Der Tag des offenen Denkmals in Aachen: Tuchwerk Depot
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- Anne Liebler
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So erlebte ich es heute, denn auch ich wollte Textilgeschichte sehen und war unterwegs. Der Verein "Tuchwerk Aachen e.V." öffnete ab 11 Uhr die Tür zu Maschinen und Ausstellungsstücken in der Soers. Viele Menschen kamen. Aachen hatte eine lange Textiltradition. Über 100 Tuchfabriken gab es und über 12000 Menschen waren darin in Lohn und Brot. So zahlreich waren sie heute nicht mehr da, aber es waren wirklich viele ehemalige Arbeiter, die sich anerkennend über die Ausstellung und die Exponate äußerten und ab und an konnte ich fachkundige Bemerkungen hören, die Umstehenden erklärten, wie sie damals die Maschinen bedienten
und welche Arbeitsabläufe es gab. Beispielsweise an der großen Spinnmaschine, die rein mechanisch mit 16 Kupplungen betrieben den Faden gesponnen hat.
Ganz viel Technik... Ganz viel Handwerk und Erfahrung ist in der Halle zu sehen und zu hören gewesen.
Ich hatte das große Vergnügen, einem Herren folgen zu dürfen, der Spinner und dann über 40 Jahre Lehrer im Thema war und seinen Beruf wie er sagte, von Anfang an liebte. Es war eine Freude ihm zuzuhören wie er uns Besuchern erläuterte, wie aus der Rohwolle Faden und später Tuch wurde. In Aachen gab es Streichgarne, die aufgeraut zu besonderen, wetterfesten und beliebten Stoffen und bspw. zu Mänteln verarbeitet wurden.
Wir bekamen Maschinen erklärt, die zu einer Zeit entstanden, als man nicht am Computer simulieren oder berechnen konnte und die man noch reparieren konnte, ohne Diagnosegeräte.
Der Beruf des Spinners war verbreitet und ein guter Manipulator begehrt ;). Jener war für die Zusammensetzung der Fasern zuständig. Je besser die Fasern, desto besser der Faden, desto hochwertiger das Tuch. Wobei die Frage nach dem zukünftigen Verwendungszweck entscheidend war und auch heute immer noch ist. Er erzählte über die Färbung und den Zeitpunkt. Kardiermaschine,
Kammzug, Krempelsatz, waren Begriffe die lebendig wurden und anschaulich beschrieben.
Der Vereinsvorsitzende ist Lehrer meines Sohnes. Es ist für ihn Berufung und so würde ich sagen - Leidenschaft, dieses Kapitel Aachener Geschichte zu bewahren. Mit Engagement und Unterstützung ist der Verein dabei, immer mehr zu sichern und zu bewahren.
Am heutigen Tag war ein anderer Lehrer der B's da, den ich grüßte. Im Gespräch erzählte er mir, das sein Vater Färber war in verschiedenen Textilfabriken. Im Schaukasten waren seine Aufzeichnungen zu sehen. Er, der Vater, ein älterer Herr war auch anwesend. Ich fand das sehr bewegend. Er war für mich in dem Moment ein Verbindungsglied zum "Denkmal". In seinem Leben war das, was wir heute als technisches Gestern sehen, ausdauernd Realität.
Der Verein Tuchwerk e.V. schreibt in seinem Flyer:
ZitatIm Sommer 2012 erwarb die Margarethe Lorenz Stiftung die Stockheider Mühle am Strüverweg in der Soers, um dem Verein eine dauerhafte Bleibe zu bieten. Hier werden die alten Maschinen jetzt restauriert, gewartet und für eine zukünftige Präsentation vorbereitet. Durch den Kauf des ehemaligen Textilstandortes eröffnet sich nun die Möglichkeit, das schon länger geplante Textilmuseum Tuchwerk Aachen aufzubauen.
Im Moment ist es so, dass Besuche und Besichtigungen noch nicht möglich sind. Der Tag heute war eine -noch besondere- Gelegenheit. Aber aufgrund der wirklich zahlreichen Resonanz und der intensiven Vereinsarbeit gibt es eine gute Perspektive. Ich bleibe neugierig.
Ich finde erlebbare Geschichte sehr spannend, Textilgeschichte sowieso!
Mehr Informationen:
Tuchwerk Aachen e.V.
Strüverweg 116
52070 Aachen