Unterwegs im Museum: PAULINA im Ludwig Forum Aachen
Anne Liebler
Seit Wochen begegnete mir auf dem Bahnhof das Plakat zur Ausstellung und immer wieder dachte ich, dass ich dieses und jenes so gern machen - sehen - schauen würde... um dann festzustellen, dass die Zeit und Gelegenheit dafür verstrichen war. Das Ende der Ausstellung rückte näher (20.09.2015) und mein Vorsatz - machen und nicht nur wollen - führte mich heute zur Kunst.
ZitatIn zwei Räumen inszeniert die Ausstellung das Wechselspiel von Positiv und Negativ, indem sie auch die Fehlstellen und Nebenprodukte der Kunstwerke sichtbar macht sowie die Bedeutung, die sich durch bloße Ab- oder Anwesenheit ergeben könnte.
Ich gebe zu, kein besonders tiefsinniger Kunstbetrachter zu sein und die Frage: was wollte der Künstler uns damit sagen ... ist für mich nicht immer leicht. Mitunter stelle ich sie nicht, sondern stelle für mich fest, dass ich das Kunstwerk nicht verstehe. Das heißt nicht, dass in einem solchen Falle nicht auch eine Wirkung auf mich stattfindet. Auch Ratlosigkeit oder Erstaunen ist ja bekanntlich eine Reaktion. Als ich in den beiden Räumen ganz nah an den Objekten war, kam ein Mann zu mir - ebenfalls Besucher und fragte mich, ob ich denn die Kunst entdeckt hätte darin?
Ja, das künstlerische Verbinden der handwerklichen Arbeit fand ich spannend.
Im Begleittext ist weiter zu lesen:
ZitatDer Titel Needle/Nadel erweist sich zudem als subversiv. Denn das englische needle bezeichnet nicht nur die Nadel, sondern zugleich die handwerkliche Tätigkeit des Nähens und ein verbal provozierendes Sticheln. Die Nadel ist also Werkzeug und Waffe, sowohl im materiellen wie im emotionalen und sprachlichen Sinne. Ausstellung und Titel beinhalten unterschiedliche Erzählweisen von Arbeit und Produktion, indem eine persönliche, emotionale Ebene hinzugefügt wird.
Beim Gespräch mit der Museumsmitarbeiterin erzählte ich ihr, welche Erinnerungen bei mir wachgerufen wurden. Während der Ausbildung zur Kursleiterin mussten wir einen Baum machen, der aus viele Handarbeitstechniken gestaltet wurde. Ich hatte mich für Wolle und Stoff entschieden und die Krone war - im Kleinformat - dem Teppich ähnlich. Ich weiß noch, wie lange ich für diese vergleichsweise kleine Fläche gebraucht habe und wie viel Ausprobieren und Überlegung nötig war. Die Materialwahl und Verbindung der Techniken, das war nicht einfach. Das war aber keine Kunst, sondern nur Handwerk und Gestaltung. Aber diese Erinnerung brachte mich dazu, voller Respekt und Anerkennung vor den Exponaten der Künstlerin zu stehen.
Im Moment, vor allem beim Betrachten der Bilder wirkt der Museumsbesuch nach. So richtig weiß ich nicht, ob ich die Botschaften der Künstlerin wirklich alle empfangen habe. Beeindruckt haben mich die Modelle, auch wenn ich nicht dringend immer schööön... gesagt hätte. Das Kunsthandwerk konnte ich ganz nah sehen.
Ich bin froh, da gewesen zu sein.
Ludwig Forum
Jülicher Straße 97–109
52070 Aachen
Es werden auch nichttextile Arbeiten gezeigt. Schnittmuster aus Keramik.
Die kleine Diskussion dazu könnt ihr hier lesen.