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Ist ein genähter Liebesbeweis öffentlich tragbar?

  • Gerade habe ich in der Süddeutschen „Maschen voller Liebe“ gelesen und ich denke gerade an so manches verschenkte Teil. Was habe ich dran gesessen und getüftelt. Ferndiagnose bei der Kleidergröße. Und wie liegt nun die Weste am Hals und den Armen an? Der Beschenkte hat sich gefreut. Freut sich noch heute, aber ich möchte nun nicht mehr, dass dieser damit unter Leute geht. Zuhause okay. Unter einer Jacke versteckt im Wald auch. Aber bitte nicht, wenn die Tür aufgeht und Leute kommen.


    Oder der mit viel Enthusiasmus gestrickte Pullover mit dem bescheidenen Halsabschluss von einer lieben Verwandten. Nur bitte nicht ins Büro anziehen. Bei Publikumsverkehr wird man so nicht ernst genommen.


    Und jetzt ist Vorweihnachtszeit. Viele Frauenzeitschriften empfehlen wieder das Selbstgestrickte und Genähte zu verschenken. Sollte man es tun? Wie umgeht man die Tücken und Klippen?


    Trotzdem fleißig werkeln? Ein Schlafanzug mit Muster für Sohn oder Schwiegersohn in spe, das die Partnerin am Fest der Liebe abtörnt, wäre natürlich auch so ein Hit.

    "lass die Sonne rein ... "

    ... und Grüße

    Doro :laola:

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  • Nun ja,man sollte schon zusehen ,dass man den Geschmak des Beschenkten trifft :D

    The 3 Laws of The Multispheres...


    #1: If it's supposed to move and doesn't: WD-40.
    #2: If it moves and it's not supposed to: Duct Tape
    .#3: Everything else: Baking Soda.


    Matth. 5,1 - 7,29

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  • Da fällt mir Bridget Jones ein und die Szene mit Mark Darcy, der alljährlich einen von seiner Mutter liebevoll gestrickten Pullover bekommt. Sollte ich jemals so handeln und Scheußlichkeiten verschenken, egal ob genäht oder gestrickt, darf mich meine Verwandtschaft gern zur Notschlachtung freigeben.:shocked:

    LG,
    thimble

  • Ich schenke meinem Freund zu Weihnachten diesen Anorak.
    Erst sollte es eine Überraschung werden. Da wir zusammenwohnen bekommt er den Nähprozess mit und er hat mir spätestens als die Ärmel dranwaren waren nicht mehr geglaubt, dass das eine Jacke für mich wird ;)
    Also habe ich ihn heute anprobieren lassen und ich bin richtig froh darüber. In die von Vogue geplante Innentasche passt kein Portemonnaie, also hat er sich eine zweite größere Innentasche gewünscht, die ich jetzt noch einfügen konnte. Außerdem habe ich durchs Anprobieren gemerkt, dass ich die Seitennaht der Außenjacke etwas weiter nähen muss, weil die Innenjacke so dick ist. Ich finds schon schade, dass die Jacke keine Überraschung ist. Aber letztendlich ist die Überraschung unterm Weihnachtsbaum weniger wichtig, als dass die Jacke richtig passt und ihm gefällt. Und er freut sich auch ohne Überraschung schon riesig auf die Jacke. Anziehen darf er sie nämlich erst ab Weihnachten ;)
    Das Bridget-Jones-Problem gibt es bei uns nicht, weil ich mittlerweile seinen Geschmack sehr gut kenne. Das wäre bei anderen Leuten anders, aber ich nähe auch niemandem außer meinem Partner so eine Jacke...

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  • Gerade habe ich in der Süddeutschen „Maschen voller Liebe“ gelesen und ich denke gerade an so manches verschenkte Teil.


    Wer wird sich denn von dieser Kolumnen-Lästerin die geliebten Selbermach-Geschenke vermiesen lassen?


    Wo bleibt die Individualität und die künstlerische/handarbeitende Freiheit?


    :daumen:
    Mir war nix peinlich und mir ist nix peinlich, aber ich weiß auch, wen ich womit, beschenke und wer lieber selbst einkauft, mit einem Gutschein.:)

  • wo sie Recht hat, hat die Kolumnistin aber Recht. Eine allzu dicke rosarote Brille fördert auch nicht gerade das Image des Selbsgemachten.

