Esther Schweins ist unterwegs im Einsatz gegen Wegwerfmode
Anne Liebler
Alle 2 MINUTEN werden in Deutschland 5 TONNEN Kleidung weggeworfen. Entsorgt über die Altkleidercontainer denken wir, dass die Kleidung, die uns aus welchem Grund auch immer nicht mehr gefällt oder passt, dann weiter verwertet wird und wir ggf. mit dem Einbringen in diese Container etwas Gutes tun, indem wir diese Kleidung dann den weniger finanzstarken Mitbürgern zur Verfügung stellen.
Dass das nur zum Teil so ist, zeigt dieser Film:
youtube.com/watch?v=P_xILTSfudQ
Bitte nehmt euch die Zeit, ihn anzusehen, auch wenn er lang ist.
Mich beschäftigen immer wieder die folgenden Fragen:
Welche Chance hat man wirklich mit dem Kaufverhalten den Markt zu beeinflussen? Wenn ich nichts oder weniger kaufe, wird deshalb nicht weniger produziert. Ich bin überzeugt, dass Überbestände eher vernichtet werden, als die Produktion zu drosseln. Weil die Produktion am unteren Ende der Kette davon bezahlt wird, die Mengen deshalb anbietet um die eigenen Kosten damit zu erwirtschaften (und dabei sind sicher eigener Gewinn mit dabei) und der Handel den Betrag für die Vernichtung kalkuliert und sowohl im Preisdruck bei den Erzeugern als auch im Verkaufspreis einbezogen hat.
Ich glaube, der Handel will mit immer neuen Artikeln die Menschen neugierig machen und zur Wiederkehr animieren. Da nur Schauen nichts bringen würde, wird mit Rabatten, Angeboten und Superschnäppchen immer mehr geworben.
Dass die schnelle Wandlung der Mode dafür die Schuld trage, glaube ich persönlich nicht. Es gibt m.M.n. kein wirkliches Modediktat mehr und Trends sind so schnell in unterschiedlichen Gruppen IN und OUT, dass sie gar nicht von allen Menschen wahr genommen werden und man tatsächlich für alles einen Abnehmer und Anbieter findet. Auch wenn Modedesigner viel öfter eine Kollektion machen, werden diese Inspirationen nicht der Auslöser sein für diese Kleidungsschwemme. Wenn sie - die Designer aber zu wenig Präsenz haben, dann ist es nicht mehr etwas Besonderes "Ihre" Mode zu tragen, die dann - weil nicht Massenware - einen anderen Preis hat. Insofern, so denke ich, sind sie auch Getriebene dieses immer mehr heiß laufenden Konsums.
Mich macht das sehr betroffen.
Gut im Film fand ich die aufgezeigten neuen Materialien, die umweltfreundlicher und natürlich gewonnen werden können. Stoffe aus Milch waren vor Jahren schon einmal ein Thema. Fäden aus Brennnessel hat mich sehr gereizt, als ich mit dem Spinnen begonnen hatte. Meine Spinnfreundin Ingrid (die mit dem Schweizer Spinndiplom) erklärte mir aber, wie kompliziert es sei, an die spinnfähige Faser in der Mitte des Brennnesselrohres zu kommen und da ich mit der Wolle von Schafen noch gut und ausdauernd beschäftigt bin, habe ich das Thema erst einmal beiseite gelegt und verarbeite die Nesseln am Gartenzaun lieber zu Pflanzenjauche.
Beim Betrachten des Filmes kam mir diese Diskussion in die Erinnerung, Geführt 2013 ist zumindest was den Einsatz von Plastiktüten anbelangt ein Fortschritt zu verzeichnen. Aber ansonsten zeigt Esther Schweins sehr eindrucksvoll, wie problematisch die Entwicklung ist. Was ich für mich entschieden habe, ist schon länger der wirkliche Konsumverzicht auf Kleidung und das Nutzen meiner eigenen Ressourcen. Das heißt auch, Sachen lange zu tragen. Selbst gemacht bedeutet aber dabei immer, zu wissen mit wie viel Arbeit sie verbunden waren und zu wissen, dass die Kleidung passt und hält.
Und wenn man doch mal was reparieren muss, weiß ich, wie...