Professionelles Nähen beginnt mit der Wahl der passenden Nähmaschine

Nähen mit Nähmaschine Auswahl
Bild von Mystic Art Design auf Pixabay.

Ihre Empfehlung, wie man die richtige Nähmaschine findet, ist hier zu lesen. Auf die Frage - mit welcher nächst du (Anja) denn? - bekam ich eine Antwort, die mich neugierig machte. Daraus entstand dieses Thema: Industriemaschine im Hobbybereich? Anja freut sich auf weitere Fragen und eurer Interesse. Dem schließe ich mich an.


Liebe Anja, Du bist mir seit 2004 in Erinnerung geblieben als eine Hobbyschneiderin, die mit einem Hämmerchen arbeitet und die am liebsten SCHNELL näht... Nun hast Du eine Maschine, die das Schnell nähen und einiges mehr perfekt beherrscht und als wir uns darüber unterhielten, staunte ich über die Unterschiede. Ich persönlich liebe es ja, langsamer zu nähen um noch schauen zu können, was da passiert. Aber ich bin kein Maßstab und das es andere Wünsche gibt, weiß ich sehr wohl. Sei so lieb und stelle uns Deine Maschine vor. Mich und sicher auch andere Leser interessiert das.


Seit 2006 nähe ich mit dem Schnellnäher DLN 5410N der Marke Juki. Das ist eine sogenannte Nadeltransportmaschine, d. h. sie hat nicht nur einen normalen Untertransport, sondern die Nadel transportiert den Stoff zusätzlich mit. Diese Nadeltransportmaschine eignet sich besonders gut für schwere Stoffe. 2010 hat sich dann noch die DDL 9000, eine Steppstichmaschine mit Direktantrieb dazu gesellt. Hier sitzt der Motor nicht wie sonst unter der Maschine, sondern direkt im Kopf. Beide Maschinen haben einen automatischen Fadenabschneider, der genauso wie der Nähfußlifter mit dem Fußpedal bedient wird. Man braucht deshalb keinen Kniehebel mehr dafür. Ich habe mich für JUKI entschieden, weil es sich um eine gängige Marke handelt, und somit das Zubehör und Ersatzteile einfach zu bekommen sind.


Gibt es für die Maschinen eine unverbindliche Preisempfehlung, an der man sich orientieren könnte?


Eine UVP gibt es bei diesen Maschinen nach meinen Erkenntnissen nicht, da sie normalerweise nicht an Hobbyschneiderinnen, sondern an die Industrie oder Gewerbetreibende, verkauft werden. Wenn man über eine Anschaffung nachdenkt, kann man sich im Netz, oder beim Händler vor Ort nach den aktuellen Preisen erkundigen. Die Industriemaschinen von JUKI werden nicht wie die Haushaltsnähmaschinen über Babylock vertrieben.


Was sitzt wo, dient zu was und welche Unterschiede gibt es zu anderen Maschinen?


Ein Schnellnäher ist eigentlich genauso leicht zu bedienen wie eine normale Haushaltsnähma, man sollte nur bedenken, dass er mehr Kraft hat. Der hauptsächliche Unterschied liegt bei dem sehr viel besseren Stofftransport, und der Nähgeschwindigkeit. Eine Haushaltsnähma ist für den Hobbybedarf gebaut, d. h. man kann mit ihr in normalem Umfang haushaltsübliche Stoffe nähen. Sie kann alles ein bisschen, Geradstich, Zickzack, Zierstiche, Nutzstiche, Knopflöcher usw. Mein Schnellnäher kann nur den Geradstich, und ist dafür gebaut im 24 Stunden Dauereinsatz eine bestimmte Naht schnell und perfekt zu nähen. Wenn man sich das bewusst macht, wird einem schnell klar wo der Unterschied liegt.


Eine Näherin am Band braucht sich keine Gedanken über Nadeln Garn oder Einstellung der Maschine zu machen, denn das machen sogenannte Einrichter für sie. Sie richten die Maschine genau für diese eine Naht ein. Darum ist es auch wichtig sich beim Kauf so einer Maschine vorher genau Gedanken darüber zu machen was man mit ihr nähen möchte. Man sollte sich dann zeigen lassen wie man die Maschine dafür einrichtet, und mit den gewünschten Materialien zur Probe nähen, um zu testen ob das auch entsprechend funktioniert.