    Und schließlich braucht man auch Sachen zum auf'm Sofa rum lümmeln.

    "lass die Sonne rein ... "

    ... und Grüße

    Doro :laola:

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  • Da fällt mir Bridget Jones ein und die Szene mit Mark Darcy, der alljährlich einen von seiner Mutter liebevoll gestrickten Pullover bekommt.


    Wie witzig. Das war auch mein erster Gedanke dazu!


    Aber das ist ja mittlerweile auch schon wieder Kult. Stichwort "Ugly Christmas Sweater" ... :rolleyes:

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  • Ich war noch nie in der Verlegenheit eine der Fragen der Kolumnistin mit 'nein' beantworten zu müssen!


    Vorder- und Rückseite haben bisher immer zusammengepasst und nie war ein Teil länger oder kürzer, als angedacht. Meine Ärmel sehen immer gleich aus und beginnen exakt auf gleicher Höhe! Mein 'Gutes Stück' war bisher auch immer frei von - ungewollten - Löchern bzw. merkwürdigen Ausbuchtungen. Und unvernähte Garn-Enden trage ich grundsätzlich nicht spazieren, denn Fransen setze ich höchst selten als gewollten Akzent ein! Und meine Farbentscheidungen müssen nicht dem Massengeschmack, sondern meinem entsprechen! :D Auf ordentliche Verarbeitung hatte ich schon als Anfängerin wert gelegt und ich trage meine selbst gestrickten oder gehäkelten Sachen überall und jederzeit!


    All dies bedeutet jedoch nicht, dass ich viel Selbstgemachtes verschenke, das ist und bleibt eher die Ausnahme.


    Wenn ein Teil gut verarbeitet ist und zum Träger passt, sehe ich keinen Hinderungsgrund einen gestrickten, genähten, gehäkelten, gewebten oder sonst wie in Handarbeit hergestellten Liebesbeweis in der Öffentlichkeit mit Stolz zu tragen!

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  • Man sollte schon unterscheiden zwischen denjenigen, die jetzt gerade mal auf einen Trend aufspringen und den Aufwand unterschätzen, und denjenigen, die ihr handwerkliches Können für sich selbst einsetzen.
    Die Trend-Springer gibt es überall, die bringen das Geld (weil sie die extradicke Wolle kaufen, oder nur teuren Walk verarbeiten, damit's möglichst schnell geht), und die sorgen dafür, dass 'Selbermachen' seinen eigenen Beigeschmack bekommt. Aber diejenigen, die ein Handwerk langsam mit sich steigerndem Schwierigkeitsgrad erarbeiten (was war ich stolz auf meine erste gefütterte Weste, dann das erste Ballkleid mit klassischer Innenverarbeitung, oder den ersten selbstgezeichnenen Grundschnitt), sind weniger sichtbar, weil ihre Werke nicht negativ auffallen und vor allen Dingen, weil sie keine Angriffsfläche für schreiblustige Kolumnisten bieten.

  • Die eigenen Werke selbst tragen, ist ein anderes Thema. Da entscheidet jeder selbst, womit er sich in der Öffentlichkeit wohlfühlt. Aber wenn es verschenkt wird, empfinde ich sowohl schlechte Verarbeitung als auch nicht zum Beschenkten Passendes (was durchaus gut verarbeitet sein kann) als Nötigung.

    LG,
    thimble

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  • Ich nähe/sticke/stricke für die anderen nur nach Bestellung. Und zur Not kann ich auch wunderbar "nein" sagen. Die Freundin meines Sohnes wünschte sich jetzt von mir zum Gburtstag etwas Selbstgenähtes. Wunderbar, Mutti freut sich. Wie wäre es mit einem Schal? Einem Loop? Ja, supi! OK, welche Farbe? Schwarz und senfgelb, bitte. Na geht doch! ;) Gut, dass ich so unromantisch bin :D


    Ansonsten hüte ich mich davon, etwas Selbstgemachtes zu verschenken. Es macht zwar sehr viel Spass, etwas für die anderen zu machen, aber es gehört für mich auch dazu die Geschmäcker und Vorlieben der anderen zu respektieren.

