Es geht noch eine Nadelspitze mehr - für Haushaltsnähmaschinen
Anne Liebler
Angeboten unter anderem auch von Schmetz gibt es sie im gut sortierten Fachhandel. Es ist eher nicht zu erwarten, dass sie an der SB-Wand bei Discountern hängt, die ein Kurzwarensortiment haben. Dafür ist sie dann schon zu "speziell".
Wie ihr sehen könnt, sind 4 Zahlen auf der Verpackung. Diese: 130/705 bestimmen das Nadelsystem = Flachkolben und das H steht für Hohlkehle (Danke @kledet für die Korrektur).
Die 2,5 bezeichnen den Abstand der linken zur rechten Nadel (oder umgekehrt) und ist damit die Breite. Die 80 steht für die Nadelstärke.
Die Bezeichnung "Universal" beschreibt die Nadelspitze.
Auf der "Impulsgrafik" - so nennt man das, was man hinter der Kunststoff-Verpackung sieht ist zu sehen, wie die Naht auf der rechten Seite aussieht. 3 absolut parallel laufende Nähte sind zu sehen. Ebenfalls zu sehen ist, dass damit nicht nur eine Geradstichnaht möglich wäre, denn die genähte Zacke zeigt, es gibt auch einen seitlichen Ausschlag. das geht sowohl mit der Zwillings- als auch mit der Drillingsnadel, WENN man dabei berücksichtigt, wie breit die max. Stichbreite der Maschine ist, an der man nähen möchte.
Ich sage in diesem Zusammenhang gern - jetzt muss man rechnen können. Das bedeutet konkret, dass die Stichbreite des gewählten Zier- oder Nutzstiches mit seitlichen Stichen PLUS die Breite der Nadel geringer ist als diese Maximalbreite.
Konkretes Rechenbeispiel zur Erklärung:
Ich möchte einen genähten Zickzackstich machen. Die von mir derzeit genutzte ELNA lotus bietet mir dazu im Stich 6 die Standardeinstellung 5.0 Stichbreite und 1,5 Stichlänge an.
Diese 5.0 PLUS die Nadelbreite von 2.5 würde mit 7.5 mm die mögliche Stichbreite von 7 mm überschreiten und damit zwangsläufig zum Nadelbruch an der Seite führen, da das Stichloch nicht ausreichend groß ist.
Also muss die Stichbreite reduziert werden. Ich wähle grundsätzlich noch 0.5 mm schmaler als die Stichbreite es zulässt, d.h. ich reduziere die Stichbreite auf 4.0 [PLUS Nadelbreite von 2.5 mm wird die Naht über 6.5 mm gesteppt].
Ist die Rechenaufgabe entsprechend der Möglichkeit der eigenen Maschine gelöst, geht es an die Praxis.
Die Herausforderung dabei ist die Fadenführung, denn mindestens ein Faden muss irgendwie zusätzlich zugeführt werden.
In der Regel haben Nähmaschinen auch eine zweite, zusätzliche Fadenhalterung zum Aufstecken im Zubehör. Diese wird benötigt, wenn wir mit der Zwillingsnadel arbeiten wollen.
Hier aber benötigen wir wie beschrieben drei Fäden.
Ich habe von brother den Multigarnrollenhalter [Anzeige], den ich dafür benutze. Alternativ kann eine einzelner Spulen- und Konenhalter [Anzeige] genutzt werden oder man stellt sich die Overlock, so vorhanden neben die Maschine und nutzt deren Fadengalgen zur Zuführung des Fadens. Wichtig ist - die Fäden müssen dann den gleichen Fadenweg nehmen, d.h. auch zwingend in der Spannung liegen.
In der Sendung beim blabla.cafe habe ich gezeigt, wie sich die Fäden verbinden.
So sieht es aus, wenn der Greifer aus dem Fadenhub der Nadel den Oberfaden mitnimmt und um die Spulenkapsel zieht.
Hier ist nun der Ober- und Unterfaden da und verbindet sich durch die Umschlingung.
Hat man nun zwei oder wie bei der Drillingsnadel gar 3 mal einen Fadenhub, nimmt der Greifer 3 Fäden mit und zieht diese um die Spulenkapsel und damit um den EINEN Unterfaden. Das sieht dann wie folgt aus:
Jeder der Fäden umschlingt den Unterfaden und verbindet sich mit ihm. Das passiert von links nach rechts und beim nächsten Stich wieder von links nach rechts usw. usf. ...
Der Unterfaden wird - wenn die Spannung ausreichend straff eingestellt ist - dadurch in eine diagonale Richtung gezwungen.
Dazu habe ich ein bisschen was erzählt:
Der Stoff den ich verwendet habe, lag doppelt. Erhöht man die Spannung so wie ich es gezeigt habe, kann es im ungünstigen Fall sein, dass sich der Stoff eher zu einer Wulst zusammen zieht als dass der Unterfaden zur Diagonale wird. Das müsst ihr austesten und ggf. ein Vlies nutzen zur Stabilisierung.
Zu sehen ist auch der oben erwähnte genähte Zickzackstich.
Verändert in der Stichbreite auf 4,5 mm geht er problemlos und sieht gut aus.
Die Frage, wozu man eine Drillingsnadel nutzen möchte, kann ich abschließend so beantworten. Man kann mit ihr wie mit der Zwillingsnadel eine absolut in Stichlänge und Abstand identische dreifache Naht machen, so wie man es von der Covermaschine her kennt. Auf der rechten Seite ist der Unterschied nicht sehr deutlich zu sehen, außer dass die Gesamtbreite schmaler ist als bei einer Covermaschine bei Verwendung aller 3 Nadeln.
Die linke Seite zeigt den Unterschied und die Elastizität der Naht ist deutlich geringer als bei einer Covernaht, aber im Verhältnis zu einem einfachen Geradstich vorhanden. Den Vorteil den diese Nadel hat, liegt in der Designmöglichkeit in Verbindung mit Ziernähten. Das kann man mit einer Covermaschine nicht, da diese keine Quer-Nadelbewegung hat.
Wenn ihr also Spaß habt am Benähen und damit Gestalten von Oberflächen und Stoff, dann solltet ihr einmal diesen Nadeltyp ausprobieren.
Viel Erfolg!
(Kennzeichnung als Werbung - nicht vergütete Produktnennung)