Der "Dirndl Modetrend"

Zitat von Buchstabensalat

I. Ich trage sowas, weil es mir gefällt, nicht weil andere denken, dass das passend ist oder daneben.
Das Leben ist zu kurz, um sich ständig nach anderen zu richten. Und wenn das, was andere tragen, mir nicht gefällt, dann schüttele ich den Kopf, sage ts-ts-ts und vergesse es danach. Es sei denn, ich hab gerade Lust auf Lästern.

Leben und leben lassen, findet
Salat

Wenn es die Möglichkeit gäbe, würde ich hier 3x Danke drücken.
Du sprichst mir aus dem Herzen.

Danke Salat!

Zitat von mucneko

Ja, ich finde es auch merkwürdig, daß den Amerikanern zu Deutschland als Erstes Oktoberfest, Neuschwanstein und Sauerkraut mit Nürnbergern einfällt... Als ob es keine anderen Regionen gäbe.

Wir sind auch nicht besser, sehe ich jemand in karierten Hosen, dann muß das ein Ami sein:D und wenn er dann noch bei Mc Donalds od. Burger King sitzt...:D - Klischee erfüllt.:D

Zitat von mucneko

Nachtrag zur fränkischen Tracht: Das Foto ist aber auch eher älteren Datums?

Ja, Neko, ich habe das gruseligste aus Google rausgesucht:D
Es sollte ja zu dem Freilandmuseum passen.

LG
Benzinchen

Ich bin Münchnerin, bin allerdings selbst keine Dirndlträgerin und gehe auch eher selten "auf die Wiesn".
Mein Sohn geht nur in kurzer Lederhose hin, ansonsten hat er kein trachtiges
Zubehör, er kombiniert also eher mit seinen Alltagsklamotten.
Ich schaue mir seit ein paar Jahren die Fotos der Touristen und auch Münchner an, die jedes Jahr in neu designten "Dirndl" auftreten.
Vieles gefällt mir garnicht, manches ist sogar geschmacklos, aber die Trägerinnen wollen auffallen. Es ist eher wie ein disco- oder-clubbesuch, weniger der Besuch eines Traditions-Volksfestes.

Laut verschiedener Zeitungsartikel soll es bald einen Gegentrend geben. SZ hatte heute einen Beitrag. Wenn ich ihn im Netz finde, werde ich ihn verlinken.

Ich finde die Aufregung darüber allerdings unnötig.
Niemand nennt diese Kleidung - allen ernstes Tracht. Es ist gerade so "Mode".
Vor 30 Jahren hatten auf diesem Volksfest nur die älteren Leute Dirndl und Lederhose an, weil das ganze gab es kaum in "billigversion". Die Jugend kam in Jeans und es war vermutlich auch in den Augen so mancher nicht in Ordnung.

Jugend möchte sich abgrenzen, glaube ich.

Zitat von Benzinchen

Vielleicht sollten wir zwischen Mode-Dirndl und Tracht-Dirndl unterscheiden.
Eigentlich sind das zwei verschiedene Gewänder.

Ich glaube nicht, dass derjenige, der ein Mode-Dirndl trägt, den Anspruch einer Tracht erfüllen möchte.

Ja so unterschiedlich sind die Ansichten.
Ich fände eine Bedienung in einer Gaststätte in fränkischer Tracht eher komisch als in einem Mode-Dirndl.
Selbst an diesem Ort, ich kenne das Freilandmuseum in Bad Windsheim.
So eine Tracht ist ja meist ein teures Gewand und deshalb fände ich das bei der Arbeit ziemlich ungünstig.

Wenn eine Bedienung in so einer o.ä. fränkischen Tracht http://www.walthers-home.de/papa/Bilder/Franken_Tracht.jpg auf mich zukäme, bekäme ich, glaube ich Angst.

Es gab Zeiten da waren Bedienungen in Gaststätten schwarz weiß gekleidet und hatten so ein kleines weißes Schürzchen an.
Heutzutage sind es in Bayern od. Franken halt oft moderne Dirndl.

