Mehrfach bin ich an den Tagen der #hundh2016 an dem sehenswerten Stand vorbei gegangen. Es ist in den letzten Jahren ein bisschen Trend, dass häkelnde Männer und Häkelmützen da sind. Wieso häkelhelden, was steckt dahinter? Ich habe nachgefragt und mit einem der Mitinitiatoren der Aktion, quasi dem "häkelhelden Nummer 1" geplaudert.
Als ich dann anschließend von unterwegs dieses Foto bei Facebook teilte, wurde es Dutzendfach geliked und Marion schrieb: "Oooohhhh mein Gott..."
Der Eindruck ist gigantisch, dabei ist es nur ein Teil der schon vorhandenen Deckengröße. Quadrate aus bunter Wolle, jeweils 10 mal 10 cm groß werden zu einer großen Decke zusammen genäht. Sie soll die Größe eins Fußballfeldes haben und Tim Pittelkow erzählte mir, dass mit Bestätigung des Justizministeriums in einer JVA die Quadrate zusammen gefügt werden. Genäht werden sie mittlerweile mit Nähmaschinen, denn die vermutlich benötigten 30 000 Häkelpatches wären sonst nicht zu schaffen.
Ein Fußball Bundesligist hat zugesagt die Decke im Stadion ausbreiten zu lassen und so steht nun bestimmt bald ein Termin dafür fest und die Notwendigkeit, alle Kräfte zu mobilisieren. Damit es klappt wurde der Einsendeschluss nochmals verlängert auf Ende August 2016.
Die häkelhelden verkaufen außerhalb der Weltrekordversuchszeiten Mützen. Das Besondere daran ist aber, dass sie einen festen Betrag pro Mütze spenden. Das wieso und wohin haben sie auf ihrer Website beschrieben:
ZitatAlles begann im Mai 2012 … Schon lange hatten wir nach einer Möglichkeit gesucht, uns sozial zu engagieren. Doch durch den Schichtdienst bei der Polizei und die wenige Freizeit schien dies kaum möglich – bis zur Gründung der häkelhelden. Die Idee des Projekts ist es, mit jeder verkauften Mütze den Weissen Ring zu unterstützen, eine Organisation, die wir als Polizeibeamte im Dienst kennen und schätzen gelernt haben. Denn auch wenn man Polizist geworden ist, um Personen zu helfen, die sich selbst nicht mehr helfen können, erreicht man im Alltag "auf der Straße" doch immer wieder den Punkt, an dem man die Opfer einer Straftat nicht länger selbst betreuen kann – und froh ist, dass Organisationen wie der Weiße Ring deren langfristige Unterstützung übernehmen.
Beide Firmengründer sind Polizisten und der Weisse Ring ist aktiv im Opferschutz. Da ich in der jüngsten Vergangenheit Probleme hatte, die für mich durchaus zum Aufgabengebiet des Vereins zählen, weiß ich, wie es sich anfühlt, Opfer einer Straftat zu sein oder unbetreut bei einem schlimmen Ereignis. Der Weisse Ring leistet da Hervorragendes. Beim Häkeln an einem Patch erzählte ich ihm vom Diebstahl und dem Unfall und wie sich das anfühlt. Für einen Polizisten ist das vermutlich traurige Routine, für mich war es gut zu reden und zu hören, dass meine erwachte Vorsicht und die entstandenen Ängste durchaus real und nachvollziehbar sind. Das Leben ist komplizierter geworden steht in einer Mail, die jedes Mitglied einmal im Jahr bekommt... Ja, das ist es, aber es gibt durchaus auch Hilfen, wenn man sie sucht und in Anspruch nimmt. Manchmal kostet es Zeit und Gelegenheit für Gespräche und Zuwendung, oft aber kostet es auch Geld. Der Spendenanteil der Mützen und später die Teile der Decke sind als Einnahmen für den Weissen Ring wichtig.
Ebenso wichtig finde ich, dass es Inhaftierte der JVA in Düsseldorf sind, die im Rahmen der Arbeitsmöglichkeit häkeln und nähen. Ihre Arbeit bringt Geld für den Opferschutz. Möglicherweise ist diese Verbindung, dass man etwas zu Wiedergutmachung an den und für die Opfer/n leistet, ein ganz entscheidendes Glied in dem Kreis der sich damit schließen kann. Der Weisse Ring muss da einsetzen, wo Täter gewirkt haben.
Ich werde noch ein paar Patches machen (Restwolle gibt es genug). Wenn ihr euch angesprochen fühlt und mitmachen wollt, findet ihr die Adresse für die Zusendung hier:
http://www.haekelhelden.de/ (Webseite offline - Stand 01/2019)
https://www.facebook.com/haekelhelden/
Diskussionen sind hier möglich.