Dies ist ein Blogeintrag, der am 31.07.2013 erstmalig und exklusiv bei der Hobbyschneiderin veröffentlicht wurde. Merkbefreit mit Attest ist eine etwas andere Autorenplattform.
Eine gelb-rote Markentanke irgendwo in der vorpommernschen Pampa. Mäßiger Betrieb, die Dorfjugend hängt mit chronischem Mauljucken und Energydrinks samt klarem Schnaps Marke Schädelbrecher vor selbiger herum und bestaunt tiefergelegten, mindestens 15-jährigen Sondermüll auf vier Rädern. Ein paar Hupfdohlen mit der Sommermode von 2010 räkeln ihre adipösen Prachtkörper lassziv auf hochglanzpolierten Motorhauben, unter denen das Öl auf das Pflaster jaucht.
High Noon. Die Hitze flimmert.
Aufttritt Herr Disaster.
Ich tanke meinen Hobel für das durchschnittliche Monatsgehalt einer ***-Aushilfe und betrete die heiligen Hallen zum Bezahlen. An Stehtischen der Rest der Meute von draussen, der es nicht mehr schafft, freihändig zu stehen. Das wars. Keine Bedienung, nichts, was irgendwie nach Personal aussieht. Ein halbvoller Teen schleppt sich hinter den Tresen bzw. in die Hinterzimmer der Tanke. Ich höre „Schantalle, da will wer was!“ Schantalle bölkt zurück „Dem soll warten!“ Ich lerne in den nächsten Minuten die angebotenen 139 Zigarettensorten auswendig.
Ich fange an zu kommunizieren: „SCHANTALLE, wenn Du nicht in 10 Sekunden hier bist, bin ich weg!“
Die Dorfjugend versucht in das Gespräch einzusteigen (a la „Wissu auffe Fresse?), lässt sich aber erstaunlicherweise mit ein paar verbalen Drohungen von mir einlullen.
Ehrlich, ich hätte nicht gedacht, dass Schantalle reagiert. Aber doch: Es kam um die Ecke geschossen und stürzte auf die Kasse. Zu früh gefreut: Neben der Kasse lag ihr Mobiltelefon. Das griff sie sich und fing an, wie eine Blöde auf dem Ding umherzutippern. Nebenbei die Frage „Nummer?“ Alter… Kannste haben. Ich so: „Einunzwanzig.“ Die Tanke hat 6 Säulen.
Immerhin schaffe ich es kurz, ihre Aufmerksamkeit zu erhaschen. Sie glotzt mich eine Sekunde an, guckt nach draußen, tippt kurz, „einundachtzigfuffzich“ – ohne ihr Telefon aus der Hand zu legen. Den Textfluss konnte ich aber für fünf Sekunden stören. Ich nehme also einundachtzigfuffzich, lege die auf den Boden VOR dem Tresen, grinse Schantalle an: „Stimmt so, Froschn!“ und verlasse die Location.
Schantalle klappt der Kiefer und einen Moment dachte ich wirklich, dass ihr das Dreckstelefon aus der Hand fällt. Aber nein, sie trabte fein um den Tresen und sammelte die Kohle ein. Ich raus aus der Tür und höre nur wie sie „Arschloch“ hinterherbrabbelt. In der Tür umgedreht und auf den Tresen zugestürmt. Die Dorfjugend guckt mit Hochspannung zu.
Ich beuge mich über den Tresen und gucke in weit aufgerissene Augen: „Die Quittung, aber hurtig!“
Nach 10 Sekunden und 20 Fehlversuchen hat sie die Taste für die Quittung gefunden.
Gute Nacht!
PS: Schreibfehla dürfta behaltn. Korrekturlesen fällt heute aus.