Nähmaschinen auf dem Land

  • Als Anne heute die "Backofen-Diskussion" eröffnete, musste ich noch an etwas anderes denken.


    Vor einiger Zeit bin ich auf einen Austausch im Forum der Landfrauen über Nähmaschinen gestoßen und war etwas verwundert, dass da oft Maschinen im oberen Preissegment genannt werden ...


    Vor ein paar Wochen war ich bei meinem Cousin zu Besuch: Herr P. ist Landwirt. Nach dem Mittagessen nahm mich seine Gattin, Frau B., mit den Worten "Ich muss Dir noch was zeigen" zur Seite und führte mich in ihren "Haushaltsraum". Dort stand eine neue Bernina, mit vierstelligen Anschaffungspreis. "Wow", dachte ich mir. Klar durfte ich mich auch die Maschine setzen. Eigentlich ist die Maschine für ihre Anforderungen völlig überdimensioniert. Frau B. zeigte mir freudig, was die Maschine (bisher) alles kann und ich freute mich mit.


    Irgendwann konnte ich mir die Frage nach dem Preis nicht verkneifen und mit einem Augenzwinkern kam nur: "Dafür gibt's ja noch nicht mal Reifen für den Schlepper!". Ich musste grinsen.


    Denkt man auf dem Land in anderen Dimensionen?


    Die Mitfahrt auf dem Schlepper mit Herrn P. ist dann ein anderes Thema ... ;)

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  • Vielleicht gibt es dafür auch Subventionen aus Brüssel;):confused:


    duck u. weg renn (Steffi bitte nicht hauen:D)


    LG
    Benzinchen

    Alle Menschen werden als Unikat geboren, doch die meisten sterben als Kopie.

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  • nunja als Landwirt hat man mit Maschinen zu tun, die lange laufen sollten. Da hat man dann die gleichen Ansprüche an eine Nähmaschine und meint nicht, die taugt schon was, wenn sie für 70 Euro zu haben ist. Das fällt dann alles eher unter Investition, die dann nachher sich rentieren sollte.


    Wobei ich nicht denke, dass ein Landwirt im Geld schwimmt. Die, die ich kenne, müssen rechnen, würden aber nie zu billig einkaufen.

    "lass die Sonne rein ... "

    ... und Grüße

    Doro :laola:

  • Irgendwann konnte ich mir die Frage nach dem Preis nicht verkneifen und mit einem Augenzwinkern kam nur: "Dafür gibt's ja noch nicht mal Reifen für den Schlepper!". Ich musste grinsen.


    Ich denke, je nach Lebenssituation ändern sich halt die Argumente. Für eine/n Städter/in heißt das dann wohlmöglich "das sind ja gerade mal 2 Monatsmieten ... und wie schnell sind 2 Monate rum" ...


    Bezeichnend finde ich eher, dass deine Cousine es für nötig hielt, sich für die Ausgabe zu rechtfertigen.

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  • Wobei ich nicht denke, dass ein Landwirt im Geld schwimmt. Die, die ich kenne, müssen rechnen, würden aber nie zu billig einkaufen.


    Nein, nein ... auch Frau B. und Herr P. schwimmen nicht im Geld ...


    Aber ich finde den Denkansatz bemerkswert, dass eine Nähmaschine eben ein Investitionsgut ist, das zur Haushaltsführung notwendig ist.

  • Aber ich finde den Denkansatz bemerkswert, dass eine Nähmaschine eben ein Investitionsgut ist, das zur Haushaltsführung notwendig ist.


    das war aber zu der Zeit als meine Mutter heiratete genauso. Nähen als Hobby? darauf wäre damals niemand gekommen. Und sie waren natürlich eine Anschaffung genauso wie eine Schleuder oder Waschmaschine.

    "lass die Sonne rein ... "

    ... und Grüße

    Doro :laola:

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  • Bezeichnend finde ich eher, dass deine Cousine es für nötig hielt, sich für die Ausgabe zu rechtfertigen.


    Nein, es war kein "rechtfertigen". Es ging eher um: "Wenn für die Feldwirtschaft ein Betrag X jährlich zur Verfügung steht, dann ist auch für ein entsprechender Betrag zur Haushaltsführung eingeplant."

  • das war aber zu der Zeit als meine Mutter heiratete genauso. Nähen als Hobby? darauf wäre damals niemand gekommen. Und sie waren natürlich eine Anschaffung genauso wie eine Schleuder oder Waschmaschine.


