Mitunter kannten sie diese Fragen. Gleich anfangs wird gefragt, ob die Maschine einen Differenzialtransport besitzt. In den meisten Fällen haben das die Overlock Maschinen. Was das aber ganz genau bedeutet, wissen nicht alle Fragenden. Man kann mit dem Differenzialtransport unterschiedlich transportieren - differenziert in hinten und vorn. Wenn wir uns an den Maschinen den Transporteur einmal ansehen, dann können wir erkennen, dass er zweigeteilt ist.
Sein Einsatz beginnt vor dem Messer und der größere Transporteurbereich ist von vorn bis zum Stichloch für die Nadeln. Dort ist er geteilt. Die sichtbaren Bereiche werden getrennt. Wenn der Differenzial auf 1.0 bei bspw. der Gritzner 788 und/oder der 1034D von brother oder auf N wie bei den baby lock Maschinen steht, so werden diese beiden Bereiche ganz gleichmäßig 1:1 oder "normal" miteinander bewegt. Der Stoff wird über den gesamten Transportweg gleichermaßen gezogen.
Wenn ihr den Fuß abmacht und dann langsam am Handrad dreht, könnt ihr die Veränderungen sehen, welche beim Verstellen des Differenzialtransportes entstehen. Bei der Gritzner 788 verändert sich als Erstes sichtbar der Abstand der Transporteure zueinander. Stellt man 2.0 ein, so ist der Abstand größer, aber erkennbar in der Bewegung wird er wieder schmal. Der vordere Transporteur verlängert damit den Weg, den er in der gleichen Zeit zurücklegt wie der Hintere. Das Ergebnis ist, dass mehr Stoff von vorn aufgenommen und vor die Nadeln gelegt wird. Da sie dort nicht genauso schnell weiter transportiert werden und sie sich quasi "stauen" entsteht die Kräuselung.
Im Umkehrschluss ist die Veränderung unter 1.0 oder N so, dass der Weg des vorderen Transporteurs kürzer gefasst wird - nur bspw. im Bereich 0,7 x im Verhältnis zum hinteren Transporteur. Dieser zieht den Stoff schneller aus dem Nadelbereich heraus. Da aber nicht so schnell Stoff "nachkommt", zieht das die Stoffkante "lang" und es entsteht die Dehnung, die wir bspw. in Kombination mit dem Rollsaum als abgekurbelte Wellennaht machen wollen.
Der Einsatz des Differenzialtransportes kann sehr hilfreich sein. Insbesondere die leichte Kräuselung nutze ich, wenn Säume eingeschlagen werden sollen, nachdem sie mit der Overlock bearbeitet waren. Die mögliche Mehrweite kann somit gut vorab reduziert werden. Auch bei Armschnittteilen kann man den Differenzial im Armkugelbereich nutzen. Man kann ihn innerhalb einer Naht nutzen und wieder beenden.
Wie gut die Kräuselung wird oder die Dehnung ist immer abhängig von der Materialbeschaffenheit. Ein bisschen kann man das zusätzlich mit dem Verändern des Füßchendruckes (verstärken um eine höhere Dehnung zu erhalten) und der Stichlänge variieren. Ich würde aber immer empfehlen, das an einem Stück Stoff zu probieren. Das geht allerdings immer leichter, wenn man weiß, wie es zu den jeweiligen Ergebnissen kommt.
Die Diskussion dazu gab es hier: https://www.hobbyschneiderin.de/forum/index.php?thread/17906