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Es gibt sehr viele schöne Bücher, die nett aufgemacht sind und vor allem durch schöne bunte Bilder bestechen. Aber sind diese denn auch für Anfänger geeignet?
Ein Großteil davon ist es meines Erachtens nicht. Auch wenn die kleinen Projekte, wie Handytäschlein oder Kulturbeutel sicher keine allzu schwierigen Aufgaben darstellen dürften. Bei den Erklärungen in den Büchern setzen die Autoren allerdings gewisse Grundkenntnisse voraus bzw. denken durch ihr eigenes Fachwissen nicht daran, dass ein Anfänger vielleicht nicht weiß, was ein Schrägband ist oder dass man nicht jeden Stoff für jede Art von Objekt/Kleidung nutzen kann.
Eine Frage meiner Tochter lautete z. B. "Mama, was ist heften?". Im Normalfall hätte ich jetzt irgendwas vom Tacker und Heftklammern erzählt, aber im Nähland, wird mit Nadel und Faden geheftet. Und genau hier setzt das Buch an.
Es beginnt sehr ausführlich mit der Ausstattung, erklärt die einzelnen Schneiderwerkzeuge (ich wußte nicht, dass es einen Knopflochschneider gibt!) mit Bildern, so dass jeder direkt weiß, wie ein Trennmesser aussieht und wie man es benutzt.
Zitat:
Trennmesser
Der spitze Haken wird unter den Faden eines Stichs geschoben, die Klinge in der Krümmung schneidet den Faden durch. Trenner gibt es in verschiedenen Ausführungen für Garne unterschiedlicher Stärke.
Weiter geht es mit Werkzeugen zum Messen oder Markierhilfen von der klassischen Schneiderkreide bis zum Kopierpapier mit Kopierrädchen. Alles ausführlich beschrieben und bebildert und bei den Extras werden Hilfsmittel aufgeführt, die selbst ich zum Teil noch nicht kannte und ich lerne grundsätzlich alle Seiten der Handarbeitskataloge auswendig und kenne das kmpl. Angebot an der Kleinteilewand in unserem örtlichen "Nählädchen".
Das kmpl. Kurzwarenprogramm wird beschrieben, teilweise mit deren Verwendungsmöglichkeit wie z. B. beim Polyesterstäbchen (!?).
Garne, Nadeln, Nähfüßchen. Kaum ein Detail, das vernachlässigt wurde. Sehr schön finde ich vor allem die Aufzählung der verschiedenen Stoffarten. Hierbei wird jeweils sogar angegeben, welche Richtung beim Zuschneiden beachtet werden muss, das gebräuchlichste Garn, die Verwendungsart, mit welcher Naht verarbeitet werden soll, die Nadelart und Stärke und sogar die Bügeltemperatur. (Oder hast Du Dir die Waschanleitung bei allen Stoffzuschnitten notiert?).
Dass die Stiche beschrieben werden, erklärt sich bei dieser Ausführlichkeit von selbst. Später geht es dann mit Tipps und Kniffen beim Kleidernähen weiter. Und wenn ich ehrlich bin, wurde ich hier wieder an meine eigenen Unzulänglichkeit erinnert, denn mit dem Übertragen von Markierungen habe ich es nicht so. Aber in Nähen Schritt für Schritt wird auch gezeigt, wie man Markierungsfäden anbringt, sofern man das mal verdrängt vergessen hat. Selbst ob und wann die Einlage samt Nahtzugabe aufgebügelt wird oder nicht, wie ein Beleg oder etwa ein Gürtel gearbeitet wird. Alles zum Nachlesen beschrieben.
Das ist zwar für einen Anfänger vielleicht ein bißchen zu viel, wird aber später sicher einmal Gebrauch finden.
Somit ist das Buch für Anfänger geeignent oder für Fortgeschrittene, die das vergessenen Wissen wieder hervorholen wollen.
Einzig was nicht enthalten ist, sind die netten Handytäschlein oder Applikationsvorlagen aus anderen Ratgebern. Die sollte man aber nach der Lektüre leicht selbst anfertigen können. Nur die Inspiration dafür muss man sich noch woanders holen.
Nähen Schritt für Schritt: Über 200 Techniken für Einsteiger
von Alison Smith
erschienen bei Dorling Kindersley
ISBN 978-3-8310-2128-4
für 16,95 € (D) bzw. 17,50 € (A)