    Liege ich da mit meiner Rechtfertigungstheorie doch ganz richtig?

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  • Nein, es war kein "rechtfertigen". Es ging eher um: "Wenn für die Feldwirtschaft ein Betrag X jährlich zur Verfügung steht, dann ist auch für ein entsprechender Betrag zur Haushaltsführung eingeplant."


    Ok, wenn das so ist, denkt man auf dem Land vielleicht wirklich noch anders.
    Wobei ich das auch nicht verallgemeinern wollte.

  • Hallo zusammen,
    ich werf mal noch ne andere Theorie in den Raum :confused::
    Wir wohnen auch auf dem Land und haben einen kleinen Handwerksbetrieb.
    Und als praktisch veranlagte Menschen machen wir gerne und vieles selber, und dabei haben wir gemerkt dass man mit nem Klump an Maschinen nicht recht arbeiten kann, deshalb wird bei Hilfsmitteln auf Qualität und Vielseitigkeit geachtet.
    (Natürlich kann man die Schraube auch von Hand reindrehen (nachdem man mit dem Handbohrer vorgebohrt hat ;) ) aber schneller und besser gehts halt mir dem Akkuschrauber...)
    Und bevor wir irgendeine billige Maschine kaufen die nach wenigen Jahren die Flügel streckt, sparen wir noch ein bisschen und besorgen was ordentliches.
    Deshalb habe ich mir auch schon vor 20 Jahren eine teure Nähmaschine gekauft, die aber auch ganze 20 Jahre treu das gemacht was sie sollte und mir viel Freude bereitete. Ich habe meinen Kindern viele praktische Sachen genäht, und das war etwas bei dem man damals noch Geld einsparen konnte, was wiederum zur Finanzierung beigetragen hat, wenn auch nur rückwirkend...
    Nach 20 Jahren habe ich sie nun in die Rente versetzt, jetzt hilft sie nur noch aus wenn Not am Mann ist, und habe mir wieder eine hochpreisige Maschine geleistet :D, die mich vermutlich bis zu meiner Rente (in 18 Jahren) und hoffentlich länger begleiten wird. So gesehen lohnt es sich für mich mehr Geld in Qualität zu investieren. Natürlich gibt es auch gute Qualität für weniger Geld, aber ich lese immer wieder von Schwierigkeiten mit den Maschinen je nach Stoff, Garn etc. das kenn ich gar nicht...meine näht alles, ohne zu zicken, ohne was umzustellen, einfach nähen, und da merk ich eben die Qualität die ich gekauft habe :cool:.
    Vielleicht hat man auf dem Land lebend doch noch mehr die Nachhaltigkeit der Produkte im Kopf !?
    Viele Grüße von kreativ Barbara

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  • Huhu,
    sorry Doro, Du hast ja schon das gleiche geschrieben...also bin ich mit meiner Theorie ja gar nicht so alleine :)
    Viele nochmalige Grüße von kreativ Barbara

  • Hallo,
    auch ich bin auf dem Land aufgewachsen und meine Mutter, meine Tanten, überhaupt alle bekamen für die Aussteuer ein
    gute Pfaff Nähmaschine. Viele Frauen haben damals die hauswirtschaftliche Landwirtschaftsschule besucht und dort wurde
    grundsätzlich empfohlen, eine gute Maschine zu kaufen. Meine Mutter flickt heute noch mit Ihrer 40 Jahre alten Maschine
    ihre Wäsche. Irgendwann haben wir einen Motor anbauen lassen, damit es etwas komfortabler wurde.
    Ich habe vor ein paar Jahren auch noch nebenher den einsemestrigen Studiengang für Hauswirtschaft am Amt für Landwirtschaft
    besucht und bei diesen Studiengängen wird immer empfohlen, gute Qualität zu kaufen. Alle meine
    Mitschülerinnen, die noch keine Nähmaschine hatten, haben sich ein solides Model angeschafft.
    Ich gebe ja viele Nähkurse und im aktuellen Nähkurs habe ich das erste Mal erlebt, dass eine sehr junge Teilnehmerin
    mit einer sehr guten Bernina Nähmaschine in den Kurs kam. Als ich erfuhr, dass sie aus einem landwirtschaftlichen
    Betrieb kommt, war mir sofort klar, warum sie eine gute Nähmaschine hat. Da wird einfach Wert auf Qualität gelegt und
    da sie wohl in einen landwirtschaftlichen Betrieb einheiraten wird, wird wohl auch schon daran gedacht,
    dass sie die Maschine ja sozusagen als Aussteuer mitnehmen wird.
    Klingt zwar altmodisch, ist aber eher vernünftig. ;)

    Herzliche Grüsse - Vintoria

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  • Aber ich finde den Denkansatz bemerkswert, dass eine Nähmaschine eben ein Investitionsgut ist, das zur Haushaltsführung notwendig ist.