Aber allen recht machen kann man es sowieso nicht.

Der Rest der Welt verbindet Bayern halt mit Dirndl u. Lederhosen. In weiten Teilen stellt man sich 'den Deutschen' generell so vor.:D
Dazu essen wir dann auch noch jeden Tag Bratwürte, Sauerkraut, Haxen und Knödel.:D

Da der Durchschnittsreisende Chinese auf seiner Deutschlandtour auf dem Weg von Nürnberg nach Rothenburg ob der Tauber auch durch Bad Windsheim kommt und sich dort im Museum anschaut wie wir alten Germanen so gehaust haben:D muß das Personal in der Gaststätte halt das Klischee bedienen.
Ein Mode-Dirndl reicht da völlig aus.

Ich finde es paßt in die Gegend, mich stört es nicht.

Viele Grüße
Benzinchen

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Ich red ja eher davon: http://www.negele.de/website/img/update/09-GRD2191.jpg

das ist die erneuerte, mittelfränkische Tracht der Serie ProTracht von der http://www.trachtenforschung.de/

so ein bisschen Kragen für Nord-Mittelfranken oder ein "Schwänzchen" (Schnepper) für Süd-/Westmittelfranken oder die Mischung für den Raum Ansbach, oder die speziellen Belege für die Nürnberger Patrizier-Tracht sind ja nicht so auffällig das wir das komisch finden würden aber es ist eben kein OBB-Kaufhaus-Dirndl.

...aber glaubst, dass die "Sau-Preissn" (und die Amis und Japaner) den Unterschied zum Dirndl nicht mal bemerken würden ?

Aber ich merk ihn, reicht das nicht. Schließlich bin ich der Nabel der Welt!

...stimmt auch wieder ;)!

Hier tobt ja gerade das große Volksfest namens Oktoberfest ...

Gestern gab unterhielt ich mich auch mit ein paar Leuten aus der Nachbarschaft. Ganz interessant fand ich die Frage einer Frau aus Frankreich, ob man diesen Trend nicht etwa auch als Form von Punk betrachten könne. Trachtenpunk als Form der gesellschaftlichen Revolte?

Zitat von Nanne

Wenn ich jetzt den ganzen Tag Blasmusik hören muss....bin ich raus!

Die würden dann ja die Songs der Sex Pistols blasen

Zitat von AryaMorgain

Ich red ja eher davon: http://www.negele.de/website/img/update/09-GRD2191.jpg

Jetzt kann ich Dir gerade nicht folgen, glaube ich.

Diese Kleider auf dem Foto sind sicher keine 100% traditionelle Tracht. Ich würde sie aber als moderne Interpretation 100%ig durchgehen lassen.

Die Schnitte sind klassisch (bei dem orangefarbenen bin ich mir nicht ganz sicher), nur die Stoffe sind modern. Aber eben nur modern und nicht ausgeflippt. So stell ich mir eine aktuelle Version eines Dirndl vor. Basst also - finde ich.

Dirndl heißt für mich ganz klar: regionales Kleidungsstück in Bayern (+eingemeindete Gebiete ), Österreich, Schweiz (wobei ich als Kind in Thüringen auch sowas in der Art hatte und gerne und zumindest zu Familienfeiern getragen habe). Vorgegeben ist eigentlich nur ein gewisser Rahmen in Sachen Schnittmuster und Anzahl der (schicklichen) Kleidungsstücke zu so einem Outfit.

Da spricht also absolut Nichts gegen ein wenig Zeitgeist und Modernisierungen, bzw. Anpassungen an die aktuelle Zeit und Mode. Es darf halt nur nicht übertrieben werden.

