Die Wollroute in der Euregio Maas-Rhein - Geschichte unseres Hobbys - Teil 2 - EUPEN
Anne Liebler
Zusammenfassend möchte ich sagen - es war ein wunderbarer Ausflug mit vielen schönen Momenten und Sehenswertem. Anschließend haben wir - meine Jungs und ich kurz vor der ehemaligen Grenze belgische Fritten und Eis genossen. Sowohl die Textilgeschichte als auch die belgische Küche möchte ich empfehlen.
Eupen ist unweit von Aachen ein Ort, der eine wechselnde Geschichte und Zugehörigkeit erlebte. Etwas weniger als 20 000 Menschen leben im dem Ort der deutschsprachigen Gemeinschaft Ostbelgiens.
Zitat"Seit der schrittweisen Umwandlung Belgiens in einen Föderalstaat ist Eupen Hauptsitz des Parlaments, der Regierung und des Ministeriums der Deutschsprachigen Gemeinschaft und somit politisches Zentrum der rund 78.000 Einwohner umfassenden deutschsprachigen Bevölkerungsminderheit in Belgien. Darüber hinaus ist Eupen Verwaltungssitz der Euregio Maas-Rhein."
Quelle: 1
Das Gebäude des Parlaments war auch mein Ziel.
In der Broschüre wird Eupen wie folgte eingangs beschrieben:
ZitatSeit dem Jahr 1680 wurden in Eupen Feintuche hergestellt. die ihrer ausgezeichneten Qualität wegen schon bald auch in den entferntesten Winkeln der damaligen Welt bekannt waren. Dieser Tuchexport begründete den enormen Reichtum zahlreicher in Eupen ansässig gewordener Kaufmannsfamilieb, der sich bereits im frühen 18. Jahrhundert in zahlreichen Prachtbauten ausdrückte.
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Quelle: 2
Wenn man aus Aachen kommend auf der B 57 nach Eupen einfährt, muss man nach rechts in Centrum einbiegen und sich dann etwas Zeit nehmen. Die in der Innenstadt gelegenen Gebäude sind fußläufig nah beieinander, aber die Gelegenheit sie näher anzusehen und ganz wichtig, dass Stadtmuseum zu besuchen, sollte nicht in Eile erfolgen.
Zwei Kirchen werden mit der Wollroute und der Tuchproduktion in Verbindung gebracht. Die Klosterkirche war, lt. der Broschüre das Zitat: "bevorzugte Gotteshaus der Textilhandwerker" 1776 zum zweiten Mal nach einem Brand erbaut beherbergt sie Seitenaltäre, die von den Webern und Tuchscherern gestiftet wurden.
Die Pfarrkirchen S. Nikolaus von 1724 wurde von den Tuchkaufleuten genutzt, deren Namen man noch auf den Kirchenbänken findet.
Leider waren beide Kirchen geschlossen, so dass ich mir das nicht direkt ansehen konnte, aber ich werde das nachholen. Davor gestanden habe ich aber schon.
Schräg gegenüber von St. Nikolais ist das Tuchmacherhaus in der Kirchstraße 15-17 mit einem sogenannten Schererwinkel. Das ist eine Eupener Besonderheit. Ein Schererwinkel sind Werkhöfe, die im Innenhof zu finden waren und in denen in Heimarbeit die Tuche fertig gestellt wurden.
ZitatDie Appretur, die Endfertigung, die für die Qualität der wertvollen Feintuche entscheidend war, geschah in den ... Schererwinkeln.
Quelle: 2
Das Haus in der Kirchstraße 15 ist heute noch ein kreativer Ort, der unbedingt sehenswert ist!
Der Blick in den Innenhof zeigt, hier ist etwas zu erleben.
Das Fachwerkhaus aus dem 17. Jahrhundert und die darin befindlichen Werkstätten und Ateliers lagen in Sonntagsruhe, aber es ist beim Blick durchs Fenster sichtbar gewesen, dass sie nicht im 100 jährigen Dornröschenschlaf verweilen und es sicher an Wochentagen rege zugehen wird.
Weiter führte uns unser Besuch in die Klötzerbahn 32. Das ehemalige Tuchkaufmannshaus von de Grand Ry ist der Sitz der Regierung der deutschsprachigen Gesellschaft. Mit am Tor - dieses Symbol.
Nicht weit davon entfernt - die Straße quasi weiter - kommt man zur Gospertstraße. Dort sind das Haus 42 und 52 Ziel der Dokumentation der Broschüre. In der 52 wurde vor einem knappen Jahr neu das Stadtmuseum eröffnet, dass im 1. Stock insbesondere auf die Geschichte der Tuchindustrie eingeht.
Das Museum ist absolut sehenswert und sehr schön strukturiert. Für Menschen mit Behinderung gibt es einen Aufzug. Auch Sonntags geöffnet (Ruhetag ist am Montag) haben wir uns einladen lassen. Man darf staunen, lernen und fotografieren. Natürlich haben wir nicht von Allem Bilder gemacht, denn der eigene Besuch ist meine Empfehlung.
Nicht angesehen, aber auch Teil der Wollroute sind:
Die Tuchmannskaufhäuser am Werthplatz 1-3 und 5-7, der Tuchmacherhof Rehrmann am Kaperberg 2-4, die Denkmäler auf dem Friedhof in der Simarstraße und ein Blick von der Moorenhöhe auf die Kammgarnspinnerei der Unterstadt.
ZitatAlles anzeigenDie Industrialisierung folgte den Wasserläufen.
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Unter französischer Herrschaft entstand hier ein fast gänzlich neuer Stadtteil mit damals hochmodernen betrieben. 1806 wurden bei Scheibler die ersten mechanischen Spinnmaschinen aufgestellt,
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Ende der Napoleonischen Zeit waren bei circa 9500 Einwohnern 7000 Menschen in der Textilherstellung tätig und davon 5500 bereits hauptberuflich in den neu entstandenen Fabriken.
Quelle: 2
In Eupen wurde die christliche Textilarbeiter Gewerkschaft gegründet. Spannend liest sich dazu dieser Bericht über den Anlass der Gründung: http://www.grenzgeschichte.eu/…Nummer41986/CABEupen.html
Die Textilgeschichte endete 1989 mit der Auflösung der letzten Kammgarnspinnerei. Vieles hat sich seither verändert und ich finde es wichtig, die Vergangenheit nicht zu vergessen und die Leistungen, welche die Textilarbeiter in der Region verbracht haben, hoch zu schätzen.
Deshalb geht es bald weiter mit meiner Unterwegsgeschichte. Als nächster Ort in der Broschüre ist Euskirchen Ziel.
Quellen:
[1] Wikipedia
https://de.wikipedia.org/wiki/…er_Tuchindustrie_in_Eupen
https://de.wikipedia.org/wiki/Eupen
[2] Broschüre: "Die Wollroute in der Euregio Maas-Rhein"
(C) Bilder:
B. und A. Liebler 2019