    Liebe Grüße
    Antonia

  • Aber wenn ich auf Bestellung nähen, dann nur etwas, wozu ich auch richtig Lust habe. Ansonsten kann's nämlich auch mühsam werden, ich hab' da mal so ein paar Sonderwünsche in der Familie erfüllt (und die beschenkten wirklich glücklich gemacht), bei der ich Nerven ohne Ende gelassen habe. Das ist für ein Projekt, zu dem man auch richtig Lust hat, leichter zu verkraften, als wenn es eine 'Auftragsarbeit' war.

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  • Meine antwort: JA!!!


    die Kleidung, die ich meinen Kindern nähe, wird nur in absprache mit den beiden ausgesucht und zusammengestellt.
    Dabei achte ich darauf, das die Farbkombinationen nicht zu bunt und quitschig werden.


    Meine Mutter ist bei uns fürs Stricken zuständig. und es wird alles geliebt und täglich getragen. Schals, Pullis Mützen - wir suchen uns die Farben aus und sie darf sich creativ austoben :D Nach ein paar Jahren darf dann gerne auch mal neues Stück dazu :)8


    Kleine genähte GEschenke stelle ich auch, meistens ungefähr, mit den Wünschen der Beschenken zusammen.
    einmal weiß ich, das es leider nicht so gut geklappt hat, aber sonst haben sich die beschenken meistens gefreut und sagen mir das auch Monate später immer wieder. von daher :)

    liebe Grüße
    Steph


    Wer Visionen haben will, darf nicht an Drogen sparen. :D
    Das Känguru-Manifest

  • Ich denke auch, dass man es weder sich noch seinen Lieben zumuten sollte, lauter selbstgestrickte Mützen zu verschenken, wenn man erst in diesem Herbst das Stricken gelernt hat und die Werke eben den Charme eines Strickanfängers haben. Den dürfen die Sachen auch um himmels Willen haben! Jeder hat mal mit irgendeiner Handarbeitstechnik klein angefangen. Und jeder war von Beginn an zu Recht stolz auf seine Erstlingswerke. Vor rund vierzig Jahren habe ich meiner Mutter zu Weihnachten ein paar selbstgestrickte Handschuhe zu Weihnachten gestrickt. Die trägt die heute noch (was für eine Qualität!). die waren auch wirklich nicht schlecht gemacht. Aber heute würde ich die so auch nicht mehr machen und beispielsweise eine andere Anschlagtechnik verwenden. Nichtsdestotrotz werden sie von meiner Mutter zu Tode geliebt. Das ist vielleicht der Vorteil, den man hat, wenn man als Handarbeitsanfänger noch Kind ist und dann seine Eltern und Großeltern beschenkt ..... da haben möglicherweise die dann die rosarote Brille auf.


    Als Erwachsener Handarbeitsanfänger muss man da wohl ein wenig vorsichtiger sein. Gar nicht so einfach, finde ich. Man freut sich gerade ein Loch in den Bauch, weil man was neues kann und will das teilen und gleichzeitig soll man das dann doch eher verstecken, weil es halt nicht perfekt ist. Gleichzeitig soll man aber nicht den Mut verlieren und bei der Sache bleiben, um die gewünschte Perfektion dann irgendwann zu erreichen.
    Ich finde das so frustrierend und bin daher der Meinung, dass man auch Anfängern eine Chance geben darf.
    Mir würde es jetzt nichts ausmachen mit einem etwas schief geratenen Schal eines Anfängers durch die Gegend zu laufen. Immerhin weiß ich, dass dieses Teil Mühe gekostet hat und dass meine Werke auch nicht immer perfekt waren (und es auch heute noch nicht sind - aber ich verschenke die auch eher selten)
    Ich weiß aber auch, dass man das nicht allen Menschen abverlangen kann - schon gar nicht denen, die so gar keinen Sinn für Selbstgemachtes haben. Der Mensch, der da die Kolumne geschrieben hat, scheint mir so jemand zu sein.

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  • Ich denke auch ..... Vor rund vierzig Jahren habe ich meiner Mutter zu Weihnachten ein paar selbstgestrickte Handschuhe zu Weihnachten gestrickt. Die trägt die heute noch (was für eine Qualität!). die waren auch wirklich nicht schlecht gemacht. Aber heute würde ich die so auch nicht mehr machen und beispielsweise eine andere Anschlagtechnik verwenden. Nichtsdestotrotz werden sie von meiner Mutter zu Tode geliebt. Das ist vielleicht der Vorteil, den man hat, wenn man als Handarbeitsanfänger noch Kind ist und dann seine Eltern und Großeltern beschenkt ..... da haben möglicherweise die dann die rosarote Brille auf.