Ein Dirndl, teilweise aus Saristoffen, hätte ich in den 70ern wahrscheinlich sogar völlig in Ordnung gefunden

Die von Dir gezeigten Kleider sind im Gastgewerbe aber nur dann sinnvoll nutzbar, wenn sie preisgünstig herzustellen sind. Sonst gehts leider nicht, fürchte ich. Toll finde ich es immer, wenn die Bedienung Regionaltracht trägt (Nachtrag: das meint hier im Süden Dirndl, im Rest Deutschlands scheint es diese Art Kleidungsstück ja irgendwie nicht mehr zu geben). Allerdings nur in Häusern mit entsprechendem Anspruch! Die McDonalds-Bedienung im Dirndl fänd ich irritierend. In Gegenden, in denen diese Kleider aber nicht nur zu besonderes, traditionellen Anlässen getragen werden (Bay, Ö, Schweiz... :D) finde ich es aber irgendwie nichts dabei, wenn hinterm McDonalds-Tresen doch mal eine mit Dirndl steht - zumindest zur Wiesn-Zeit nicht )

Wobei das Dirndl und so *richtige* alte Trachten (Sorbische Trachten, die fränkischen da oben), die sind wieder was Anderes. Die packt man wirklich nur noch zu entsprechenden Anlässen aus und das ist in jedem Fall etwas ganz Besonderes, was nicht jeder in dieser Gegend im Schrank hat.

Sorry, jetzt ist es doch etwas länger geworden, aber ich finde dieses Thema tatsächlich nicht einfach.
Da gibt es Dirndl, Tracht und Diverses (Landhausmode, Mode-Dirndl... Pseudo-irgendwas).

Und es scheint eine Art Hierarchie zu geben. Während die Verfechter der Landhausmode, Mode-Dirndl usw. ihre Modelle gerne auch mal einfach als 'Tracht' bezeichnen, rümpfen die Dirndl-Verfechter die Nasen und weisen freundlich drauf hin, daß das bisserl weit hergeholt sei und die echten Trachtenverfechter gehen auf die Barrikaden.

Ich muß gestehen, ich erkenne eine echte Tracht nicht unbedingt zuverlässig von einem aufwändigeren Dirndl. Die Grenzen sind da für mich fließend. Genauso nach 'unten' in Richtung Landhausmode und was es sonst noch so gibt.

LG
neko

Hallo

Wenn ich kurz auch was beitragen darf:

Letztes Wochenende war unser mittlerweile siebtes Oktoberfest (damals als einmalige Sache geplant, durch den gewaltigen Anklang aber ein Selbstläufer geworden) bei uns im Dorf.
Anfangs waren nur wir von der Kapelle und die Tresenmannschaft im (Mode-)Dirndl da, jetzt fällt mittlerweile jeder in normaler Alltagsklamotte auf, weil wirklich ALLE eine Lederhose bzw. ein Modedirndl tragen. Auch da gibt es natürlich so einige Sachen, die der Träger besser im Kleiderschrank bzw. im Laden hätte hängen lassen sollen :p

Wir machen da nicht so einen Quatsch wie "Dirndlprämierung" oder ähnliches, auch keine Wettspiele oder so, sondern einfach nur ein schönes Fest mit Essen und Getränken (ok, für manche artet es wirklich in Kostümsaufen aus) und Blasmusik bis 01.00 Uhr.
Und wir haben auch so schöne Sachen wie z.B. Ärzte und Tote Hosen, Abba oder aktuell "Scheiß drauf" im Programm - neben den ganz normalen Umtatas eben

Ich würde diese Modeerscheinung "Auf einmal trägt jeder etwas wie ein Dirndl" als eine Begleiterscheinung sehen, bei uns ist die Stimmung im Vordergrund.
Auch ich trug ein Modedirndl (eins der gemäßigten Form: nicht zu kurz, nicht zu tief ausgeschnitten, passende weiße Bluse, aus Baumwolle mit Satinschürze, kleine Stickereien), warum auch nicht? Ich bin hier an keine regionale Tracht gebunden und möchte das auch nicht sein im Zuge unseres Oktoberfests.

