philosophisches zu "mit Herzblut und Liebe gemacht"

  • Ich hab' neulich einen einzelnen Teller bestellt. Ziemlich hohe Versandkosten für ein einzelnes Teil, aber die Serie läuft aus und es war gar nicht so leicht, noch irgendwo einen Teller zu finden. Also hab' ich ihn bestellt.


    Der Teller kam gut verpackt, in Seidenpapier eingeschlagen, mit einem Stoffbändchen verschnürt, mit einer netten Postkarte (Werbung, aber wirlich hübsch) versehen und noch eine hübsche Streichholzschachtel von Greengate obenauf. Da hatte ich das Gefühl, dass es wirklich persönlich und 'liebevoll' eingepackt worden war, nämlich mit Liebe zum Detail und wirklich von Hand. Das war so schön, dass es ein wenig wie Geschenk bekommen war, obwohl es eine bestellte Lieferung war.


    Draufschreiben 'mit Liebe verpackt' kann jeder, das lese ich meist nicht einmal. (Vermutlich war so ein Zettel auch auf meiner letzten Douglas-Bestellung drauf, aber ich hab's nicht wahrgenommen, sondern wohl sauber gefiltert.) Aber wirklich von HAnd verpackt sieht man dann einfach, und das erfreut mich.

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  • ... manchmal erweckt der Hinweis "Mit Liebe gemacht" aber auch einfach nur den Eindruck der Entschuldigung: Der Hersteller ist einfach zu verliebt, um ein Teil sauber zu arbeiten ...

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  • ... manchmal erweckt der Hinweis "Mit Liebe gemacht" aber auch einfach nur den Eindruck der Entschuldigung: Der Hersteller ist einfach zu verliebt, um ein Teil sauber zu arbeiten ...


    So sehe ich es mittlerweile auch, nachdem ich mal gezielt Dawanda durchstöbert habe:


    Es ist erschreckend, wie viele Verkäufer mit 1000 und mehr Verkäufen mit "mit Liebe gemacht" werben, und mit nicht aufeinander passenden Ringeln an Bündchen oder welligen Nähten an Decken glänzen :doh:

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    Lichtmess vorbei, dadurch sieht man vieles im richtigen Licht!


  • Was ich eigentlich damit sagen wollte, ein Slogan, der ursprünglich vielleicht sogar noch Sinn hatte, verkommt 1000fach nachgeahmt natürlich zur Floskel. Genauso wie die 1000ste U-Heft-Hülle die fast identisch aussieht nur noch eine Farce von "individuell weil Handarbeit" ist und hat auch nichts mit Kreativität zu tun hat.


    Ich glaube aber nicht, dass die fleißigen "handmade with love"-Nachahmer diesen Hinweis als verkaufsförderndes Argument ins Spiel bringen. Ich glaube es geht eher um so ein Ideal vom eigenen Leben und Tun. Mit Herzblut kreativ sein hat ja auch so etwas von Selbstverwirklichung. Und dass man als Frau etwas Eigenes braucht, das wissen wir ja spätestens seit Loriot. ;)

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  • Auch wenn die Bündchen nicht zum Pullover passen, die selbstkreierten, selbst gemachten Dinge einfach gruselig aussehen, schließt das nicht aus, das die Hersteller ihr Herzblut reingesteckt haben. Es gibt kurioserweiser auch noch Leute die den gleichen Geschmack haben und die Dinge kaufen.
    Das sieht man an den Verkaufszahlen.
    Noch schlimmer empfinde Bekleidung mit Löchern, die als Designerstück für teuer Geld verkauft werden und auch noch Abnehmer finden.
    Für das Auge des Betrachters ist das relativ.

    :)

  • So sehe ich es mittlerweile auch, nachdem ich mal gezielt Dawanda durchstöbert habe:


    Es ist erschreckend, wie viele Verkäufer mit 1000 und mehr Verkäufen mit "mit Liebe gemacht" werben, und mit nicht aufeinander passenden Ringeln an Bündchen oder welligen Nähten an Decken glänzen :doh:


    Bei Dawanda hat ich manchmal das Gefühl, dass das "mit Liebe gemacht" einfach nur heißen soll: Sorry, ich kanns nicht besser, aber ich hab mir Mühe gegeben.