    .


    Mein Papa hat sie heute noch manchmal auf..... :o da werden Kindheitserinnerungen wach....... Handarbeit, 5. oder 6. Klasse, Stricken, dunkelgraue Wolle, ein Pullover für Papa zum Geburtstag, mit Zopfmuster, einige Fehler und damals keine Geduld es nochmals aufzutrennen, Ärmel etwas zu lang geworden, insgesamt etwa um eine Größe zu groß, Rollkragen am Abschluß etwas ungleichmäßig. Papa freute sich und hat ihn oft und mit Stolz angezogen.


    Gestern Abend hab' ich einen alten Hocker zu ihm in die Kellerwerkstatt gebracht mit der Bitte ihn zu reparieren und den mittlerweile häßlich gewordenen, weißen, glänzenden Lackantrich in ein mattes, hübsches Grün zu verwandeln. Ich hab' zunächst gar nicht erkannt, was Papa da an hatte. Erst jetzt beim Lesen des Themas fiel es mit wie Schuppen von den Augen....., der graue Pullover.... leicht verfilzt, umgeschlagene Ärmel... der schiefe Rollkragen...... ich wußte nicht, daß er ihn immer noch hat und auch nutzt..... Das, in meinen Augen heute, schreckliche Ding, hat über 30 Jahre überlebt!


    Das ist meine Motivation ihm nochmals einen wirklich schönen Pullover zu stricken, wieder zum Geburtstag (29. Dez) und morgen hole ich bei Mama heimlich einen gut passenden ab um die Maße abzunehmen. Auf das Gesicht bin ich gespannt ... :)

    Kreativität ist ... eine Allround-Fähigkeit für alle :na: Lebenslagen.

    Die Eile ist der größte Feind der Qualität. (Irena Paukshte)
    Keine Frau ist perfekt, aber die aus dem Süden :biggrin: sind verdammt nah dran.

  • Sporcherin: das ist ein schöne Geschichte :)


    Mir fallen da dann gerade die Socken meiner Großmutter ein. Die hat immer aus Wollresten, die sie weiß der Kuckuck wo eingesammel hat, Ringelsocken gestrickt. Da war in einem Paar Socken nie ein Socken gleich wie der andere. Die waren unterscheidlich groß und die Ringel haben auch nie überein gestimmt. Aber ich habe die geleibt. Das letzte Paar habe ich vor einigen Jahren weggeworfen, weil die dann wirklich nicht mehr zu gebrauchen waren.

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  • Meine Oma hat es genau so gemacht. Sie hat sogar die durchgescheuerten Hacken ausgebessert. Wenn es nicht die geringelten Restesocken waren, hat sie in erster Linie graue *Püttsocken gestrickt. Ein paar habe ich auch noch das war wohl ein kleiner Rest grau übrig geblieben für meine kleinen Füße. Das Paar halte ich in Ehren.






    *Erklärung für alle nicht Ruhrpöttler: Pütt= Zeche oder Kohlebergwerk

    Liebe Grüße Andrea


    Freundschaft ist wie eine Tür, die niemals zu ist.
    Manchmal klemmt sie, manchmal knarrt sie,
    aber immer ist sie offen.


  • Ich weiß aber auch, dass man das nicht allen Menschen abverlangen kann - schon gar nicht denen, die so gar keinen Sinn für Selbstgemachtes haben. Der Mensch, der da die Kolumne geschrieben hat, scheint mir so jemand zu sein.


    Vielleicht habe ich wirklich kein Sinn für Selbstgemachte. Jedenfalls kommt das bei mir so an.


    ja doch, nachdem ich gestern Abend mal wieder so einen grenzwertigen Pullover sah, bin ich mir sicher, ich will den an bestimmten Orten oder in manchen Berufen nicht sehen. Ich will tatsächlich kein Konto eröffnen, wenn mir so jemand an den Banktresen gegenübersteht. Es ist ja nett, dass der junge Mann eine so liebende Mutter hat, aber muss er mir das zeigen? ... und ich wollte mit ihm kein Bier trinken gehen.

    "lass die Sonne rein ... "

    ... und Grüße

    Doro :laola:

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