    Wie Doro schon sagt, das war eben so, eine Nähmaschnine gehörte in jeden ordentlichen Haushalt.
    Meine Mutter bekam zur Hochzeit keine eigene Nähmaschine, im Schreinereibetrieb wurde eher eine neue Säge angeschafft, aber die alte, solide Tretmaschine tat es für die Flickarbeiten noch. Bei einem Freund durfte ich aber mal an einer Bernina sitzen, die seine Mutter wohl als junge Ehefrau von ihrem Mann geschenkt bekam (und die dann leider nie benutzt wurde), da lag noch die Originalrechnung dabei. Das gute Stück kostete 1962 mit Koffer 975,-- DM. Ich schätze mal, ds waren für einen Arbeiter zwei Monatsgehälter. Die läuft aber trotz jahrzehntelangem rumstehen heute noch wie Lottchen.
    Gruß von Karin

    Die mit der Nähkampf-Ausbildung

  • Landwirte denken in der Mehrzahl nachhaltig - ich kenne das auch nur wie hier schon mehrfach beschrieben. In den Haushalten meiner Herkunftsfamilie steht die Nähmaschine entweder in "der guten Stube" oder hat einen eigenen Raum (tatsächlich ein Nähzimmer). Von Hobby zu sprechen würde niemandem in den Sinn kommen, Nähen ist Hausarbeit, fertig.
    LG linde

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  • Von Hobby zu sprechen würde niemandem in den Sinn kommen, Nähen ist Hausarbeit, fertig.


    Auch heute noch?
    Sieht man das heute bei euch auch noch so?


    Hier scheint das etwas anders zu sein.
    Ich kenne ein paar Haushalte von Landwirtschaftsbetrieben.
    Die nähen nicht mehr od. weniger wie andere (z.B. Städter) Menschen auch.
    Es fällt mal was zum flicken an, wie halt überall und wenn eine Näma vorhanden, wird diese auch benutzt.
    Nicht in allen Haushalten ist überhaupt noch eine vorhanden.


    Du hast Recht, das ist kein Hobby das ist Haushaltsarbeit.
    Auch meine Flickwäsche fällt nicht unter Hobby, sondern unter Arbeit.


    Das Muß beim Nähen ist Arbeit - das 'Machen wollen' ist Hobby.


    Wenn eine Landwirtin heute Ihre Gardarobe od. die Ihrer Familie selber näht, ist das meist schon Hobby.
    Frag mal Steffi (Devils dance).


    Gruß
    Benzinchen

    Alle Menschen werden als Unikat geboren, doch die meisten sterben als Kopie.

  • Nach meiner Hochzeit bekam ich auch von meiner Mutter eine Nähmaschine zur Aussteuer. Auch ich stamme aus einem landwirtschaftlichen Betrieb. Die Masschine wäre jetzt schon über dreißig Jahre alt und ich würde immer noch mit ihr nähen. Leider habe ich sie beim Ausladen aus dem Kofferraum geschrottet. Ich hatte da nur noch den Griff in der Hand, der Rest fiel auf die Straße. :weinen:


    Die nächste Maschine war wieder eine aus dem mittleren Preisniveau. Auch bei mir gehört eine Nähmaschine genauso wie eine Waschmaschine zum normalen Haushalt.
    Jetzt habe ich mir vor 3 Jahren eine Näh-Stickkombi als Zweitmaschine gegönnt. Ich gebe zu, das ist jetzt Hobby.