    Was ja auch ok ist. Es sind halt nicht nur professionelle Näherinnen dort, die ihre Werke anpreisen. "Mit Liebe gemacht" klingt dann natürlich netter, als wenn man von vornherein sagt: "Ich hab keine Ahnung vom Nähen, aber ich will trotzdem euer Geld dafür"


    Was jetzt nicht heißen soll, dass das "mit Liebe gemacht" nun nicht stimmt. Das kann man im Einzelfall wohl eher nicht von außen beurteilen. Aber ich stimme denen zu, denen das Wörtchen Liebe mittlerweile wie eine Floskel vorkommt. Es klingt halt nett und wird demnach leider oft viel zu oft gedankenlos verwendet.

    Lieben Gruß


    Tari


    *** Ich bin keine Signatur! :staubsauger: Ich putz' hier nur! ***

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  • Bei Dawanda hat ich manchmal das Gefühl, dass das "mit Liebe gemacht" einfach nur heißen soll: Sorry, ich kanns nicht besser, aber ich hab mir Mühe gegeben.


    Was ja auch ok ist. Es sind halt nicht nur professionelle Näherinnen dort, die ihre Werke anpreisen. "Mit Liebe gemacht" klingt dann natürlich netter, als wenn man von vornherein sagt: "Ich hab keine Ahnung vom Nähen, aber ich will trotzdem euer Geld dafür"


    :rofl: schöööön! :rofl:

    Beste Grüße aus Schleswig-Holstein
    Steffi


    Meine Devise: "...close enough to perfect for me!"
    (nach einem Song der Country-Band ALABAMA)


    Mein Blog: Das Landei

  • Und das "mit Liebe gemacht" passt auch irgendwie so schön in die Heile-Welt-Blase, in denen sich viele von den Nebenerwerbs-Selbstverwirklichern/-innen zu bewegen scheinen. Zumindest wenn man sich deren Blogs so anschaut. So schöne Fotos von Heile-Welt-Familienleben, -Dekokram, -Gekochtem und -Gebackenem. Und untereinander haben wir uns sowieso alle lieb.


    Und nein, da ist nichts Schlimmes dabei. Ich beobachte nur.


    Apropos "wir haben uns alle lieb": dass das Wörtchen Liebe sinnentlehrter ist, als noch vor viell. 15 Jahren, eben weil inflationär gebraucht, sieht man ja auch an der grassierenden Anrede "Ihr Lieben", obwohl man sich überhaupt nicht kennt. Und an LG sowieso. Aber so ist halt der Lauf der Dinge und Sprache ist immer im Wandel.

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  • Apropos "wir haben uns alle lieb": dass das Wörtchen Liebe sinnentlehrter ist, als noch vor viell. 15 Jahren, eben weil inflationär gebraucht, sieht man ja auch an der grassierenden Anrede "Ihr Lieben", obwohl man sich überhaupt nicht kennt. Und an LG sowieso. Aber so ist halt der Lauf der Dinge und Sprache ist immer im Wandel.


    Genau! Heute werde ich in Briefen und Mails, die mir Versandhäuser, Versicherungen und was weiß denn ich so schicken, mit "Liebe Frau Friedafröhlich" angeredet. Vor ein paar Jahren war das das noch "Sehr geehrte Frau Friedafröhlich" Ich gebe allerdings zu, dass mir "liebe" dort besser gefällt als geehrt zu werden.

  • Bei Dawanda hat ich manchmal das Gefühl, dass das "mit Liebe gemacht" einfach nur heißen soll: Sorry, ich kanns nicht besser, aber ich hab mir Mühe gegeben.