Zu meinen Maschinen habe ich jeweils zwei Garnituren (Stichplatte, Transporteur, Nähfuß), eine für leichte und eine für schwere Stoffe. Diese kann ich bei Bedarf auswechseln, und habe so mehr Möglichkeiten beim Einrichten meiner Maschinen. So kann ich, zusätzlich zu dem Nähfußdruck, auch den Transport optimal auf das zu verarbeitende Material anpassen. Mit meinen Maschinen kann ich bis zu 5000 Stiche/Min. nähen, muss ich aber nicht, denn sie nähen auch ganz langsam Stich für Stich. Die Nadeltransportmaschine transportiert natürlich besser als der einfache Untertransport, aber normalerweise reicht der völlig aus.


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Die Frage beim Nähen ist ja nicht nur ob, sondern wie gut sie etwas näht. Die DLN 5410 verwende ich hauptsächlich für transportkritische Stoffe und Jeans, die DDL 9000 für feine und elastische Stoffe wie Tüllspitzen. Eigentlich können beide alles nähen, nur das Ergebnis ist unterschiedlich.


Es gibt Industrienäher die bis zu Nadelstärke 130, wahrscheinlich sogar noch mehr, verwendet werden können. Natürlich nicht alle, sondern es kommt auf das Model an, aber bei den meisten Haushaltsnähmas ist bei Nadelstärke 100 oder vielleicht 110 Schluss, und das heißt, man kann nur Fäden bis zu einer Stärke von 80, oder 50 verwenden. Mit einem Schnellnäher kann ich also stärkere Fäden und stärkeres Material verarbeiten. Somit habe ich mehr Möglichkeiten beim Nähen.


Auf dem Bild oben erkennbar ist eine Ölstandsanzeige. Das heißt, es gibt einen Ölwechsel? Wie oft ist das nötig und woran erkennbar, das er "jetzt dran" ist?


Einen Ölwechsel habe ich noch nicht gemacht, ich kontrolliere nur regelmäßig die Farbe und den Stand.


Welches Öl wird genommen?


Ich verwende das vom Händler mitgelieferte Nähmaschinenöl.


Der Umbau, welchen sonst der Einrichter macht ist schwierig?


Der Umbau und die Einrichtung der Maschinen sind nicht schwierig, wenn man weiß wie es geht. Deshalb sollte man sich das vom Händler unbedingt zeigen lassen. Zum Wechsel der Garnitur löse ich die Schrauben der Stichplatte und des Transporteurs, und tausche sie aus. Dann wird noch der passende Nähfuß dazu eingesetzt. Dann die entsprechende Nadeln einsetzen und die Ober- und Unterfadenspannung anpassen. Ein paar Nähte mit dem gewünschten Stoff zur Kontrolle und das wars.


Welches Nadelsystem wird verwendet?


Meine beiden Maschinen benötigen Rundkolben System 134.


Wie ist denn die Stromversorgung? Ist "Normal 220V" nutzbar oder braucht man einen Starkstromanschluß?


Meine Maschinen laufen beide mit 220V, macht braucht für die neueren Maschinen keinen Starkstrom mehr.


Und - eine wichtige Frage, wie ist es mit dem Geräusch? Die Maschinen sind ja nicht für Wohnung gedacht?


Sie sind nicht laut, nur der Fadenabschneider macht immer klack klack.


Wie viele Wartungsintervalle sind nötig?


Ich habe meine Maschinen noch nicht warten lassen. Ich reinige sie nur regelmäßig.


Wem empfiehlst Du so eine Maschine?


Jedem, der den Platz dafür hat.


Wer viel und oft schwere Stoffe näht, für den ist zu überlegen ob man einen Schnellnäher anschafft, denn Haushaltsmaschinen sind nicht für den Dauereinsatz von schweren Stoffen geeignet.
Außerdem hat man mehr Möglichkeiten was die Materialien/Stoffe betrifft. Ich benutze zum Nähen hauptsächlich den Schnellnäher, weil für die meisten Nähte der Geradstich benötigt wird. Für die Zickzacknähte, Nutz und Zierstiche habe ich eine Haushaltsmaschine.


Wenn man einen guten Händler hat muss man sich nicht unbedingt mit solchen Maschinen auskennen, um mit ihr nähen zu können. Da reicht es sich so wie ich auf das wesentliche zu beschränken.

Hier noch ein paar Fotos, damit ihr Euch ein Bild machen könnt:


Meine DLN 5410


Meine 2. Garnitur

Meine DDL 9000


Meine 2. Garnitur

Vielen Dank!

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