    Liebe Grüße
    Ulli

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  • Ich muss Steffi nicht fragen, habe hier genügend Erfahrung. Es geht selbstverständlich nicht um "Tüddelkram", Deko, die 100ste Tasche oder so. Solange ich mir/meiner Familie oder "fürs Dorf" Gardinen, Garderobe oder Haushaltswäsche nähe ist das Hausarbeit und wird anerkannt. Hobby beginnt hier beim Sticken oder Modedesign, also Herstellung/Bearbeitung über den Bedarf hinaus. Meine (umfangreiche und neben meinem Vollzeitberuf stattfindende) Näherei hat in meiner Verwandtschaft z.B. einen Stellenwert ähnlich des sog. "Nebenerwerbslandwirts", d.h. Hauptberuf zuzüglich Nebentätigkeit nach Feierabend und am Wochenende. Genau wie der Nebenerwerbslandwirt einen ordentlichen Schlepper, brauche ich halt eine ordentliche Nähmaschine (und Kurzwaren und sogar ein gewisses Stofflager, alles ganz normal und zumindest in meiner Familie seit Jahrzehnten praktiziert). Ich stoße da eigentlich nie auf Unverständnis. Das ganze Gegenteil hat mein z.B. bei sportlichen Aktivitäten. Da heißt es eher, "Wer abends noch joggen muss hat am Tag zu wenig gearbeitet"(!), Fahrten für die Teilnahme an Wettkämpfen o.ä. sind höchstens im Kinder- und Jugendbereich akzeptiert, anderes löst Kopfschütteln aus, es sei denn, es handelt sich um einen Deutschen Meister.
    LG linde

  • Hallo zusammen,


    ich wohn auch auf´m Land (und das gerne!).


    Ich kann Barbara nur zustimmen:
    wenn irgendmöglich wird was "vernünftiges" gekauft.


    Zuuu billig ist oft zuuu teuer.......


    Heißt: man ist, nach reiflicher Überlegung, losgefahren, hat Zeit und Sprit investiert
    und sich das begehrte Teil gekauft (leichte Zweifel bleiben bestehen).


    Das Ding erweist sich als untauglich/ unbequem/ umständlich/ usw.
    und es ist egal ob es sich um einen Akkuschrauber handelt, eine Küchenmaschine oder eine Nähma.


    Man verliert als erstes die Lust (obwohl man sich soo drauf gefreut hat).......


    Nach mehr oder weniger langer Zeit reift die Überlegung:
    Haste Dir wohl Mist gekauft.


    Irgendwann, vorzugsweise vor Weihnachten oder Geburtstag, fährt man wieder los
    investiert Zeit und Sprit und kauft sich was "richtiges", was zu einem besser passt.


    Teil Eins geht in die Zeitung oder zu Ebay......, mit Verlust.
    Hätte man sich gleich Teil Zwei gekauft wär einem viiiel erspart geblieben.


    Das macht man ein paar mal mit --- und dann hat man gelernt.
    Auch, das die Wege auf´m Land zum Fachgeschäft ziemlich lang sein können.


    LG von Juliane.

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  • Ich bin bekennende Landpomeranze, wenngleich ich derzeit in der Stadt lebe (15 Jahre vorübergehend sagen wir mal).


    Was mich an der Landeitheorie stört ist, dass dies im Umkehrschluss bedeutet, dass Menschen in der Stadt keinen Wert auf Qualität und Nachhaltigkeit legen. Und das kann ich so nicht unterschreiben. Ich glaube, es ist sowohl auf dem Land als auch in der Stadt eine Frage des Budgets und des Stellenwerts, den man seinem Hobby verleiht. Ein Landei, das 1x in 20 Jahren seine Gardinen säumt, wird auch keine Maschine für tausende Euronen kaufen, wenn es sie nicht sowieso übrig hat. Ebensowenig wird eine Vielnäherin sich ein Discountermodell kaufen, nur weil sie zufällig in einer Millionenmetropole lebt.


    ABER: Auf dem Land hat man häufig mehr Platz/Wohnraum als in der Stadt. Ergo: man braucht mit seiner Maschine nicht so viel herumzuschleppen. Mich würde daher mal interessieren, ob das Vielnähertum auf wuchtigen (=qualitativ hochwertigen) Maschinen auf dem Land verbreiteter ist als in der Stadt einfach nur darum, weil man sich sein Hobby nicht jedes Mal aus dem Schrank räumen muss (womöglich noch über diverse Stockwerke, wie bei mir derzeit)? Ist nur mal so ne Theorie.

    Liebste Grüße
    kade

  • nur auf dem Land wohnen, reicht wohl nicht aus.


    was tut man mit der Nähmaschine? Fallen Arbeiten an, für die man jedes mal sein Zeug aus dem Haus geben müsste? Flicken von Arbeitskleidung? Ständig neue Gardinen braucht man ja eher nicht.


    Unsre Mutter nähte auf dem Küchentisch, musste also immer wegräumen, aber die Maschine kostete bestimmt auch zwei Monatsgehälter oder sogar mehr.

    "lass die Sonne rein ... "

    ... und Grüße

    Doro :laola:

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