[MBMA reloaded] Halloween und andere Volkskrankheiten
Disaster
Dies ist ein Blogeintrag, der am 01.11.2012 erstmalig und exklusiv bei der Hobbyschneiderin veröffentlicht wurde. Merkbefreit mit Attest ist eine etwas andere Autorenplattform.
Gestern war es wieder soweit. Scharen von Kröten, verkleidet in witzigen oder einfach nur peinlichen Fummeln, oft begleitet von Erzeugern, die sich lieber nie getroffen hätten, erpressten Süsswaren an Haustüren. Im Schutz von Masken entwickelt der Nachwuchs Selbstbewusstsein wie ein Erwachsener, um an die begehrten Kariesverursacher zu kommen. Angedrohte Sachbeschädigungen gab es in diesem Jahr nicht, meine Frau war eifrig genug, Berge von Süssigkeiten anzuhäufen und konnte die eigenartigerweise gut vor mir verstecken. 😐
Die organisierten Banden von Geistern sprechen sich offenbar ab, wenn es darum geht, wo am besten fette Beute zu machen ist. Ein Nachbar berichtete von zwei oder drei Attacken, bei uns waren es ca. zwanzig. Der beste Vorschlag zur nächtsjährigen Gefahrenabwehr kam von meinem Sohn. Er meinte, wir sollten im nächsten Jahr Jelly Bellys (diese komischen Geleebohnen) mit dem Geschmack „Kotze“ verteilen, damit die Klingelplage auf ein Minimum eingeschränkt wird. Ich konnte gar nicht glauben, dass es solche Geschmacksrichtungen gibt, war dann aber erstaunt, dass ich Sachen wie fauler Käse, faule Eier, Nasenpopel oder Bleistift-Späne fand. Ihr glaubt das auch nicht? Seht selbst… Wobei ich ja vermute, dass sich eher der umgekehrte Effekt einstellt und wir Schlangen vor der Tür haben. 😥
Zugegeben, ich bin in Versuchung, die Dinger einzukaufen und bei der nächsten Party mal unauffällig zwischen den Knabbersnacks zu platzieren…
Ok, zurück zum Thema. Die Seuche „Halloween“ ist wohl gar nicht so genau zu erklären, eindeutig fest steht wohl nur, dass die Iren schuld sind. Zumindest, wenn man dem Wikipedia-Eintrag Glauben schenken soll. Am besten gefällt mir der Absatz „Herleitung aus keltischen oder vorchristlichen Traditionen“, in dem die Verbrennung von Knochen des Schlachtviehs mit Freudenfeuern als keltischer Brauch beschrieben wird. Soll mir recht sein, solange das Fleisch vorher auf dem Grill landet.
Ignorieren kann man den „Brauch“ mittlerweile wohl leider nicht mehr, solange man Kinder im Haus hat, die Kontakt zu Mainstream-Familien haben, die jeden Scheiss mitmachen. Kennt eigentlich noch jemand das Martinisingen? Ich kann mich daran erinnern, dass auf dem Dorf meiner Großmutter an den Türen gesungen wurde. Ohne Drohung. Aber mit Belohnung. Egal wie schlecht der Gesang war. Mein Sohn kannte diesen Brauch zumindest nicht…