Damals war´s. Nebenbei auch altes Wissen aufgefrischt
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- TALK
- Anne Liebler
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Als ich Kind war, wohnte ich mit meinen Eltern in Pirna. Wir wohnten in einem Haus das Ende der 1960ziger Jahre als 3 stöckiges Doppelparteien Reihenhaus gebaut war. Es gab einen relativ großen Innenhof in dem wir Kinder einen Spielplatz hatten und hinter unserem Haus noch einen Wäscheplatz. So und ähnlich wurden ganz ganz viele Häuser nicht nur im ehemaligen DDR Gebiet gebaut. Da viele junge Familien einzogen und es einen reichen Kindersegen gab, war im Hof - also vorn - immer eine Menge los.
Geschätzt 1965 hinter unserem Haus. Links zu sehen der Ausgang aus dem Waschhaus. Rechts nicht mehr im Bild begann der Wäscheplatz. Neben mir (rechts im Bild) meine Nachbarin Simone. Der Puppenwagen war der Meine.
Räuber und Gendarm oder Indianer wurde wild schreiend und schnell rennend gespielt. Wir waren draußen bis zum Dunkelwerden und tobten, so dass wir am Abend auch gut müde und i.d.R. glücklich nach Hause kamen. Wir achteten natürlich nicht darauf, nur die umgrenzte Spielplatzfläche zu nutzen. Die damals Erwachsenen tolerierten das, bis zu einer unsichtbaren Grenze.
Die war am Wäscheplatz und das war die Fläche für die Bleiche! Da galt das deutliche STOPP!
Wir Kinder kannten den Begriff alle und sahen an schönen Tagen natürlich auch, was er bedeutete. Flach, auf kurz geschorenem, SAUBEREN! Rasen lag Wäsche in der Sonne. Deshalb durfte er nicht betreten werden.
Diese Wäsche wurde nass ausgebreitet und an den Rändern glatt gezupft. Sie blieb liegen, bis sie trocken war. Früher dachte man, ausschließlich die Sonne zog die Farbe aus der Wäsche, wenn sie da nicht bleiben sollte. Das heißt, man bleichte weiße Wäsche, bevorzugt Laken, Bettwäsche, Tischtücher und andere weiße Stoffstücke die Flecke hatten. Korrekt ist aber, dass das Gras unter der Wäsche und die Fotosynthese, die entsteht durch die Sonne, Einfluss auf den Bleicheffekt haben.
Wikipedia sagt (Zitat):
ZitatDie Haushaltswäsche wurde in Deutschland bis in die 1970er Jahre auf dem „Rasenplatz“ oder „Bleichanger“ unter den Wäschepfählen getrocknet und gebleicht. Diese Methode wird in anderen Ländern heute noch angewendet. Bei der Rasenbleiche ablaufende chemische Prozesse sind die Grundlage moderner, sauerstoffbasierter Wasch- und Bleichmittel.
In unserer Familie gab es lange keine Waschmaschine, die bis zum Schleudern alles "halbautomatisch" machte. Wir hatten eine WM66 und den Waschkessel im Waschhaus. Es gab einen Kalender in den sich die Familien eintrugen, der anzeigte, wann das Waschhaus genutzt werden konnte. Dann wurde mit Soda eingeweicht, die Wäsche im Waschkessel abgekocht und am nächsten Tag aus dem Kessel entnommen und gewaschen. Die WM66 war eine Maschine die Wasser anheizen konnte und mit einem Rad am Boden dann die Wäsche im Kreis bewegte. Die Zeit stellte man dazu allein ein.
In der Badewanne, die auch im Waschkeller war, wurde dann per Hand gespült und über einem großen Wäscherost immer wieder abgetropft. Gespült wurde, bis das Wasser sauber blieb - das konnte manchmal dauern. Dann gab es eine separate Schleuder, die auf einem aufblasbarem Gummiring lustig hin und her hüpfte wenn es eine Unwucht im Inneren gab.
Symbolfoto Bild von Markéta Machová auf Pixabay
Die ganze Wäsche war zeit- und kraft-intensiv. Wir waren 5 Personen und meine Mutter hatte oft Wäsche. Nicht immer im Waschhaus, aber immer mit der gleichen Waschmaschine, die man dann im Haus hoch und runter getragen hat. Alles in allem war die Hausarbeit aufwändig. Meine Mutti war berufstätig wie fast alle Frauen in der DDR. Wir Kinder waren in Einrichtungen wie Kindergarten und Schulhort. Ich bin froh, dass sich Vieles vereinfacht hat und es eine Menge an Erleichterungen gibt, von denen ich als damals "aktive" Mutter (jetzt sind meine Kinder ja erwachsen) schon profitieren konnte.
Aber die Zeit der Bleiche im Sommer hatte für mich etwas Prägendes. Unser Wäscheplatz war hinter dem Haus, direkt am Ausgang des Waschhauses. Dort stand eine Bank und auf jener saßen gern zwei Nachbarinnen mit Handarbeiten beschäftigt. Sie arbeiteten als Krankenschwestern beide im Schichtdienst und hatten deshalb zu anderen Zeiten Gelegenheit, sich uns Kindern zu widmen. Ich glaube mich zu erinnern dass ich ca im Alter von 4-5 meine ersten Häkelarbeiten mit ihnen versuchte. Es war sicher anfangs sehr schwierig, aber das handarbeiten hat mich mein ganzes Leben nicht mehr los gelassen.
Erinnert habe ich mich an die Bleiche wegen dieser Frage, zu deren Lösung ich viel Erfolg wünsche!
Da es für viele Menschen derzeit eine wichtige Entscheidung ist, ohne Chemie und möglichst umweltschonend zu leben und Wäsche mit Efeu oder Kastanien gewaschen wird, kann man auch diese Bleiche wieder neu entdecken. Ich persönlich habe super Erfahrungen mit dem Entfernen von Möhren- und Spinatflecken in Babylätzchen und -Wäsche gemacht, wenn ich diese von der Sonne haben bleichen lassen. Auch Flecken in weißen Blusen verschwinden, wenn man sie in die wirklich pralle Sonne - nass - hängt.
Noch mehr Lust an "alten Geschichten"?
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