Ich bitte :) Platz zu nehmen: Stoffhocker als "Stoffresteschlucker"
Anne Liebler
Da ich über die ersten Sitzmöbel auch berichtete, möchte ich den Hocker nicht vorenthalten.
Ausgedacht hatte ich mir diese Sitzgelegenheit nicht. Schon vor drei Jahren hatte ich mir diesen Pin bei Pinterest gespeichert. Anschaulich kann man sehen, wie die Nähschritte zu vollziehen sind. Das Schnittmuster kann man ersehen, genaue Angaben dazu sind jedoch nicht vorhanden. Aber es zu konstruieren ist nicht schwer. Das ist, wie ich gern im direkten Gespräch augenzwinkernd sage, "angewandte Geometrie".
Beim Erstellen braucht man die klare Vorgabe des zukünftigen Durchmessers und die Wunschhöhe. Mir half ein nicht wirklich oft benutzter großer Pizzazteller den Durchmesser zu übernehmen. Den Umriss überträgt man auf ein Stück Papier dass dann dreimal jeweils in der Mitte gefaltet wurde. Das ergibt acht "Tortenstücke". Zwei davon habe ich mir ausgeschnitten.
Da ich gern eine Sitzhöhe von 40 cm wollte, war ein Stück von 15 cm Breite und 40 cm Länge das Zwischenteil, welches die Höhe ergibt. Das "Tortenstück" war etwas schmaler, dafür am unteren Rand rund. Diese Rundung kann man bedenkenlos begradigen und die beiden Keile und das Höhenmaßstück zusammenkleben. Mit Nahtzugaben werden dann jeweils acht Teile gleichgroß ausgeschnitten.
Ich habe alle Teile komplett mit Volumenvlies unterlegt und mit der Overlock versäubert. Anschließend habe ich jeweils vier Teile zusammengenäht und dann wie im Bild bei Pinterest die beiden Hälften. Eine Seitennaht behielt eine ausreichend große Wendeöffnung. Eingefüllt habe ich nach ganz unten den Pizzateller, der nun für geraden Stand sorgt (kein Porzellan oder Steingut - er ist aus Edelstahl). Gaaaanz viele Stoffreste, vom Sofabeziehen übrig gebliebene Volumenvliesreste, Reste eines Sitzsackes (Styroporperlen in verschlossenen Beutel) gut in der Mitte positioniert und ganz oben der Inhalt eines Füllwattebeutels habe ich in den Bauch des Hockers gestopft. Dabei muss man immer mal schauen, dass die Form rund bleibt und die Stoffteile nicht zu Klumpen werden (Tipp am Rande: wenn die Reste zu groß sind, hilft es sie in Streifen zu reißen), Wie bei einer Kugel habe ich den Hocker beim Stopfen immer mal seitlich gerollt und den Füllinhalt gleichmäßig damit verteilt.
Als der Hocker einen stabilen, drallen Eindruck machte, habe ich den Wendeöffnung mit der Hand zugenäht. Schlußendlich kam dieser Hockerknopf - gestickt auf der Maschine mit Volumenvlies als Unterlage - oben und unten in die Mitte.
Auch das geht nur mit der Hand anzunähen. Findet ihr das kompliziert (am festen Objekt zu arbeiten), solltet ihr die gebogene Handwerkernadel ausprobieren. Ich habe keine weiteren Ziernähte wie bei der Pinterestinspiration vor. Das würde auch beim benutzten Stoff nicht viel Wirkung haben. Erstaunt bin ich, wie viele Stoffreste und Stoffabfälle ich im Bauch des Hockers sinnvoll verwenden konnte. Er sitzt sich fest und ausreichend stabil für kurze Zeiten. Seinen ersten Test als Fußstütze fürs bequeme Lümmeln hat er heute Abend auch bestanden. Vielleicht habt ihr ja Lust für eigene Varianten und Durchmesser und Höhe. Vielleicht ganz bunt, ganz edel, ganz niedrig und dick? Es würde mich freuen wenn ich einen kleinen Anstoß dazu geben kann.