Davon mal ab tragen wir vom Musikzug bei allen Auftritten, die nicht offiziell "Feuerwehr" sind, unsere Dirndl und Lederhosen als "Alternative Uniform", weil es einfach immer schick aussieht (Bedingung: kein Karnevalsdirndl). Bei uns hat keiner ein "billiges" Dirndl, sondern alle Mädels tragen Baumwolle in knieumspielender Länge, allerdings unterschiedliche Farben.

Jeder so wie er mag

Sabse: genau sehe ich das richtig. Also soll heißen: ich finde das genauso, wie Du das da beschreibst völlig in Ordnung und nicht peinlich. Ein Oktoberfest ist ein (traditionelles) Fest (Kirmes kommt ja gleich hinten dran) und ich finde, da darf man traditionelle Kleidung mal tragen. Und einfach ein tolles Fest ohne Krampf.

Man geht auf einen Ball ja auch nicht in T-Shirt und Jeans. Und ein Abendkleid in der Oper ist halt auch ein Kleid für einen speziellen Anlass. So ist das Dirndl auch nur ein Kleid für einen speziellen Anlass.

Ich unterscheide derzeit übrigens zwischen klassische und moderne Dirndl und Mode-Dirndl.

Mode-Dirndl sind das, was diverse Sternchen gerne mal zur Schau tragen: Kurz, bunt, vollbehangen mit Krimskrams, ggf. ohne Bluse, schulterfrei und mit Einblicken, daß man glaubt, da hüpft gleich was raus....

LG
neko

...ok, dann fallen wir da eher unter moderne Dirndl
Bei uns im Musikzug ist übrigens die Landhausmode verpönt...

Zitat von Benzinchen

Wir sind auch nicht besser, sehe ich jemand in karierten Hosen, dann muß das ein Ami sein:D und wenn er dann noch bei Mc Donalds od. Burger King sitzt...:D - Klischee erfüllt.:D

Das Klischee karierte Hose und Burgerfresser ist aber auch schon eine Weile her, oder?

Ich sehe ich das ganz anders. Solche Klischees gedeihen m.E. auf uninformiertem und uninteressiertem Boden. Und da sind "wir" einfach deutlich im Vorteil gegenüber unseren amerikanischen Weltmitbürgern. Deutschland sieht sich nicht als Zentrum der Welt, die Nachrichtenberichterstattung konzentriert sich nicht nur auf das Inland.

Das habe ich in Amerika komplett anders erlebt. Und ich rede von einer Zeit, als ich dort lebte. Ohne Internet hätte ich mich total abgeschnitten von Europa gefühlt!

Irgendwie habe ich gerade so ganz diffus das Gefühl, dass es bei dem Dirndl-Trend sogar Überschneideungspunkte zu "Handmade with Love" gibt. Vielleicht werden sich Soziologen oder Historiker (?) der kommenden Generationen dessen annehmen.

Zitat von AryaMorgain

Aber ich merk ihn, reicht das nicht. Schließlich bin ich der Nabel der Welt!

Na dann...

...aber meine Wahl würde besser zum Museumsdorf passen.
Wenn schon, denn schon.

Zitat von Nanne

Wenn ich jetzt den ganzen Tag Blasmusik hören muss....bin ich raus!

Da siehst du mal was die Münchner unter uns so alles aushalten müssen, damit wir hier genug Gesprächsstoff haben.:D

VG
Benzinchen

Wie gesagt, für mich lieber modern fränkisch oder eben normale "Arbeitskleidung". Nur diese fast angeblich Oberbayerische Trachtenkopie find ich halt in so einem Umfeld total unpassend.

Hallo Steffi , im Dirndl sieht jede Frau gut aus und wenn es dir Spass macht ?! Dann tu es . Ich war dieses Jahr im Allgäu Urlaub machen .Musste einfach Stoff (Baumwolle) kaufen und daheim ein Dirndl nähen . Gruß winnie

...wir haben morgen Erntefest - da würde ich mich damit hintrauen (nur, dass ich eigentlich nicht zu öffentlichen Veranstaltungen mit schlechter, zu lauter Musik und 'nem Haufen Rauchern gehe ...)