    Da habe ich ja schon die ausgesprochen befremdliche Erfahrung gemacht, dass zumindest einige Käufer von solchen "mit Liebe gemachten" Dingen geradezu erwarten, dass sie ein wenig stümperhaft daher kommen.
    Eine Kollegin kam vor einer Weile mit so einer Tasche in die Firma und präsentierte sie so stolz als ob sie die selbst gemacht hätte (hat sie definitiv nicht, sie kann nämlich nicht mal einen Knopf annähen). Das Ding war von der Verarbeitung her eine einzige Katastrophe und ich bin jetzt nicht mal so besonders pingelig. Soooo wollte ich ihr das ja nun auch nicht sagen. Aber die Träger waren so dilettantisch angenäht, dass die sofort ausgerissen wären, wenn die Tasche mehr als ein Päckchen Tempotaschentücher zu transportieren hatte. Ich hab ihr dann halt gesagt, dass sie da noch mal etwas nachbessern müsste, um etwas länger Freude an der Tasche zu haben.
    Dass mir die Kollegin nicht an die Gurgel gesprungen ist, war gerade alles. "Nein! Das ist doch ein handgemachtes Unikat! Das muss so sein!" .... tja .... :confused:

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  • Ich glaube aber nicht, dass die fleißigen "handmade with love"-Nachahmer diesen Hinweis als verkaufsförderndes Argument ins Spiel bringen.


    Eine Frage stellt sich mir dann auch bei der der Übersetzung: "Handmade with love" würde ich eher als "liebevoll gearbeitet" sehen, das für mich eine völlig andere Bedeutung zu "Mit Liebe gearbeitet" hat.

  • Eine Frage stellt sich mir dann auch bei der der Übersetzung: "Handmade with love" würde ich eher als "liebevoll gearbeitet" sehen, das für mich eine völlig andere Bedeutung zu "Mit Liebe gearbeitet" hat.


    Na ja, wäre ja nicht das erste Mal, dass etwas aus dem Englischen eins zu eins, also Wort für Wort, übertragen wird.


    Was im Moment ja grassiert, ist "am Ende des Tages". :rolleyes: Ist das sonst noch jemandem aufgefallen?

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  • Also, ich könnte tatsächlich auf meine SAchen schreiben: mit Herzblut gemacht.
    Aber ich albere eher mit meiner Nähfreundin rum, dass wir es nciht lassen können, unseren genetischen Fingerabdruck überall zu hinterlassen.
    Denn: irgendwie ist es tatsächlich so, dasss ich bei jedem grüßeren, aufendigeren Projekt mich mindestens einmal so in den Finger steche, dass Blut fließt. Tja und manchmal dann eben auch auf das Nähteil. Sicherlich kann man das auswaschen. Aber aus den Fernsehkrimis weiß ich, dass da immer was bleibt: mein genetischer Fingerabdruck.

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  • Na ja, wäre ja nicht das erste Mal, dass etwas aus dem Englischen eins zu eins, also Wort für Wort, übertragen wird.


    Was im Moment ja grassiert, ist "am Ende des Tages". :rolleyes: Ist das sonst noch jemandem aufgefallen?


    Eingedeutschte Anglizismen sozusagen ;)
    Der Klassiker ist ja "Das macht keinen Sinn". Es scheint aber dann zunehmend mehr Sinn zu machen. Immerhin steht es bereits im Duden ... wenn auch noch mit dem Zusatz, dass es umgangssprachlich ist.
    Wie bereits erwähnt wurde: Sprache ist etwas dynamisches und es gibt Veränderungen. Manchmal können sie ja auch eine Bereicherung darstellen. Wenn ich jetzt zwischen Sinn haben und Sinn machen unterscheiden kann, dann habe ich ja mehr Möglichkeiten mich auszudrücken.


    "Am Endes des Tages" ist mir jetzt auch noch nicht negativ aufgefallen und ich gestehe, dass es in meinen Ohren auch nicht sonderlich falsch klingt (wie hieße es denn "auf deutsch"?)


