33 1/3? 45? Nanne, du verwechselst da was!
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