    Solche Eins zu Eins Übertragungen gibt es aber auch nicht seit gestern. Mein Englischlehrer hat immer erzählt (und das ist nun gut 35 Jahre her), wie schlimm es doch sei, dass man immer häufiger in den Zeitungen Sätze lesen müsse wie "Es hat sich einmal mehr gezeigt, dass ....". Einmal mehr gäbe es im Deutschen nicht und es wäre nur eine wörtliche Übersetzung von "once more"
    Auch das gibt es seit längerer Zeit im Duden und nicht mal mehr mit dem Zusatz "umgangssprachlich" sondern nur mit dem Verweis auf seine Herkunft.


    Und jetzt dürft ihr alle mal herzlich über mich lachen. Weil mir dieses blöde "once more" Beispiel nicht eingefallen ist, konnte ich gestern nicht einschlafen! :irre: Zum Glück hat mich mein Sohn heute am Vormittag von der Qual erlöst und es mir gesagt (dem hab ich das wohl schon öfter mal erzählt :o )
    Bei so "Sprachthemen" ticke ich öfter mal aus *schäm*

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  • Zitat

    Wenn man das Wort Liebe benutzt, gibt es dann eine Steigerung zu Liebe? Liebe verbindet mich mit einem Partner, mit dem ich schon vieles durchgestandene habe, aber ein genähter Gebrauchsgegenstand, den ich auch noch weggebe oder gar verkaufe?


    Dazu eine kleine Geschichte;


    Vor 3 Wochen mistete mein Freund seinen Kleiderschrank aus.
    Er holte einen im Kleidersack verpackten Staubmantel (Trenchcoat) heraus und zeigte ihn mir.
    Alter ca 30 Jahre.


    Der Mantel ist seht liebevoll gearbeitet, mit Schlitz, vielen Taschen, Häkchen und Knöpfen.
    Man erkennt, das er selbst gemacht ist und das viel Herzblut drinsteckt.
    Seine Mutter, gelernte Damenschneiderin, hat ihn Anfang der 80ger Jahre für ihn genäht.
    Sie hat aus Liebe mit Liebe genäht.
    Mit den Jahren wurde die Mutter dement, kam ins Heim, wurde jede Woche besucht und vergaß immer mehr, selbst die Namen ihrer Kinder.
    Mit 93 starb sie.


    Nach dem zeigen und anprobieren wurde der Mantel wieder ordentlich im Kleidersack verstaut und weggehängt.
    Er ist alt und unmodern, aber in ihm steckt ein unschätzbar ideeller Wert für meinen Freund, erinnert ihn an die Liebe, aus der die Mutter ihn und seinen Geschwistern Wünsche erfüllte, die sie sich finanziell kaum leisten konnte.

    :)

  • da fällt mir wieder einer meiner Lieblings-Countrysongs ein:

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    Beste Grüße aus Schleswig-Holstein
    Steffi


    Meine Devise: "...close enough to perfect for me!"
    (nach einem Song der Country-Band ALABAMA)


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  • da fällt mir wieder einer meiner Lieblings-Countrysongs ein:


    Das war auch mein erster Gedanke.:D
    Ich sang das manchmal leise vor mich hin, als ich meinen Jeansmantel nähte.

    Alle Menschen werden als Unikat geboren, doch die meisten sterben als Kopie.

  • Das Ding war von der Verarbeitung her eine einzige Katastrophe...


    Ich hab ihr dann halt gesagt, dass sie da noch mal etwas nachbessern müsste, um etwas länger Freude an der Tasche zu haben.
    Dass mir die Kollegin nicht an die Gurgel gesprungen ist, war gerade alles. "Nein! Das ist doch ein handgemachtes Unikat! Das muss so sein!" .... tja .... :confused:


    Vielleicht ist das der Grund, weshalb ich so wenig im Shop verkaufe... *fg*
    Ich bin nicht schlampert genug, hmpfh!

    Grüßle
    Annette


    Kerlchen, ach Kerlchen, ich liebe dein Lachen doch so sehr!
    (Angelehnt an den kleinen Prinzen von Antoine de Saint Exupéry)

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